Mit Legosteinen Kindergarten bauen
Lenzburg Die einst in Meisterschwanden wohnhafte Marielle Furter lebt seit sechs Jahren im Senegal, hat dort bisher vier Kindergärten ins Leben gerufen. Nun sammelt sie für das fünfte Projekt.
An der Standaktion vor dem Feinkostladen Vicolo beim Durchbruch gibt Marielle Furter am Samstag, 19. Dezember, gerne Auskunft zum geplanten Kindergarten-Projekt im Süden Senegals. Wer möchte, kann einen Legostein kaufen und damit das Projekt unterstützen. Jeder erstandene Legostein darf auf dem Modell, das stetig am Wachsen ist, platziert werden. Denn vor Lenzburg hat Furter bereits in Hägglingen, Dottikon, Villmergen und Wohlen auf die Aktion aufmerksam gemacht und mit dem Bau des symbolischen Lego-Kindergartens gestartet. Für die Kinder gibt es zudem eine Päckli-Schleuder.
Vor acht Jahren reiste Marielle Furter zum ersten Mal in den Senegal, um Ferien zu machen. Bei dieser Gelegenheit bekam sie auch Einblick in das Bildungssystem. Einen Kindergartenunterricht in staatlichen Institutionen, so wie man ihn hierzulande kennt, gibts im Senegal nicht, zumindest nicht im Süden, dem benachteiligten Teil des Landes. «In einer Halle waren rund 100 Kinder versammelt, die in Gruppen aufgeteilt zum Tanzen aufgefordert wurden. Kein einziges Spielzeug, nicht einmal ein Ball», erinnert sich Marielle Furter. Das tat weh, ist doch die 56-Jährige Kindergärtnerin aus Leidenschaft. Damals reifte der Wunsch, sich für einen vielseitigen Unterricht auf Kindergartenstufe einzusetzen.
Bildung und Chancengleichheit
Nach Abklärungen in der Schweiz und im Senegal wurde der Verein kindergardens4senegal 2014 gegründet. Der Verein hat sich der Vision verschrieben, Bildung und Chancengleichheit für alle Kinder, in einem geschützten Umfeld, für eine ideale Entwicklung der Kleinsten. Denn gerade in diesem Alter seien die Kinder äusserst aufnahmefähig und lernbegierig. Eine Förderung seitens der Eltern – etwa mit Spielemachen oder Geschichtenerzählen – erlebe sie nicht wirklich. Umso wichtiger, den Drei- bis Fünfjährigen auf spielerische Art Bildung zu ermöglichen. Nebst Spielmaterial aus der Schweiz werden neu auch Bauklötze und weitere Spiele von Schreinern hergestellt sowie Stoffreste und anderes Material vor Ort gesammelt.
Der Verein setzt sich zudem dafür ein, für würdige Unterrichtsräume mit sanitären Anlagen zu sorgen. «Die notdürftig errichteten Bambuskonstruktionen sind oft erbärmlich und überleben die Regenzeit nicht», sagt Furter. So wurden denn bis jetzt unter der Verantwortung von Marielle Furter und ihrem lokalen Projektpartner Elhadji Dieme drei Kindergärten gebaut und ein bestehender erweitert. «Über jeden Sack Zement, mit dem die Ziegelsteine hergestellt werden, wird Buch geführt», sagt Furter. Nur so werde gewährleistet, dass 90 Prozent der Spenden in die Projekte fliessen. Sie selber hat die ersten beiden Jahre ehrenamtlich gearbeitet, nun reicht ihr eine Afrika-angepasste Lohnzahlung, um das Spendenkonto nicht gross zu belasten.
Nachhaltigkeit ist entscheidend
Nicht nur die Bauarbeiten werden von Furter und Dieme intensiv begleitet, sondern auch der Kindergartenbetrieb. «Jede Einrichtung wird bis zur selbstständigen Führung finanziell und pädagogisch unterstützt», betont die 56-Jährige. Die nächsten Jahre will Furter auf jeden Fall weitere Kindergärten realisieren. «Unterstützung bei Behördengängen und auch sprachlicher Natur – sprechen doch viele Einheimische nur ihre Dialekte, kaum Französisch – bekommt Furter von ihrem Partner, mit dem sie seit sechs Jahren zusammen ist. Im Januar würde sie gerne wieder in den Senegal reisen, sofern die coronabedingten, verschärften Einreisebestimmungen dies erlauben.
Jetzt geniesst sie erst einmal die heimischen Gefilde und freut sich, dass sie eine Teil-Vertretung für eine Kindergärtnerin in Schafisheim übernehmen konnte. Und erstmals seit acht Jahren verbringt sie die Weihnachtstage wieder im Kreise ihrer Familie.
Standaktion für das Kindergartenprojekt im Senegal. Samstag, 19. Dezember, 9 bis 17 Uhr, vor dem Vicolo, Lenzburg.