Röntgenzimmer im Tresorraum
Lenzburg Am nächsten Montag öffnet die «Praxis im Lenzhof». Damit verbessert sich die hausärztliche Grundversorgung in der Stadt.
Das Angebot von Hausärzten hat in Lenzburg nicht mit der Entwicklung der Einwohnerzahlen Schritt gehalten. Im letzten April war der Mangel sogar Thema der Kolumne «Salzkorn» auf der Frontseite dieser Zeitung.
Auf diesen Artikel beruft sich Gesundheitsunternehmer Fabian Müller, der mit der Lancierung der «Praxis im Lenzhof» einen Beitrag gegen die «drohende Versorgungslücke in der medizinischen Grundversorgung in Lenzburg» leisten will. Müller selbst ist nicht Arzt, sondern seine Firma Enzian Health will «jungen Ärzten helfen, selbstständig zu werden».
Dies passiert auch in Lenzburg mit der Eröffnung des neuen Gesundheitszentrums. Hier unterstützten Müller und sein Geschäftspartner Joel O’Neill den lokal gut vernetzten Hausarzt Marc Meili bei der Standortsuche, bei der Finanzierung, bei Verhandlungen mit Liegenschaftseigentümern, bei der Koordination der Umbauarbeiten und Lieferanten und mit der Bereitstellung einer zeitgemässen IT-Infrastruktur. Fabian Müller: «Wir verstehen uns als eine Art Geburtshelfer der Praxis und unterstützen die Ärzte dann auch im laufenden Betrieb.»
Im ehemaligen «Hypi»-Hauptsitz
«Junge Ärzte sind Mangelware», sagt der Enzian-Health-Gründer, doch hat er eine Trendwende ausgemacht: «Man muss ihnen attraktive Arbeitsbedingungen bieten und sie in der Administration maximal entlasten», dann wird laut Müller die Tätigkeit in der Hausarztpraxis reizvoller.
Dies gilt auch für die «Praxis im Lenzhof». Der leitende Arzt Marc Meili und seine Kollegin Magdalena Schaub, beide mit der Region Lenzburg eng verbunden, wirken hier an einem geschichtsträchtigen Ort. 1914 wurde der Lenzhof an der Bahnhofstrasse als erster fixer Hauptsitz der Hypothekarbank Lenzburg eingeweiht.
Für die neuen Verwendungen dieser Räume wurden Täfer und Stuck dank grosszügiger Unterstützung des Grundeigentümers Lenzhof AG restauriert und damit die schönen Bogenelemente der Decken wieder hervorgeholt. In der für den Platz Lenzburg typischen Manier wurde in die alten Gemäuer stilgerecht ein Lift eingebaut.
Umfassendes Gesundheitszentrum
Die frühere Nutzung ist nach der umfassenden Auffrischung der Räume weiter spürbar: Im Untergeschoss ist das Röntgenzimmer im ehemaligen Tresorraum eingebaut und kann so von den ohnehin schon dicken Mauern profitieren. Im Obergeschoss, wo ab Mai Spezialisten für Kardiologie, Rheumatologie und Orthopädie ihre Arbeit aufnehmen, ist der Empfang im früheren Direktorenzimmer eingerichtet.
Die «Praxis im Lenzhof» wird zum Gesundheitszentrum auf drei Etagen. Im Untergeschoss bieten Sarah und Nils Metzger (bisher Seon) Physiotherapien an. Ebenerdig befinden sich Empfang, Labor und Behandlungszimmer. «Drei bis vier weitere Hausärzte haben hier Platz», so Fabian Müller. Das Lenzburger Manko gehört damit hoffentlich bald der Vergangenheit an.