Wer Grün im Namen hat, gewinnt

Wie die Politauguren prognostiziert hatten, gewannen bei den Wahlen ins Stadtparlament jene Parteien, die den Begriff Grün im Namen tragen: Die Grünen und die Grünliberalen legten je zwei Sitze zu.

Die Grünen verdoppelten ihre Deputation von 2 auf 4 Sitze. Die GLP steigerte sich von 4 auf 6 Sitze und näherte sich damit als mittlerweile etabliert viertstärkste Partei in der Stadt bedrohlich der SVP, die bei den vorletzten Wahlen 2013 noch alleinige Leaderin war.

In beiden Parteien mit erklärt ökologischem Anstrich gibt es in Lenzburg Exponenten mit extrem dogmatischer Ausrichtung und solche mit pragmatischen Ansätzen. Die Grünliberalen sind ja seit den Stadtratswahlen im September und der unbestrittenen Wahl von Barbara Portmann zur Regierungspartei avanciert.

SP überraschend bei den Verlierern

Weil bei der SP die in den Stadtrat gewählte Beatrice Taubert als Zugpferd und Stimmenlieferantin fehlte, verloren die Sozialdemokraten im Einwohnerrat einen ihrer zehn Sitze. Bei der Reihenfolge der SP-Kandidaten überrascht Aussenstehende vielleicht das Vorrücken von Janine Pfister von Listenplatz 12 auf Position 3; als einzige Neugewählte Einwohnerrätin erreichte die populäre Lehrerin und Kulturfrau die 1000-Stimmen-Marke.

Mit Peter Tschanz (erster Ersatz) und Fritz Bryner (nur auf Rang 14) müssen zwei bisherige SP-Einwohnerräte ihren Platz räumen.

Die andern drei grünen Sitzgewinne gingen aufs Konto von stagnierenden oder serbelnden bürgerlichen Parteien. Die SVP, mit einer beschämend kleinen Liste mit nur zwölf Namen angetreten, verlor gleich zwei Sitze und sank mit sieben Mandaten auf den tiefsten Wert seit 1990. Der einzige neue SVP-Einwohnerrat ist mit Manuel Silva ein Rückkehrer. Der ehemalige Niederlenzer Gemeindeammann Maurice Humard, der nun in der Widmi wohnt, erwies sich nicht als Zugpferd und kam nur auf den zweiten Ersatzplatz.

Anstrengungen der FDP belohnt

Entgegen dem Trend in andern Gemeinden behauptete die FDP Lenzburg ihre Position. Sie konnte ihre 9 Sitze locker verteidigen, was vor allem dem engagierten Wahlkampf zu verdanken ist. Nicht weniger als 30 Kandidaten wurden mobilisiert, und zwar keineswegs Listenfüller, sondern gezielt Vertreter von angesehenen Vereinen, Organisationen und Gruppen mit einem breiten Beziehungsnetz. Stellvertretend dafür steht der bestgewählte neue FDP-Einwohnerrat Marcel Strebel. Der Präsident der Offiziersgesellschaft, ehemalige Präsident der Stadtmusik und engagierte Jugendfestler preschte von Listenplatz 28 auf Position 7 vor.

Dass sich die Freisinnigen im Vorfeld mit Parolen aus dem grünen Spektrum beim Wahlvolk anbiederten, kann man der Taktik zuschreiben. Schon lange in diesem Teich fischt in Lenzburg Die Mitte. Die ehemalige CVP konnte die mit der Vereinigung mit der BDP erreichten vier Sitze verteidigen, wobei der ehemalige BDP-Mann Raphael Rudolf abgewählt wurde und der Textilfachfrau und Unternehmerin Iris Bachmann Platz macht.

Die gewählten Lenzburger Einwohnerräte

SP (9, –1): Julia Mosimann 1378 Stimmen, Remo Keller 1164, Janine Pfister (neu) 1071, Annette Sikyr 1052, Franck Robin 1042, Martin Killias 1021, Thomas Schär 972, Fabian Würmli (neu) 929, Ivanka Basic 923.

SVP (7, –2): Brigitte Vogel 1276, Corin Ballhaus 939, Michael Häusermann 928, Manuel Silva (neu) 833, Markus Thöny 816, Rudolf Baumann 764, Hans Holliger 744.

FDP (9): Heiner Cueni 1132, Corinne Horisberger-Buri 1087, Francis Kuhlen 978, Christoph Nyfeler 967, Urs Willener 954, Kaspar Schoch 892, Marcel Strebel (neu) 825, Ruby Nina Häusermann (neu) 786, Philippe Minnig (neu) 774.

GLP (6, +2): Beat Hiller 871, Chantal Toker-Bieri 856, Adrian Höhn 790, Dominique Guindo (neu) 704, Tim Güttinger (neu) 665, Roland Locher (neu) 570.

Die Mitte (4): Christina Bachmann-Roth 919, Daniel Blaser 550, Iris Bachmann (neu) 541, Filomena Hostettler 535.

Grüne (4, +2): Lukas Häusler 1119, Regula Züger Caceres 788, Anja Kroll (neu) 695, Anna-Lena Draths (neu) 672.

EVP (1, –1): Daniel Frey 369.