Kunst zwischen Schere, Kamm und Linse

Gewerbe Mit der Coiffeurschere in der Hand, so kennt man den Lenzburger Figaro Pascal Vögeli. Doch im 49-jährigen Lenzburger verbirgt sich noch eine zweite Leidenschaft – jene als Porträtfotograf.

Stellt in seinem Coiffeursalon Kunst aus: Inhaber und Fotograf Pascal Vögeli. Foto: zvg

Stellt in seinem Coiffeursalon Kunst aus: Inhaber und Fotograf Pascal Vögeli. Foto: zvg

Rotkäppchen-Composing: Fotomontage mit rund 300 Arbeitsstunden. Foto: zvg

Rotkäppchen-Composing: Fotomontage mit rund 300 Arbeitsstunden. Foto: zvg

Pascal Vögeli trifft man dort, wo die meisten alle paar Monate ein- und ausgehen: beim Coiffeur. Seit sechs Jahren betreibt der in Staufen aufgewachsene Coiffeurmeister den Salon «Coiffure & Galerie» an der Aavorstadt 15 in Lenzburg.

Hier können die Kunden nicht nur Haare schneiden, waschen und föhnen, sondern auch Kunst bestaunen: In den Coiffeursalon ist eine Kunstgalerie integriert. Das heisst konkret: Alle drei Monate wechseln Künstler und Ausstellungsstücke; es gibt Fotografien, Aquarelle, abstrakte und reale Kunst zu sehen – kurz: querbeet. Mit der Galerie hat sich Vögeli vor rund sechs Jahren einen Traum erfüllt: Der allein erziehende Vater ist nicht nur leidenschaftlicher Coiffeur, sondern seit über zwanzig Jahren auch passionierter Fotograf. «Viele Künstler kommen nicht in herkömmliche Kunstgalerien hinein. Genau hier setzt mein Konzept an – hier wollte ich Hand bieten und Ausstellungsraum zur Verfügung stellen», so Vögeli.

Das Konzept geht auf: Über 25 Künstler haben in den letzten sechs Jahren in der Galerie ausgestellt, bis 2027 sind alle Ausstellungstermine durchweg vergeben.

Und bei den Kunden stösst die Idee auf Begeisterung: «Anstelle weisser Wände gibt es bei uns Kunst zu sehen beim Coiffeurbesuch, das kommt gut an», so Vögeli. Die Werke lassen sich aber nicht nur bestaunen, sondern auch käuflich erwerben.

Viel Arbeit hinter einem Bild

Pascal Vögeli stellt nicht nur Kunstwerke aus, er erschafft sie auch: Als Porträtfotograf ist er seit vielen Jahren tätig; er hat bei bekannten Fotografen gelernt und sich als Autodidakt in der grafischen Bildbearbeitung – insbesondere Adobe Photoshop – weitergebildet.

Der französische Fotograf Henri Cartier-Bresson hat einmal gesagt: «Ein gutes Foto ist ein Foto, auf das man länger als eine Sekunde schaut.» Wer sich die Bilder von Pascal Vögeli anschaut, betrachtet diese für gewöhnlich deutlich länger. Denn jedes seiner Werke ist ein kleines Kunstwerk. Vor rund zehn Jahren begann er neben der klassischen Porträtfotografie, die ersten Bilder zu bearbeiten und sogenannte Composings zu erstellen – Fotos, die nachträglich digital bearbeitet werden.

Die Ideen für seine Composings entstehen im Alltag und in allen möglichen Situationen. Einer seiner Schwerpunkte sind Märchen, aus denen er Motive visuell wieder zum Leben erweckt. «Ich bin mit Märchen aufgewachsen und liebe sie noch heute – sie haben etwas Mystisches», so Vögeli und ergänzt: «Oft dienen einfache Bilder als Vorlage. Habe ich erst einmal eine Idee im Kopf, beginnt die zeitaufwendige Montage in Photoshop.» Diese kann schon mal mehrere hundert Arbeitsstunden in Anspruch nehmen – für das Composing «Rotkäppchen», in welchem auch seine Tochter zu sehen ist, waren es gar gegen 300 Stunden.

Ob Composing oder Porträt: Was fasziniert den 49-Jährigen an der Fotografie? «Eine simple Frage, aber die Antwort ist nicht so einfach», sagt er. Bei Composings, so Vögeli, sei das Handwerk gefragt – die Fähigkeiten, einem Bild Ebene für Ebene ein anderes Gesicht zu verleihen. Bei der Porträtfotografie hingegen gehe es um Authentizität und Intimität. «Es geht um die Verbindung zu einem Menschen, der diese und damit den Blick auf seine Persönlichkeit und sein Gefühlsleben für das Bild zulässt. Die Porträtfotografie zeigt Menschen in unterschiedlichen Stimmungen, Emotionen und Situationen. Sie kann berühren, schockieren und zum Nachdenken anregen. Sie kann echt und gleichzeitig gestellt sein», so der passionierte Fotograf.

Für individuelle und persönliche Porträtaufnahmen gibt es im Studio von Pascal Vögeli in Suhr seit rund einem Jahr neu die Möglichkeit, selbst auf den Auslöser zu drücken: «Vielen Kunden ist es bei einem Shooting unangenehm, vor einer professionellen Kamera zu stehen. So kommen sie zu mir ins Studio, ich richte alles ein und ziehe mich zurück. Es gibt dann nur noch die Kamera, den Selbstauslöser und den Kunden, der autonom bestimmen kann, wie er sich und seine Persönlichkeit ablichten will.» Ein einzigartiges Konzept: eine Art Selfie, um sich mit seiner eigenen Innenwelt auseinanderzusetzen und im Selbstbildnis darzustellen.

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