Salzkorn: Festhalten
Die berühmte Aufräumerin Marie Kondo sagt, man solle nur Gegenstände behalten, die einen glücklich machen, wenn man sie in die Hand nimmt.
Und so frage ich mich also: Macht mich das Mini-Racletterechaud inklusive Mini-Grill für zwei Personen noch glücklich? Ich habe es kürzlich beim Aufräumen entdeckt. Längst hatte ich vergessen, dass ich es überhaupt besitze. Ich nehme es in die Hand und erinnere mich, dass es damals in meiner Mansarde am Turnerweg im Single-Alltag ideal war. Etwa um mein Date zu bekochen, ohne kochen zu müssen.
Jetzt, bald zwei Wohnadressen weiter, finde ich: Dieses Öfeli muss ein Haus weiter. Aber nicht in unseres. Und da wir noch eines für sechs Personen im Chuchichästli stehen haben, ist der Entschluss der Trennung schnell gefasst.
Kurz vor dem Jahreswechsel ist für mich jeweils der Zeitpunkt, mir Vorsätze für das neue Jahr zu überlegen. Ich nehme mir vor: 2022 soll ein geordnetes Jahr werden. Ich will versuchen, den ausgemisteten Haushalt ausgemistet zu halten. Kein einfaches Unterfangen, habe ich doch ein tiefes Sammelbedürfnis. Dinge wegzuwerfen, fällt mir schwer, und sei es nur ein Zeitungsausschnitt mit einem speziellen Zitat oder ein schöner Ast, den ich von einer Wanderung mitgenommen habe.
Viele sagen, Neujahrsvorsätze seien zum Scheitern verurteilt. Bei mir ist das nicht so, seitdem ich sie aufschreibe. Ich nahm mir im letzten Jahr vor, die Bibel zu lesen und mich mehr zu bewegen. Beides ist gelungen, ich laufe immer noch regelmässig auf den Staufberg und in der Bibel stehe ich tief im neuen Testament beim zweiten Korintherbrief, also kurz vor Schluss. Marie Kondo sagt, man solle alles in die Hände nehmen. Bei mir gilt: Alles, was ich mir vornehme, schreibe ich auf. Nur schon darum, dass ich es nach Abschluss des Tasks zufrieden durchstreichen kann.