«Ich will Übergang zu neuen Abläufen möglichst reibungslos gestalten»

Stadtrat In loser Folge werden in den nächsten Ausgaben die neu in den Stadtrat gewählten Personen einen Fragenkatalog beantworten. Den Auftakt macht Barbara Portmann.

«Mein Herz schlägt für Lenzburg»: Die neue GLP-Stadträtin Barbara Portmann vor dem Rathauseingang. Foto: Fritz Thut
«Mein Herz schlägt für Lenzburg»: Die neue GLP-Stadträtin Barbara Portmann vor dem Rathauseingang. Foto: Fritz Thut

Als erste Vertreterin der Grünliberalen Partei (GLP) schaffte die 47-jährige Barbara Portmann die Wahl in die Lenzburger Exekutive locker. Hinter den beiden Bisherigen kam sie im letzten September auf Rang 3.

Sie war nie Mitglied des Einwohnerrats, doch sitzt sie seit 2009 im Grossen Rat und leitet dort die GLP-Fraktion. In Lenzburg übernahm sie die Ressorts Bildung, Jugend und Familie.

Weshalb haben Sie sich für das Amt zur Verfügung gestellt?

Barbara Portmann: Das vielfältige politische Umfeld mit seinen spannenden Themen behagt mir. Nach über 12 Jahren Tätigkeit im Grossen Rat reizte mich ein Exekutivamt auf kommunaler Ebene. Und: Mein Herz schlägt für Lenzburg.

War Politik schon früher am Familientisch ein Thema oder kamen Sie erst später «auf den Geschmack»?

An unserem Familientisch wurde viel und intensiv politisiert. Nebst politischen wurden auch philosophische und naturwissenschaftliche Themen diskutiert, häufig auch mit interessanten Gästen.

Wie geht Ihr Umfeld damit um, dass Sie künftig zeitlich mehr verplant sind?

Mein Umfeld unterstützt mich. Meine Kinder sind in einem Alter, in dem sie «sturmfreie» Abende schätzen. Zudem sind alle in unserer Familie unter der Woche abends ebenfalls in diversen Vereinen engagiert.

Was war Ihre erste Amtshandlung als neuer Stadtrat?

Bereits vor dem Amtsantritt fanden diverse Sitzungen und die Ressortübergabe statt. Formale erste Amtshandlung ist wohl das Visieren einer grossen Vielzahl an Rechnungen.

Als Stadtrat steht man im Schaufenster der Bürger und der Öffentlichkeit. Wie stellen Sie sich darauf ein?

Als langjährige Fraktionspräsidentin im Grossen Rat bin ich es gewohnt, dem öffentlichen Urteil zu unterliegen, und konnte mir eine genügend dicke Haut anlegen, um mit schwierigen Situationen und Angriffen umgehen zu können. Ich versuche, mich regelmässig zu hinterfragen und mich in die Gegenposition zu versetzen, um vieles abfangen zu können.

Wie machen Sie potenziellen Interessenten die Stadt Lenzburg schmackhaft? Als Wohnsitz.

Lenzburg bietet ein immenses kulturelles Angebot, ein einzigartiges Brauchtum, eine hübsche Altstadt, das schönste Schloss der Schweiz und dazu genügend Natur- und Erholungsraum sowie offene, unkomplizierte Leute. Where else?

… als Firmensitz.

Lenzburg ist durch gute Zugverbindungen und einen Autobahnanschluss ideal gelegen. Die Stadt ist als Wohnort attraktiv für Angestellte und bietet viel für Familien. Zu den Unternehmen wird der Austausch gesucht, um ihre Anliegen in den politischen Prozess einzubringen und für die notwendigen verlässlichen Rahmenbedingungen und optimierte Bewilligungsverfahren zu sorgen.

Welche Projekte wollen Sie zuerst anpacken?

Im Bereich Jugend und Familie stehen die Prüfung des Unicef-Labels «kinderfreundliche Gemeinde» und das Ableiten von Massnahmen sowie einer optimierten Organisationsstruktur in der Verwaltung an. Die Oberstufe benötigt mehr Raum und organisatorische Überlegungen, wobei auch die Bezirksschulkreise mit den Nachbargemeinden zu diskutieren sind.

Was möchten Sie während Ihrer Amtszeit erreichen?

In meinem Ressort gilt es, den Übergang zu den neuen Abläufen nach der Abschaffung der Schulpflege möglichst reibungslos zu gestalten und die neuen Prozesse professionell und im Sinne einer hohen Bildungsqualität zu implementieren. Weiter möchte ich die Bemühungen einer verstärkten Kinder- und damit Familienfreundlichkeit sowie der Ausrichtung auf die Klimaziele vorantreiben und umsetzen.

Wie soll der Teamgeist im Stadtrat gefördert werden?

Der Teamgeist ist schon sehr gut, wir verstehen uns bestens. Wichtig ist, sich zwischendurch ohne Traktanden in gemütlicher Atmosphäre auszutauschen und zusammen zu lachen.

Wie bezeichnen Sie das Verhältnis der Stadt Lenzburg zum Kanton? Wo drückt der Schuh?

Sofern man die Interessen von Lenzburg als ungenügend wahrgenommen auffasst, werde ich gerne aufgrund meiner sehr guten Vernetzung auf kantonaler Ebene einen Beitrag zur Verbesserung leisten. Mir sind zurzeit jedoch keine entsprechenden Probleme bekannt.

Ein Gedankenspiel: Die Stadt Lenzburg erbt 20 Millionen Franken. Was soll damit realisiert werden?

Ich träume von einer Art Polybahn, die den Westen der Stadt via Bahnhof und Altstadt mit dem Schloss verbindet. Zudem würde ein Stadtfest nach der insbesondere für die Kultur und die Gastronomie schwierigen Zeit guttun.

Welches sind Ihre Lieblingsplätze in der Stadt?

Der Lindenplatz mit seinem einmaligen Charme, die grandiose Aussicht vom Gofi, das Wisa-Gloria-Areal als kreativer Kosmos, der 70er-Jahre-Groove unserer Kinos und natürlich die Altstadt.

Wie präsentiert sich Lenzburg im Jahr 2050?

Lenzburg hat seine Hausaufgaben in den Bereichen Klima, Digitalisierung und Quartierentwicklung gemacht und verfügt über eine Ausstrahlungskraft durch hohe Lebensqualität, innovative Firmen, ein reges kulturelles Leben und gesunde Stadtfinanzen. Das Brauchtum wird nach wie vor zelebriert.

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