«PingPongParkinson»: Medaillensegen für Lenzburger
Sport und Inklusion Mit «PingPongParkinson» wurde ein Angebot geschaffen, das Parkinson-Betroffenen ermöglicht, gemeinsam Tischtennis zu spielen. Kürzlich kehrte das Lenzburger Team von der Weltmeisterschaft in Italien zurück – mit den Taschen voller Edelmetall.

Es geht uns um die Freude am Sport», erklärt Tina Fischer. Sie lebt mit Parkinson und kam mit dreifachem Edelmetall von der Tischtennis-Weltmeisterschaft für Parkinson-Betroffene im italienischen Lignano Sabbiadoro zurück: Bronze, Silber, Gold. «Während des Spielens fühlt es sich an, als gebe es keine Krankheit», ergänzt Felix Berz. «Ich kann das nicht erklären. Es ist einfach so.» Auch er lebt mit Parkinson – und auch er war erfolgreich. Zusammen mit Tina Fischer holte er im Doppel Silber.
«Parkinson macht mich langsamer. Die verzögerte Muskelansteuerung ist im Alltag spürbar. Beim Tischtennis passiert alles intuitiv und reflexartig», führt er weiter aus. Parkinson ist bis heute unheilbar und entwickelt sich meist langsam. Die Krankheit zeigt sich vor allem in zunehmend verlangsamten und unsicher wirkenden Bewegungen. Aussenstehende deuten diese Signale oft falsch, was für Betroffene belastend sein kann. «Aus solchen Situationen entsteht nicht selten Scham, die zu sozialem Rückzug führen kann», erklärt Tina Fischer. Der Rückzug wiederum reduziert die Bewegung im Alltag – und beschleunigt damit den Krankheitsverlauf.
Mediziner sind sich aufgrund fehlender Studien noch uneins über den medizinischen Nutzen von Tischtennis für Parkinson-Patientinnen und -Patienten. Die Parkinson-Gruppe des Tischtennisclubs Lenzburg ist sich jedoch einig: Die Trainings würden helfen – körperlich wie seelisch. «Wir gehen nach den Trainings auch gerne noch etwas essen oder trinken», sagt Trainerin Elisabeth Schmid. «In der Gruppe fühlen wir uns nicht beobachtet, sondern wie ‹normale› Leute», erläutert Felix Berz.
Eine Medaille jagt die nächste
Der Tischtennisclub (TTC) Lenzburg trainiert jeweils am Freitagabend. Die Parkinson-Gruppe übt jeden zweiten Freitag, einmal im Monat mit einem professionellen Trainer. Im Verein schätzt man sich gegenseitig. Aktuar Silvan Lauper sagt: «Wir sind stolz auf die grossartigen Erfolge. Wir sind am Ende ein Verein.»
Dass es nun zu einem regelrechten Medaillenregen gekommen ist, überrascht die Gruppe dennoch, wie sie zugibt. «Natürlich spiele ich, um zu gewinnen», meint Heidi Frey Arabi Katbi. «Aber dass wir so gut sind, hätten wir nicht gedacht.» Auch Tina Fischer, die im Einzel Gold holte, sei völlig überrascht gewesen. «Ich begann zu spielen und habe mein erstes Spiel gewonnen», erklärt sie. «Dann wusste ich: Edelmetall ist möglich. Ich war komplett überrascht.»
Insgesamt holten Tina Fischer und Heidi Frey Arabi Katbi Bronze im Damen-Doppel. Fischer gewann zudem Gold im Damen-Einzel und zusammen mit Felix Berz Silber im Mixed-Doppel. Heinz Vontobel sicherte sich Silber im Einzel, und Susann Frei sowie Ursula Frydenlund holten Bronze im Damen-Doppel.
«PingPongParkinson» verbindet über die Grenzen
Die Idee von «PingPongParkinson» hat ihren Ursprung in den USA, wo Nenad Bach 2017 eine Non-Profit-Organisation gründete, um Tischtennis als Form der physikalischen Therapie bei Parkinson einzusetzen. Die Idee verbreitete sich rasch und erreichte nach ersten Erfolgen in Deutschland auch die Schweiz. Im Frühling 2021 entschloss sich eine Gruppe aus dem Verein Move4ypd, an der Weltmeisterschaft in Berlin teilzunehmen. Sie nahm das Training auf und gründete in Luzern die erste regelmässige Trainingsgruppe. In der Folge entstanden in weiteren Kantonen eigene Angebote, die sich ebenfalls auf das gemeinsame Tischtennisspiel konzentrieren. 2024 entstand der Verein PingPongParkinson Schweiz. Er organisiert Kurse, Trainings und Turniere und pflegt die Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen im In- und Ausland. Die Angebote richten sich an Menschen mit Parkinson, die Bewegung, Austausch und Struktur in ihren Alltag integrieren möchten.



