Fünf kleinere Manöver statt ein grosses

Freischaren Das zweite Lenzburger Corona-Jugendfest fällt nicht mehr ganz so «light» aus wie im Vorjahr. Die Freischaren melden sich zurück – stärker und vor allem grossmäuliger denn je.

Ziert die Fassade des besetzten Hünerwadelhauses am Freischarenplatz: Abbildung einer imposanten Freischarenburg. Foto: zvg

Ziert die Fassade des besetzten Hünerwadelhauses am Freischarenplatz: Abbildung einer imposanten Freischarenburg. Foto: zvg

Aufwand diesmal grösser: Freischaren-Commissionspräsident Stefan Regli. Foto: Peter Siegrist

Aufwand diesmal grösser: Freischaren-Commissionspräsident Stefan Regli. Foto: Peter Siegrist

So war es beim letzten Mal: Szene des Freischarenmanövers 2018. Foto: Peter Siegrist

So war es beim letzten Mal: Szene des Freischarenmanövers 2018. Foto: Peter Siegrist

Nachdem die Freischaren 2020 des Feld weitgehend den Brunnenschmückerinnen überlassen mussten, kommt es dieses Jahr zu einem «geschichtlichen Novum», wie Stefan Regli, der Präsident der Freischaren-Commission, festhält: «Erstmals sind wir in einem ungeraden Jahr aktiv.»

Nachdem der Stadtrat vor Jahresfrist das nächste Freilichtschauspiel mit dem supponierten Duell zwischen den wilden Horden und den disziplinierten Kadetten auf den nächsten regulären Termin im Jahr 2022 ansetzen wollte, sei man «auf die Barrikaden gegangen», um die Zwischenperiode zwischen zwei Manövern nicht zu lang werden zu lassen, so Regli.

Keine Zuschauer am «Gofi»

Die Pandemie ist noch nicht hundertprozentig überstanden und so hat der Freischaren-Commissions-Ausschuss ein Manöver vorbereitet, das den geltenden Auflagen gerecht wird. Was heisst schon «ein Manöver»? Damit die Teilnehmerzahl in Grenzen gehalten werden kann, gibt es diesmal fünf kleinere Manöver statt ein grosses; fünfmal rund 100 Darsteller statt einmal fast 1000 wie beim letzten normalen Manöver im Jahr 2018.

Von Montag bis Donnerstag findet jeden Abend eine Vorstellung statt, jeweils von 19.30 bis 20.30 Uhr. Am Freitagnachmittag kommt es zwischen 15 und 17 Uhr zum Finale. Jeden Tag stehen etwa 60 Freischaren – ohne Schutzmasken, aber für einmal auch ohne offizielle Schminke – und rund drei Dutzend Kadetten im Einsatz. Am Donnerstag «kämpft» beispielsweise der Zug der Schotten.

Ein weiterer massiver Unterschied zu einem normalen Manöverjahr bilden die Zuschauer. Sie sind für einmal vom Freilichtspektakel ausgeschlossen. Das Geschehen konzentriert sich auf den Goffersberg. Hier ist eine Burg aufgebaut, allerdings von wesentlich kleinerem Format als sonst auf der Schützenmatt.

Das Manövergelände auf dem «Gofi» wird, so hermetisch es geht, abgesperrt. Geschossen wird natürlich auch; akustisch bekommt man in der Stadt also etwas von der aktiven Brauchtumspflege mit. Am Freitag wird das letzte Manöver im Internet als Stream übertragen (vgl. blauer Kasten auf dieser Seite).

Grösserer Organisationsaufwand

Die pandemiebedingte Beschränkung auf rund 100 Teilnehmer pro Einsatz und die daraus folgende Aufteilung brauchten für die Organisatoren gehörigen Mehraufwand. Commissionspräsident Regli: «Unser Ziel war es, so vielen Freischaren und Kadetten wie möglich ein authentisches Manövererlebnis zu bieten.»

Alles wurde durch die sich laufend ändernden Rahmenbedingungen noch komplexer. «Wir haben relativ früh entschieden, dass wir ein Manöver durchführen wollen», so Regli: «Ghaue oder gstoche.» Im Drei-Wochen-Rhythmus folgten danach Ausschusssitzungen.

