FC droht ein 90'000-Franken-Loch

Aus sicherer Entfernung: FCL-Coach Emilio Munera überwacht seine Spieler. Foto: Ruedi Burkart
Aus sicherer Entfernung: FCL-Coach Emilio Munera überwacht seine Spieler. Foto: Ruedi Burkart

Fussball: Wegen der Coronakrise dürfte am Ende des Vereinsjahrs ein sehr hoher fünfstelliger Betrag in der Kasse des FC Lenzburg (FCL) fehlen. Beim Zweitligisten schaut man dennoch vorsichtig-optimistisch in die Zukunft, die Existenz des vor über hundert Jahren gegründeten Klubs sollte nicht gefährdet sein, da in den letzten vier Jahren gut gewirtschaftet wurde. Positiv: Es wird wieder trainiert.

Fast schon andächtig beugt sich Andi Etter über den Rasen des Hauptplatzes auf der Sportanlage Wilmatten. Der Offensivspieler des FC Lenzburg streichelt das Grün und macht sich dann mit einem Lächeln im Gesicht auf Richtung Nebenplatz. Dort versammeln sich seine Teamkameraden zum ersten Training seit zwei Monaten. 

«Ein gutes Gefühl, wieder mal Rasen zu riechen, gell?», ruft ihm Ueli Bruder zu. Bruder, seit Jahren Co-Präsident des FCL, ist an diesem speziellen Abend als Covid-19-Beauftragter in offizieller Mission vor Ort. Er ist dafür verantwortlich, dass das Schutzkonzept, welches sein Klub in Zusammenarbeit mit dem Lenzburger Stadtrat ausgearbeitet hat, umgesetzt wird. 

Viele Verbote, viel Aufwand

Denn seit vergangener Woche dürfen die FCL-Kicker wieder ihrem liebsten Hobby nachgehen. Aber immer nur im Rahmen des Erlaubten. Erlaubt ist nicht sehr viel, vorgeschrieben dafür umso mehr. Auf einem Feld dürfen sich maximal 20 Personen befinden, unterteilt in Fünfergruppen. In den Gruppen müssen die Spieler immer einen Mindestabstand von zwei Metern einhalten, Zweikämpfe sind ebenso wenig erlaubt wie das Anfassen der Bälle von Hand. Ausnahme: Die Torhüter dürfen – mit Handschuhen – das Leder berühren. 

Weitere Vorschriften: Alle erscheinen bereits umgezogen, geduscht wird zu Hause, Abfall darf nicht auf der Anlage deponiert werden, auch nicht in Abfalleimern. Zudem ist Spucken auf dem ganzen Areal verboten und das gesamte Material muss nach Trainingsschluss desinfiziert werden. «Es ist ein grosser Aufwand», so Bruder, «aber für unsere Mannschaften nehmen wir diesen gerne auf uns.»

Strich durch die Rechnung

Dass die Fussballsaison 2019/2020 wegen der Coronakrise abgebrochen werden musste, hat den FC Lenzburg schwer getroffen. Das Team von Coach Emilio Munera führte die Tabelle klar an und war auf bestem Weg zurück in die 2. Liga inter. Zudem wollte man im Aargauer Cup für Furore sorgen und nahm das begehrte Double (Cupsieg und Aufstieg) ins Visier. 

«Wir hätten es mit dieser starken Mannschaft schaffen können», sagt Co-Präsident Bruder ein wenig wehmütig. Doch es ist, wie es nun mal ist: Wegen Corona müssen die Bezirkshauptstädter ab August einen neuen Anlauf nehmen. Ein Aufstieg am Grünen Tisch sei trotz des Rückzugs von Wettingen und der unsicheren Lage bei den Eagles Aarau nicht realistisch, sagt Hannes Hurter, Geschäftsführer des Aargauischen Fussballverbands, auf Anfrage.

Bedeutend nachhaltiger als die sportliche Seite des Meisterschaftsabbruchs dürfte der finanzielle Aspekt zum Tragen kommen. Dem FC Lenzburg entgehen allein im laufenden «Coronafrühling» Einnahmen von weit über 90'000 Franken. Dies bei einem Jahresbudget von rund 450000 Franken. 

«Die Situation trifft uns wirklich hart», sagt Bruder. Kein Papiersammeln, keine Durchführung der Schülermeisterschaft um den CS-Cup, keine Einnahmen in der Sportplatzbeiz, kein Betreiben der Jugendfestbar am Zapfenstreich, kein Firmen- und Vereinsturnier, kein vereinsinterner Sponsorenlauf (dort schauen mindestens 25000 Franken heraus) – steht der Fussball-Club Lenzburg im 105. Jahr seines Bestehens am Abgrund? «Nein, nein, so weit ist es zum Glück nicht», hebt Bruder beschwichtigend die Hände, «wir werden da durchkommen.» Man habe schliesslich in den letzten vier Jahren durch Spezialaufwand gewisse Reserven anlegen können.

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