Grünes Licht für die Kanti-Bewerbung
Lenzburg Mit «deutlichem Mehr» erteilten die Lenzburger Ortsbürger an ihrer ausserordentlichen Gemeindeversammlung dem Stadtrat die Kompetenz für Verhandlungen mit dem Kanton, das Zeughaus-Areal für den Bau einer Mittelschule zur Verfügung zu stellen.
Eigentlich bräuchte es keine höhere Mathematik, wie sie an einem Gymnasium vermittelt wird, sondern nur einfache Arithmetik oder simples Zählen wie am Jasstisch, um das Ergebnis einer offenen demokratischen Abstimmung zu ermitteln. Doch an dieser Übung scheiterte die Stadt Lenzburg an der ausserordentlichen Ortsbürgergemeindeversammlung, als zum zweiten Mal darüber entschieden wurde, ob das Zeughaus-Areal dem Kanton für den Bau der ab 2030 benötigten neuen Mittelschule zur Verfügung gestellt werden soll.
Zum Glück war das Ergebnis derart klar, dass der sichtlich genervte Stadtammann Daniel Mosimann nach dem zweiten Durchzählen durch die beiden Stimmenzähler bekannt geben konnte: «Die Vorlage ist mit deutlichem Mehr angenommen.» Beim ersten Versuch hatten die Ja-Stimmen mit 132 zu 52 überwogen, was jedoch zum Nachdenken anregen konnte, da zu diesem Zeitpunkt erst 181 Stimmrechtsausweise abgegeben worden waren.
Ja zum Baurecht
Vor diesem klaren Verdikt hatte der Stadtrat rund eine Stunde lang seine Argumente präsentiert. Im Gegensatz zur Gmeind im letzten Dezember verzichtete er diesmal – nach entsprechenden Signalen des Kantons, nicht stur am Grundsatz «Eigentum vor Miete» festhalten zu wollen – auf die Möglichkeit, das gut zwei Hektaren grosse Zeughaus-Areal dem Kanton in den Verhandlungen zum Kauf anzubieten.
In der nachfolgenden Diskussion wurden nochmals jene Punkte ins Spiel gebracht, die in den letzten Monaten im Städtchen und an verschiedenen Orientierungsveranstaltungen schon zu hören waren. Der (indexmässig anpassbare) Baurechtszins von 320000 Franken für die Vertragslaufzeit von 75 Jahren erschien einigen zu tief, will heissen deutlich unter dem aktuellen Marktwert. Die städtische Finanzministerin, Vizeammann Franziska Möhl, sprach hingegen von «einem realistischen und angemessenen Zins». Dem pflichteten auch die Finanzkommission und der Beirat der Ortsbürgergemeinde zu.
Was verhindert Entwicklung?
Das Triumvirat dreier ehemaliger Lenzburger Mandatsträger, das sich im Kampf gegen die Vorlage exponiert hatte, wiederholte die Bedenken, doch wurden sie von den Kanti-Befürwortern oft postwendend in den Senkel gestellt.
Für alt Stadtschreiber Christoph Moser wird die städtische Entwicklung in den nächsten Jahrzehnten zu stark eingeschränkt, wenn die Ortsbürger nun eines der letzten grösseren Baugrundstücke weggeben: «Wir müssen das Zeughaus-Areal als Reserve für die künftige Entwicklung behalten.»
Die zu geringe Wertschöpfung stiess auch alt Stadtammann Rolf Bachmann und alt Stadtrat Max Werder sauer auf: «Es wird hier nicht das Optimum für die Ortsbürgergemeinde herausgeholt.» Doch die Mehrheit der Anwesenden, offensichtlich viele durch die IG Kanti zur Teilnahme animierte Junge, hatten in den letzten Jahren zu viel stürmisches Wachstum gesehen und vertrauten den Argumenten des Stadtrats, wonach die Kanti im Westquartier eine gute Gelegenheit ist, den (Bildungs-)Standort Lenzburg zu stärken.
«Wir sollten uns nicht selbst aus dem Rennen nehmen», hatte Ammann Mosimann einleitend gewarnt. Nun bleibt man im Rennen. Lenzburg oder Brugg? Die Frage muss der Kanton entscheiden.