Irgendwann war aber Schluss mit dem Anpassen des Programms. So kam die Lösung mit den limitierten Teilnehmerzahlen an fünf Tagen zustande: «Wir bauen auf erfahrene Freischaren und Kadetten. Die Freischarenzugführer mussten dabei Selektionen in ihren Reihen vornehmen. Das hat gut funktioniert.»

Hünerwadelhaus wird besetzt

Die Verteilung auf fünf verschiedene Tage bedingt ein neues Drehbuch. Die Fortsetzungsgeschichte beginnt bereits mitten in der Stadt. Das am Freischarenplatz gelegene Hünerwadelhaus wird kurzerhand besetzt, was durch die grossformatige Freischarenburg an der Fassade manifestiert wird. Die Freischaren wollen nicht dulden, dass ihr Erzfeind, der Stadtrat, hier «Beamtenstübli» einrichten und «womöglich noch von oben herab auf uns Freischaren blicken» will.

Die Geschichte sieht vor, dass sich die Freischaren auf dem «Gofi» niederlassen, um gegen die Coronavorschriften der Stadt zu protestieren. Die Kadetten erhalten von der Stadt den Auftrag, die Freischaren zu vertreiben und ihnen die legendäre Schatztruhe abzunehmen, um Geld für weiteren Schulraum zu erhalten.

Teilsiege für die Freischaren?

Das eigentlich hoch geheime Drehbuch sieht vor, dass die Kadetten ihre Ausbildung vernachlässigt haben, weil sie im Lockdown verlorenen Schulstoff nachholen mussten. Deshalb ist es möglich, dass nächste Woche tatsächlich Ungeheuerliches passiert: Die Freischaren kommen zu Teil- und Etappensiegen.

Im Verlaufe der Woche wechselt die Schatztruhe mehrmals den Besitz. Auf den sozialen Kanälen sowie auf der Freischarenwebseite kann die Öffentlichkeit das Geschehen tagesaktuell verfolgen und so etwas mehr über die Hintergründe erfahren, weshalb mal die einen, mal die andern freudetrunken durch die Stadt paradieren.

Hungrig auf das Manöver 2022

Am Schluss löst sich – wie in allen guten Märchen – alles auf und die Richtigen gewinnen. Doch es ist wie immer: Die Freischaren schwören Revanche. «Wir sind extrem hungrig auf ein normales Manöver im nächsten Jahr», so Stefan Regli: «Und da geben wir uns nicht mit einem Etappensieg zufrieden.»

Direktübertragung der letzten «Schlacht»

Livestream Zu den einzelnen Freischarenmanövern in der nächsten Woche sind keine Zuschauer zugelassen. Die letzte «Schlacht», am Freitag zwischen 15 und 17 Uhr, kann jedoch unter der Internetadresse www.freischarenmanoever.ch direkt verfolgt werden. Dabei handelt es sich etwa nicht um die Übertragung einer einfachen Webcam, sondern um einen von einem Filmteam hergestellten vollwertigen Stream mit Livekommentar. «Wir sind froh, dass uns Sponsoren diesen Service ermöglichen», so Freischaren-Commissionspräsident Stefan Regli. (tf)

Kalender und Pins

Finanzen Die notorisch leere Kriegskasse wird in diesem Jahr zusätzlich strapaziert. Um sie wenigstens notdürftig zu füllen, werden in der Buchhandlung Otz, im Tourismusbüro und in der West-Apotheke spezielle Freischarenkalender im Format A3 zum Preis von 25 Franken verkauft. Sie decken Juli 2021 bis Juli 2022 ab. Speziell hervorgehoben ist das Datum vom 8. Juli 2022, an dem das nächste «normale» Freischarenmanöver stattfinden soll. Eine weitere Einnahmequelle ist der Pin-Verkauf. Die Pins mit der Jahrzahl 2020 haben dabei einen Exklusivitätsstatus. Am nächsten Montag und Dienstag zirkulieren zwei Verkaufsteams in der Stadt. (tf)

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