Wasser trotz Cholorothalonil trinkbar

Informierte über Chlorothalonil: Markus Blättler, Geschäftsführer der SWL Wasser AG, mit einem Glas Lenzburger Wasser, einem Blatt mit Chemie-Formeln und Erdbeeren. Foto: Fritz Thut
Informierte über Chlorothalonil: Markus Blättler, Geschäftsführer der SWL Wasser AG, mit einem Glas Lenzburger Wasser, einem Blatt mit Chemie-Formeln und Erdbeeren. Foto: Fritz Thut

Versorgung: Wie fast überall im Mittelland sind im Lenzburger Wasser Abbauprodukte des Pflanzenschutzmittels Chlorothalonil nachzuweisen. Gemäss dem Amt für Verbraucherschutz kann das Trinkwasser jedoch ohne Bedenken getrunken werden.

Jahrelang wurden vor allem in der Landwirtschaft Pflanzenschutzmittel mit dem Wirkstoff Chlorothalonil eingesetzt. Dieser Stoff gilt als potenziell krebserregend – und ist deshalb seit Jahresbeginn verboten.

Verschiedene und immer neu zu bestimmende Chlorothalonil-Abbauprodukte sammeln sich im Grundwasser und können dort mit immer besseren Analysemethoden nachgewiesen und gemessen werden. Bei einem Stoff wird im Trinkwasser des städtischen Versorgers SWL Wasser AG der vom Bund festgelegte Höchstwert überschritten.

Ein Sorgenkind

«Das Abbauprodukt R471811 ist unser Sorgenkind», sagt Markus Blättler, der Geschäftsführer von SWL Energie AG und SWL Wasser AG. Vom nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen als «nicht krebserregend» eingestuften Stoff wurden Ende Juni bei den Grundwasserfassungen Hard I und Hard II, die rund 85 Prozent des Lenzburger Wassers liefern, Werte von 0,63 und 0,48 Milligramm pro Liter gemessen. Der Grenzwert liegt bei 0,1 Mikrogramm pro Liter.

Trotz diesen Zahlen «kann das Lenzburger Wasser weiterhin ohne Einschränkungen konsumiert werden», beruhigt Blättler die Bevölkerung und auch die Grosskunden. Nicht zuletzt wegen Nachfragen aus der in Lenzburg stark vertretenen Lebensmittelbranche will die SWL Wasser AG offensiv über die Situation informieren. Bei der Firma Hero sprachen die Verantwortlichen der SWL Wasser AG  sogar persönlich vor: «Wir wollen transparent sein», lautet das SWL-Credo.

Die beruhigenden Aussagen stützen sich auf kompetente Stellen des Kantons. «Eine Höchstwertüberschreitung bedeutet nicht, dass eine unmittelbare Gesundheitsgefährdung besteht», wird in einer Medienmitteilung Irina Nüesch, die Leiterin der Sektion Trink- und Badewasser des Aargauer Amts für Verbraucherschutz zitiert.

Warten statt aufbereiten

Nahezu alle Bezüger von Grundwasser sind von dieser Problematik betroffen; Lenzburg ist also kein Einzelfall. Gemäss Markus Blättler gibt es momentan noch keine «nachweislich wirksame und wirtschaftlich vertretbare Aufbereitungsmethode».

Das Zumischen von Quellwasser würde den R471811-Wert nur unwesentlich senken und der Ersatz von Grundwasser durch Wasser aus nicht betroffenen Gebieten ist ebenfalls keine Option. 450 Tanklastwagen wären dazu jeden Tag nötig, hat Blättler ausgerechnet.

Da hilft nur abwarten. Mit dem erfolgten Verbot nimmt die Konzentration im Grundwasser ab. Bis die inkriminierten Stoffe durch Auswaschung derart verdünnt sind, dass die Grenzwerte eingehalten werden können, dauert es laut Blättler etwa drei Jahre.

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