Vorlage angenommen – zufrieden waren aber wenige

Einwohnerrat Vergangene Woche tagte der Einwohnerrat zum letzten Mal in diesem Jahr. Die Stimmung war interessant.

Helene Thürig bekommt von Daniel Mosimann die Silbermedaille.Foto: Rinaldo Feusi
Helene Thürig bekommt von Daniel Mosimann die Silbermedaille.Foto: Rinaldo Feusi

Das Zähneknirschen der Einwohnerräte muss vom Lenzhard bis zur Schützi hörbar gewesen sein. Doch der Reihe nach: Der Stadtrat plant, auf der Schützenmatte einen dritten Schulstandort zu realisieren. Als Folge dieses Vorhabens entstand eine für den Einwohnerrat umstrittene Vorlage. Zwar betraf der Antrag des Stadtrats keinen eigentlichen Standortentscheid, faktisch hing jedoch beides eng zusammen. Die Vorlage umfasst einen Kredit von 493000 Franken für eine Containererweiterung sowie ein provisorisches Sporthallenmodul beim Oberstufenzentrum Lenzhard und zusätzlich 246000 Franken für eine Bauherrenunterstützung. Die GPFK befasste sich im Vorfeld mit dem Geschäft, blieb jedoch gespalten und verzichtete daher auf eine Empfehlung. Ivanka Bašić (SP) vertrat die befürwortende Hälfte: «Die Vorlage erscheint alternativlos. Doch der Beizug vieler Interessengruppen zeigte die Ergebnisoffenheit des Prozesses.» Sie habe jedoch Verständnis für die Gegner. Für die ablehnende Seite sprach Corin Ballhaus (SVP): «Das Dilemma hat sich der Stadtrat selbst zuzuschreiben. 2023 merkte man plötzlich, dass doppelt so viel Schulraum nötig ist wie angenommen.» Sie und weitere opponierende Mitglieder der GPFK warnten vor «einer gewaltigen Kostenlawine». Janine Pfister (SP) erinnerte daran, dass die Schule Klarheit und Lösungen brauche. Und Sigrid Schärer (Grüne) hielt fest: «Seit Jahren verlangen wir nach Lösungen. Nun schafft sie der Stadtrat – und es ist wieder nicht recht.»

Erster Votant der Gegner war Michael Häusermann (SVP). «Seit zehn Jahren knackt es an allen Enden bei der Schulraumplanung. Es ist der Wurm drin.» Das Kanti-Projekt bezeichnete er als «Prestigeprojekt», das die gesamte Schulraumplanung blockiere. Während man im Zentrum auf eine Kanti hoffe, müssten die eigenen Kinder auf die Peripherie ausweichen. «Wie ein kleines Kind am Nuggi» halte der Stadtrat an der Kanti fest. Auch Francis Kuhlen (FDP) zeigte sich kritisch gegenüber dem Entscheid und der Vorlage. Er wolle jedoch «eine Brücke schlagen», wie er sagte. Mit einem Änderungsantrag schlug er vor, den Kredit für die Bauherrenunterstützung auf 280000 Franken zu erhöhen, um die prognostizierten Schülerzahlen erneut zu validieren und die Verdichtung an bestehenden Schulstandorten nochmals zu prüfen. Sein Antrag wurde abgelehnt. Nach einer weiteren Debatte ergriff Marcel Strebel das Wort. Er vertrat eine andere Sicht als seine Fraktionskollegen – und auch als die SVP. Man gewinne nichts, wenn man auf Zeit spiele. «Glaubt in diesem Raum wirklich jemand, dass eine erneute Vorlage besser sein würde?» Es waren keine zuversichtlichen Worte.

Schliesslich wurde die Vorlage des Stadtrats angenommen. Relativ klar – doch der Schein trügt. Auch nach der zähneknirschenden Zustimmung zeigt sich kaum jemand zufrieden mit dem Vorgehen und der Art der Kommunikation des Stadtrats in dieser Affäre. Ein Standortentscheid für die Schule wurde nicht gefällt, doch der Standpunkt des Einwohnerrats wurde deutlich. Nicht wenige Räte aller politischen Couleur bemängelten in Gesprächen mit dem Lenzburger Bezirks-Anzeiger, sie und auch grosse Teile der Bevölkerung würden sich unzureichend informiert fühlen. Ohne transparente Kommunikation auf Augenhöhe gegenüber Stadtparlament und Bevölkerung dürfte das Schulprojekt auf der Schützenmatte schwer zu realisieren sein.

Andere Vorlagen gaben weniger zu reden

Mit deutlicher Mehrheit hat der Einwohnerrat hingegen die übrigen Geschäfte gutgeheissen – darunter den Kredit von rund 1,57 Millionen Franken für die Belagssanierung und den Ausbau der Aarauerstrasse. Auch hier scheiterte ein Änderungsantrag: Marcel Schäli (SVP) wollte auf die Pflästerungen und Randabschlüsse sowie die dafür vorgesehenen 330000 Franken verzichten.

Helene Thürig ist Ehren-Lenzburgerin

Die letzte Sitzung des Einwohnerrates begann allerdings mit einem erfreulichen Akt: Helene Thürig wurde zur Ehrenbürgerin ernannt – als Zeichen der Anerkennung für ihr langjähriges Wirken zugunsten der Stadt. Die 68-Jährige ist Organistin, Pianistin und Klavierlehrerin. Seit Jahrzehnten engagiert sie sich in Lenzburg musikalisch, gesellschaftlich und politisch. «Ich danke herzlich, dass mir diese Ehre zuteilwird», sagte sie. In Lenzburg habe sie eine Heimat gefunden.

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