Voller Energie: Superpower
Wenn Himmel und Hölle beben, Blitz und Donner den Tag zur Nacht machen, tosende Wogen und heftige Sturmböen wüten und sich ganze Meere teilen, Feuersäulen lodern, Sträucher brennen und die Welt aus den Fugen zu geraten scheint, dann kann dieses Donner und Doria eigentlich nur folgenden Quellen entstammen: der Bibel, Comics, Fantasyfilmen oder der Tagesschau.
Zugegeben, diese Aufzählung in einem Atemzug ist doch ziemlich gewagt. Die aufwühlende Realität aus letzterem Kanal möge hier für einen Moment ausgeblendet werden. Doch es ist wohl gerade diese Betroffenheit, ja die persönliche Ergriffenheit, welche die sakrale und die profane Erzählung so stark verbindet und gleichzeitig voneinander trennt. Schnitt.
Klar, was die Stichwörter «Comic» und «Superpower» als Erstes hervorrufen: Superman, Wonderwoman und Co., sprich: Superheldinnen und -helden, wie sie Netflix nur zu oft ins eigene Wohnzimmer projiziert. Die Story dürfte auch schnell analysiert sein, wenn Superkräfte die Naturgesetze aushebeln. In Comicheften wie auf orthodoxen Holztafeln werden nämlich epische Kämpfe von Gut und Böse – mal mehr, mal weniger tödlich – ausgefochten. Zwischen Himmel und Hölle «fighten» da Superheroes versus Villains, in «Bibelsprache» Engel gegen Dämonen, Heilige gegen Teufel, Gott versus Satan um Leben und Tod, schlussendlich um (Seelen-)Frieden, Freiheit und die Erlösung von der ewigen Verdammnis.
Dass dieser Plot von Mickey und Donald weit entfernt ist, wird deutlich. Die Ernsthaftigkeit von Comic als eigenständige Kunstform und mit eigenem Forschungsfeld zeigt etwa die neu eröffnete Ausstellung «Superpower» im Ikonenmuseum des Museums Burghalde in Lenzburg.
Eine ketzerische Frage sei hier aber vergönnt: Sind moderne Superheroes eigentlich orthodoxe Heilige, bloss modisch gepimpt?
«Voller Energie». Hier stellen Mitarbeitende des Museums Burghalde Lenzburg jeweils in der ersten Ausgabe des Monats spannende Geschichten und originelle Fundstücke aus dem weiten Themenfeld «Energie» vor.