Wegen Corona: Kein Jubiläum der Chlausklöpfer in diesem Jahr
Brauchtum: Es war abzusehen. Aufgrund der unsicheren epidemiologischen Lage müssen auch die Hüter des uralten Brauchs klein beigeben. Geklöpft wird, wenn überhaupt, nur in den Gemeinden. So wird auch kein Regionalfinal durchgeführt. Innovativ zeigt man sich in der Krise in Lenzburg.
Hanspeter Gehrig hatte seine liebe Mühe mit der Schutzmaske. Während der Sitzung der regionalen Chlausklöpf-Delegierten im Egliswiler Schulhaus beschlug wegen des Dings aus schwarzem Stoff immer wieder seine Brille. Schliesslich legte Gehrig den Mund- und Nasenschutz ab, stellte sich ganz nach hinten an die Wand und leitete so das Treffen. «Wir führen hier einen legalen Abend durch», so der Präsident der regionalen Chlausklöpf-Organisation mit einem jetzt zu sehenden Schmunzeln, «die Abstände zwischen den Stühlen bei euch hinten stimmen, ich stehe weit genug weg. Alles coronakonform.»
Gerne hätte Gehrig den Vertretern aus den einzelnen Gemeinden fröhlichere Botschaften übermittelt als die ersatzlose Streichung des diesjährigen Regionalfinals. «Das tut auch mir weh», so der Präsident, aber wegen der heiklen Lage wäre alles andere unverantwortlich gewesen. Besonders bitter: Heuer hätte der Traditionsanlass zum dreissigsten Mal durchgeführt werden können. Noch frisch sind die Erinnerungen an den letztjährigen Event in Hunzenschwil. Bei bestem Wetter kürten 177 Teilnehmende jeden Alters die Besten ihres Fachs, die gut gelaunten Zuschauer standen in Dreierreihen und reckten die Hälse. Tempi passati.
Gehrigs Appell an seine Kollegen lautet trotz der schwierigen Situation, dass in den Gemeinden geklöpft werden soll. «Einen Winter lang nichts zu tun, wäre das Schlimmste», so der Präsident. Einzelne Gemeinden planen gewisse Events, andere überhaupt keine. Gross zu planen, mache keinen Sinn, so ein Teilnehmer nach dem Ende der knapp zweistündigen Sitzung, es sei ja unmöglich vorauszusagen, wie sich die ganze Coronapandemie in den nächsten Wochen entwickeln werde.
Virtueller Wettbewerb in Lenzburg
Spezielle Zeiten erfordern spezielle Lösungen. So in etwa geht man in Lenzburg mit der ganzen Problematik um. Laut Manuel Silva von den Chlausklöpfern der Region Lenzburg werde man wegen der Coronapandemie auf eigentliche Wettbewerbe verzichten. «Aber dennoch wollen wir, dass geklöpft wird. Einfach in kleinerem Rahmen.» Laut Silva wolle man die Bevölkerung animieren, in den Quartieren zu klöpfen und die Leistungen auch öffentlich zu zeigen. «Zu dem Zweck lancieren wir auf Social Media einen Online-Wettbewerb. Jeder und jede kann ein Video von seinem Beitrag einreichen, welches wir dann auf unsere Facebook-Seite und auf Instagram stellen.» Der Fantasie der Teilnehmenden sind übrigens keine Grenzen gesetzt. «Wir werden die allgemein gültigen Bewertungskriterien natürlich anpassen», so Silva. Sollte jemand tatsächlich auf seinem Skateboard im weissen Kreis stehen und so klöpfen, dann sei das auch in Ordnung. Silva: «Hauptsache, die Leute klöpfen.»
Nächstes Regionales 2021 in Seon
Allem Coronaärger und allen Unwägbarkeiten zum Trotz blicken die Chlausklöpfer positiv in die Zukunft und freuen sich auf das kommende Jahr. Gehrig: «Wir werden im nächsten Herbst wieder unsere Wettbewerbe durchführen, wir werden wieder den Regionalfinal veranstalten. Es geht weiter.» Die Austragungsorte der nächsten «Chlausklöpf-Masters» sind bekannt: 2021 werden in Seon die Besten des ganzen Bezirks gekürt, 2022 in Staufen und 2023 in Egliswil. Ein Lächeln huscht über Gehrigs Gesicht. Vorfreude ist eben doch die schönste Freude.
Uraufführung des neuen Lehr-Videos für künftige Chlausklöpfer
Gespannt warteten die Anwesenden auf das vierte und letzte Traktandum des Abends, das da lautete «Chlausklöpf-Video». Leser dieser Zeitung erinnern sich: Ende Februar produzierten die Chlausklöpfer des Bezirks einen Film, welcher Bewertern und Aktiven gleichermassen eine Hilfe sein soll.
«Es geht in erster Linie darum, ein Instruktionsvideo für Punkterichter zu erstellen», erklärte Hanspeter Gehrig, Präsident der regionalen Chlausklöpf-Organisation, damals während der Dreharbeiten auf dem Gelände der Firma Oel Brack nahe der Autobahn.
Vergangene Woche wurde das 7000 Franken teure Werk anlässlich der Sitzung in Egliswil uraufgeführt. Entstanden ist ein gut gemachter, informativer Querschnitt durch alle möglichen und unmöglichen Situationen während eines Wettkampfs. Natürlich sind in erster Linie gekonnte Einlagen von Hauptdarsteller Thomas Wassmer zu sehen, aber nicht nur. Einmal schleift ein Darsteller die Geissel ein paar Meter am Boden nach, ein anderes Mal verheddert er sich beim Klöpfen. «Wir haben bewusst nicht nur gute Vorführungen zeigen wollen, sondern auch unkorrektes Klöpfen», sagt Gehrig.
Kaufen kann man den in vier Teile gegliederten und rund 14 Minuten langen Film nirgends, auf eine kostspielige DVD-Produktion habe man bewusst verzichtet. «Wir schalten den Film in den kommenden Tagen auf unserer Homepage auf. Dann kann man ihn gratis anschauen.» Und hoffentlich den einen oder anderen Trick für die irgendeinmal wieder startenden Wettbewerbe abschauen. (rubu)
Weitere Informationen und ein Video zum Thema kann man auf www.chlauschloepfe.ch. herunterladen.