Kunstrasenfeld und Freischarenauftritt
Einwohnerrat Für zwei Millionen Franken soll die Sportanlage Wilmatten aufgefrischt und mit einem Kunstrasenfeld versehen werden. Dies beschloss der Einwohnerrat an der Sitzung dieser Woche.
Erstmals seit der Einführung des Einwohnerrats 1972 tagte das Stadtparlament vorgestern Dienstag in der Lenzburger Jugendfestwoche. Ratspräsident Sven Ammann (FDP) hatte diese Sitzung vorab anberaumt, um die zahlreichen Vorstösse vor dem Wahlherbst etwas abtragen zu können.
Das Hauptgeschäft der 21. Sitzung der laufenden Legislatur betraf die Sportanlage Wilmatten. Für die Anlage eines Kunstrasenfelds und weitere kleinere Anpassungen hatte der Einwohnerrat im März 2019 bereits 1,41 Millionen Franken bewilligt. Bei der Ausschreibung zeigte sich, dass die angenommenen Kosten viel zu tief angesetzt waren.
Nun ging es um einen Kredit von 2 Millionen Franken. Corin Ballhaus (SVP) freute sich als Präsidentin und Sprecherin der Geschäftsprüfungs- und Finanzkommission (GPFK) über die nun bessere Vorlage mit höherer Kostengenauigkeit. Sie, wie später andere Redner, wünschte sich – «angesichts des aktuellen Fussballfiebers» – einen höheren Beitrag des profitierenden Fussballclubs Lenzburg.
Das allgemein anerkannte Argument, bei einem Kunstrasen sei die Ökobilanz besser als bei einem so genannten Naturrasen, liess Chantal Toker (GLP) nicht gelten und stellte einen Rückweisungsantrag, dem allerdings ausser ihren Parteikollegen nur ein weiterer Einwohnerrat zustimmte. Die Schlussabstimmung endete mit dem gleichen Ergebnis: 29 Ja, 5 Nein und 5 Enthaltungen.
Über die Sanierung des Feuerwehrgebäudes Bollbergstrasse wurde nicht abgestimmt, da der Stadtrat das Geschäft zurückzog, um auf Anregung der GPFK eine Erhöhung der Tore zu prüfen.
Rat auf Abwegen
Mitten in die Verhandlung platzte eine Delegation der Freischaren, die ihrem General, dem im Rat sitzenden Stephan Weber (FDP), von einem weiteren, dem zweiten Schlachtenerfolg im heuer fünfteiligen Manöver berichteten. Stolz wurde als Trophäe für den «historischen Sieg» die eroberte Kadettenfahne präsentiert.
Weber, Kampfname Stephano del Narratore al Tribunale, rief seine Truppen zum Durchhalten auf: «Das Spiel geht über fünf Runden und wir haben erst zwei gewonnen.» An diesem Freitag steigt das Finale.
Bei den Beratungen über drei Vorstösse zu Fotovoltaikanlagen, «Regionalen Produkten» und Vorsorgegeldern für Rückzahlung von Sozialhilfe geriet der Einwohnerrat auf Abwege. Bei der Frage Postulat oder Motion setzten sich Mitglieder der überparteilichen Weltverbessererfraktion schnöde über die Gemeindeordnung hinweg.
Der überrumpelte Rat überwies das erste Geschäft mit 35 zu 2 Stimmen als Motion. Mit 12 zu 18 und 13 zu 24 blieben die andern zwei Vorstösse ohne Chance.