Salzkorn: Baustelle Lenzburg
Lenzburg hat gewählt. Ende September den Stadtrat, Ende November den Einwohnerrat. Die neu- und wiedergewählten politischen Führungskräfte, insbesondere die Stadtratsmitglieder, stehen vor zugleich spannenden und dankbaren, aber auch schwierigen und mühevollen Herausforderungen. Gemeinsamer Nenner: «Baustelle Lenzburg». Gemeint sind Baustellen im wörtlichen und im übertragenen Sinne. Spannend und dankbar sind die Herausforderungen, weil sie reichlich Verbesserungs- und damit auch Gestaltungs- und Profilierungspotenzial bieten. Schwierig und mühevoll, weil es insbesondere bei den politischen Baustellen viel zu reparieren, zu sanieren oder gar abzureissen und neu aufzubauen gibt.
Bei den realen Baustellen bereiten dem Stadtrat vor allem grössere, prominente Verdichtungsprojekte stadtbildmässig und juristisch Mühe: in der Aavorstadt, am Graben und am Stadtgässli muss die Bauherrschaft – teilweise nach langwierigen und aufwändigen Planungsprozessen – neue, besser in die Umgebung passende Projekte entwickeln. Derweil kann mit realen städtischen Baustellen im Schulbereich erst verspätet begonnen werden, weil die Schulraumplanung, eine Baustelle im übertragenen Sinne, vom Stadtrat vertrödelt wurde. Weitere Baustellen, die da sind: die Rückführung der entgleisten Revision der Bau- und Nutzungsordnung aus dem (Un-)Ermessensspielraum in ein vor allem Rechtssicherheit schaffendes Gesetzeswerk; der Neustart der im Sand verlaufenen Verwaltungsreform Lenzburg 21; und natürlich die strukturell und führungsmässige Grossbaustelle Stadtbauamt.
Gefragt sind gute Planung, solides Handwerk und umsichtige Leitung. Bei einigen Politik- und Verwaltungsbaustellen wird es vermutlich sogar schweres Gerät brauchen, um auf- und wegzuräumen – aber sicher auch innovative, kreative Ideen. Gespannt darf man sein, wie die frischen Kräfte im Stadtrat ihre Baustellen angehen werden – und ob die verbleibenden Baustellenverantwortlichen nun plötzlich neue, bis dato noch unbemerkt gebliebene Fähigkeiten offenbaren können.