Fünfweiher-Entschlammung verschoben

Einwohnerrat An seiner vierten Sitzung behandelte der Einwohnerrat nicht nur die Jahresrechnung 2021, sondern wies das Geschäft zur Entschlammung des Fünfweihers zurück und sorgte für eine Begrünung des Mehrzweckhallendachs.

Soll besser abgeklärt werden: Die Vorlage zur Entschlammung des Fünfweihers wurde vom Einwohnerrat zurückgewiesen. Foto: Valérie Jost
Soll besser abgeklärt werden: Die Vorlage zur Entschlammung des Fünfweihers wurde vom Einwohnerrat zurückgewiesen. Foto: Valérie Jost

Die eingangs formulierte Hoffnung von Einwohnerratspräsident Remo Keller (SP), die vierte Sitzung des Stadtparlaments noch bei Tageslicht beenden zu können, verflüchtigte sich schnell. Zu viel zu reden gaben Details von Jahresbericht und -rechnung (vgl. Artikel unten) und die restlichen Geschäfte.

Bessere Lösung für Fünfweiher

Der Fünfweiher und der benachbarte kleine Drittweiher sind beliebte Ziele im Naherholungsgebiet Wald im Süden der Stadt. Wie Daniel Blaser (Die Mitte) als Sprecher der Geschäftsprüfungs- und Finanzkommission (GPFK) in seinen Ausführungen festhielt, liegt die letzte Entschlammung der beiden Gewässer weit über 40 Jahre zurück.

Trotzdem herrscht laut Blaser auch «jetzt kein Zeitdruck, um die Verlandung zu verhindern». Durch die steten Ablagerungen von Sediment ist jedoch irgendwann Handlungsbedarf.

Während der von der Abteilung Tiefbau ausgearbeitete Vorschlag mit einem 556000 Franken teuren Einsatz eines amphibischen Saugbaggers schon eine schonende Variante darstellte, brachte Regula Züger (Grüne) mit dem Mittel SchlixX (eine Substanz mit Mikroorganismen) eine effizientere und billiger Variante ins Spiel. Man solle diesbezüglich weitere Abklärungen machen, begründete sie ihren Rückweisungsantrag, der ohne Gegenstimme gutgeheissen wurde.

Gemäss Stadtammann Daniel Mosimann (SP) ist das Mittel erst seit Kurzem in der Schweiz zugelassen. Man könne ja im Drittweiher einen Versuch machen, wehrte er sich nicht gegen die mögliche Überarbeitung des Geschäfts.

MZH-Begrünung als Vorbild

Bei der nötigen Flachdachsanierung der Mehrzweckhalle Schützenmatte stellte Philippe Minnig (FDP) als GPFK-Sprecher einen Änderungsantrag: Bei dieser Gelegenheit soll die entsprechende Fläche anschliessend gleich begrünt werden. Dieser Schritt soll für Private als gutes Vorbild dienen. Mit 29 zu 7 Stimmen folgte der Rat dem Antrag und hiess anschliessend den um 29000 Franken erhöhten Kredit von 199000 Franken gut.

Gute Noten für die Zahlen und ein Tolggen im Reinheft

Jahresrechnung Die Zahlen für das Rechnungsjahr 2021 fanden im Einwohnerrat viele lobende Worte. Der Cash-Flow von fast 7 Millionen Franken, die gegenüber dem Budget um eine Million Franken höheren Fiskaleinnahmen und das auf 3,5 Millionen Franken gestiegene Vermögen der Stadt liessen nach Francis Kuhlen (FDP), dem Präsidenten der Geschäftsprüfungs- und Finanzkommission (GPFK), nur einen Schluss zu: «Wir können uns freuen.»

Getrübt wurde die Freude über die tollen Noten für die schönen Zahlen, die quer durch alle Fraktionen vor allem der Abteilung Finanzen verteilt wurden, durch einen Tolggen im Reinheft, für den in erster Linie der Stadtrat verantwortlich ist: Die Abschreibung der 1,2 Millionen Franken für das Projekt «Lenzburg 21», das die Konzentration der Verwaltung im Hünerwadelhaus vorsah und das 2021 vom Rat beerdigt wurde.

Da von der Planungsarbeit nichts zu verwenden ist, steht laut Kuhlen «ausser Frage, dass die Abschreibung buchhalterisch richtig ist». Wie andere Redner vermisste der GPFK-Präsident die vertiefte politische Aufarbeitung: Wer ist, auch in der Verwaltung, verantwortlich für das Fiasko, wem kann man in Zukunft noch trauen?

Für Anja Kroll (Grüne) als Neu-Einwohnerrätin und erfahrene IT-Projektleiterin ist «Lenzburg 21» eher Räuberstück oder Provinzposse, denn Komödie: «Wir haben einen Tesla bezahlt und sehen heute bestenfalls ein Trottinett.» Ihre persönliche Lehre aus der Misere: «Vor allem bei nicht alltäglichen Geschäften werde ich nur Vorlagen zustimmen, die mich wirklich überzeugen.»

Auch bei Michael Häusermann (SVP) hinterlässt «Lenzburg 21» einen «faden Beigeschmack»: «Ich vermisse immer noch eine Entschuldigung des Stadtrats an die Adresse der gesamten Bevölkerung.» (tf)

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