Ländliche Idylle inspirierte Schriftsteller Sherko Fatah

Literatur Der Berliner Autor Sherko Fatah war bis Ende November Residenzgast im ehemaligen Gartenhaus des Müllerhauses Lenzburg. Während seines dreimonatigen Aufenthalts arbeitete der Autor mit kurdischen Wurzeln an einem neuen Roman.

Bei der Arbeit: Der Berliner Autor Sherko Fatah in seiner Residenz im Gartenhaus des Müllerhauses Lenzburg. Foto: Stefanie Osswald
Bei der Arbeit: Der Berliner Autor Sherko Fatah in seiner Residenz im Gartenhaus des Müllerhauses Lenzburg. Foto: Stefanie Osswald

Die deutschsprachige Literatur befindet sich wie alles andere auch im Wandel und wird nach und nach um neue Schauplätze reicher. Immer mehr Schriftsteller schwärmen aus, in neue Regionen der Welt, um ihre Erfahrungen und deren Verarbeitungen auch prosaisch fruchtbar zu machen.

Sherko Fatah, der 1964 in Ostberlin als Sohn einer ostdeutschen Mutter und eines irakisch-kurdischen Vaters geboren wurde und in Ostberlin und in Wien aufwuchs, konfrontiert seine Leser mit unbequemen Tatsachen über das Leben im Grenzgebiet zwischen dem Irak und der Türkei, wo Menschenleben wenig zählen und Lebensentwürfe nur mit Billigung der Machthaber überhaupt möglich sind. In seinen Romanen zeigt Fatah Szenen einer im Westen meist unbekannten Welt, vermengt Bekanntes mit Unbekanntem, holt verschüttetes historisches Wissen aus der Vergessenheit und wagt sich an provokante, heikle oder auch amüsante Themen heran. Dabei behandelt Fatah stets auf illusionslose Weise Migrationserfahrungen von Menschen abseits der vertrauten westlichen Ordnungen, ohne zu romantisieren.

Nicht ohne Grund gilt der mehrfache Literaturpreisträger laut Schiller-Stiftung als einer der interessantesten interkulturellen Autoren der Gegenwart. Der Autor mit dem sympathischen Berliner Akzent lebt in Berlin Kreuzberg und hat sich das literarische Grenzgängertum zum Credo gemacht. Fatah, der Philosophie und Kunstgeschichte studierte, veröffentlichte seit 1988 sechs Romane und einen Gedichtband.

Bis Ende November lebte Fatah als Residenzgast des Aargauer Literaturhauses im heimeligen Gartenhaus des Müllerhauses Lenzburg, um an seinem brandneuen Roman zu schreiben.

Fahrradfahren als Inspiration

«Ich kam mit einer Idee und einer groben Skizze nach Lenzburg. Hier habe ich begonnen mit dem Schreiben. Mein siebter Roman erzählt eine Geschichte zwischen den Kulturen. Es ist die Geschichte eines Vaters, der auf der Suche nach seiner Tochter den Nahen Osten bereist. Mehr sei aber noch nicht verraten», erzählt Fatah.

In den drei Monaten, die Fatah in Lenzburg verbrachte, zog es ihn in die umgebende Natur. Das kaputte Fahrrad im Keller des Müllerhauses rüstete Fatah prompt auf, um sich radelnd Inspiration in den umliegenden Wäldern zu holen und neben seiner Schreibarbeit die Gegend zu erkunden.

Für den Grossstädter ist Lenzburg eine Stadt des Idylls mit Gegensätzen. «Lenzburg und die ländliche Umgebung erlauben mir, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren. Die Landschaft ist idyllisch, ländlich, sehr gepflegt und schön. Der zugegeben hässliche Autobahnzubringer der A1 mit seiner Baustelle passte so gar nicht ins Bild des Idylls», lacht Fatah.

Und genau diese Gegensätze gefielen dem Gast und inspirierten den Schriftsteller. «Ich liebe diese Übergänge. Die Kombination aus ländlichem Idyll und städtischem Chaos gefällt mir. Lenzburg und die Region werden dadurch lebendig und interessant.»

Buchempfehlungen von Sherko Fatah. 2014: Der letzte Ort, Roman, Luchterhand, München, ISBN 978-3-630-87417-3. – 2019: Schwarzer September, Roman, Luchterhand, München, ISBN 978-3-630-87475-3.

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