Salzkorn: Lottomillionär
Letzte Woche habe ich in den Ferien am Bahnhofkiosk an der Lenk einen Lottoschein gekauft. Einmal Euromillions spielen kostet Fr. 3.50. Im Jackpot waren 54 Millionen. Aus irgendeinem Grund überkam mich das Gefühl, dass die Sterne es gut mit mir meinen. Ich war sicher, dass ich gewinnen werde.
Ich nahm mir vor, zuerst einen nigelnagelneuen VW-Bus zu kaufen. Allrad, handgeschaltet (eine Vorliebe von mir) und hellblau sollte er sein. Meinen alten Volvo, ebenfalls hellblau, würde ich aufwendig restaurieren lassen. Und Ferien würde ich fortan nur noch in Grandhotels der Belle Epoque machen. Zum Auftakt gleich mal drei Wochen im Hotel Waldhaus in Sils, in dem ich noch nie war, aber von dem ich viel gehört habe. Überhaupt würde ich mir regelmässig unbezahlte Ferien leisten.
Die Lenzburger würden sich über meinen ausserordentlichen Steuerbetrag freuen, der aufgrund meines immensen Lottoeinkommens fällig würde. Vielleicht könnten wir ein Hallenbad bauen, überlegte ich. Die Gesellschaftskommission hatte es in einer Umfrage als Bedürfnis der Lenzburger Bevölkerung ausfindig gemacht. Vielleicht könnten wir den Steuerfuss senken.
Am Samstagmorgen wollte ich die Zahlen mit grosser Zuversicht überprüfen. Doch der Lottoschein war nicht mehr auf dem Schränkchen, auf dem ich ihn am Vorabend abgelegt hatte. Ich fand ihn mit Erleichterung wenige Minuten später in meinem Portemonnaie. Nicht auszudenken, wie es gewesen wäre, wenn ich aufgrund eines Fotos des Scheins gewusst hätte, dass ich die richtigen fünf Zahlen plus zwei Zusatzzahlen gewählt und also 54 Millionen gewonnen hätte, der Schein aber nicht mehr auffindbar gewesen wäre.
Ich verglich also die Zahlen. Und stellte fest: 15 ist die einzige Zahl, die ich richtig getippt hatte. Ich ging zu meinem grossen Erstaunen leer aus.