Kanti minus Filet gleich Fragezeichen
Ortsbürger Soll Lenzburg eine Kantonsschule anstreben? Auf dem Zeughausareal, dem Filetstück des ortsbürgerlichen Immobilienportfolios? Der Stadtrat lud zum Infoabend.
Im Anschluss an die Ortsbürgergemeindeversammlung in der Sporthalle der Berufsschule lud der Stadtrat zu einer öffentlichen Informationsveranstaltung zum Mittelschulstandort Lenzburg. Nach der Rückweisung einer Vorlage im letzten Dezember wurde über zusätzliche Abklärungen und den aktuellen Stand orientiert.
Der Stadtrat ist nach wie vor überzeugt, dass es sich lohnt, im Kanton um den Standort der neuen Kantonsschule im Aargauer Mittelland zu kämpfen. Stadtammann Daniel Mosimann zeigte auf, dass man sich ernsthaft mit dem von Kritikern ins Spiel gebrachten Alternativstandort im Wil befasst hatte. Nicht zuletzt wegen der Nutzungseinschränkung des Zugangs zum Naherholungsgebiet und der schwierigen Erschliessung, so Stadtrat Martin Stücheli, habe sich die Exekutive entschlossen, «diesen Standort nicht weiterzuverfolgen».
Filetstück zum Discounttarif
So verbleibt das viel geeignetere Zeughausareal, das den Ortsbürgern gehört. In der von Thomas Odermatt geleiteten Vierer-Podiumsdiskussion befürchteten die beiden Gegner Christoph Moser und Michael Häusermann wiederholt, dass die Ortsbürger mit der Abgabe dieses «Filetstücks» Spielraum für künftige Entwicklungen der nächsten Generationen aus der Hand geben.
Und dies erst noch zu einem Discounttarif. Moser: «Das Areal hat einen aktuellen Wert von 46 Millionen Franken.» Dem Kanton soll das Gebiet mit einem deutlichen Preisnachlass überlassen werden. Vizeammann Franziska Möhl zeigte anhand von Grafiken auf, wie sich vier verschiedene Varianten für die Ortsbürgergemeinde auswirken. Dabei wurde – wie im letzten Dezember verlangt – aufgezeigt, wie sich die Finanzen bis 2040 entwickeln, wenn etwa auf dem Areal etappenweise eine Wohnüberbauung realisiert würde.
Wohnungen keine Alternative
Für die offensichtlich zahlreichen Kritiker am schnellen Wachstum der Stadt ist ein weiterer Wohnkomplex keine echte Alternative: «Ich habe langsam genug vom Bauboom in Lenzburg», so Häusermann. GLP-Grossrätin und Stadtratskandidatin Barbara Portmann, die zusammen mit Daniel Mosimann den Pro-Part auf dem Podium vertrat, konnte hier beipflichten: «Die Ortsbürger sollten nicht noch das Wachstum zusätzlich befeuern.»
Da kommt die Möglichkeit, auf dem Zeughausareal eine Kantonsschule zu errichten, gerade recht: «Diese einmalige Chance für eine Kanti haben wir nur heute», so Portmann. Damit würde der Name Lenzburg «hinaus in den Kanton getragen», so Ammann Mosimann. Ein Gymnasium würde den ohnehin schon guten Bildungsstandort Lenzburg weiter stärken. «Eine Kanti wird gebaut werden», so Portmann, «entweder bei uns oder dann halt in Brugg oder Aarau.»
Bei den Gegnern und Skeptikern verfingen die Standortmarketing-Argumente überhaupt nicht. «Lenzburg ist schon attraktiv», so Häusermann; «Lenzburg ist schweizweit bekannt durch Hero und Schloss», so Moser. So unterschiedlich sind die Meinungen, dass bei vielen Besuchern viele Fragezeichen blieben.
Ausserordentliche Gmeind
Mit dem Infoabend sollte gemäss dem Stadtrat der Meinungsbildungsprozess angestossen werden. Bis im September wird er – nicht zuletzt aufgrund der Rückmeldungen – eine neue Vorlage ausarbeiten.
Ein weiterer Infoanlass folgt dann Ende September, ehe die stimmberechtigten Ortsbürger an einer ausserordentlichen Gemeindeversammlung am 25. Oktober über die Chancen einer Kantonsschule in Lenzburg entscheiden werden.