Erstmals Einblick in den Felsenkeller

Industriekultur: Lange vor den aktuellen Plänen für eine Schweizer Grossmälzerei war Lenzburg eine Bierstadt. Am übernächsten Samstag bietet sich der Öffentlichkeit erstmals Gelegenheit, die Kavernen der ehemaligen Brauerei Felsenkeller zu besichtigen. 

Wird erstmals für die Öffentlichkeit geöffnet: Das Zugangstor zum Felsenkeller mit Industriekultur-Präsident Martin Stücheli. Foto: Fritz Thut
Wird erstmals für die Öffentlichkeit geöffnet: Das Zugangstor zum Felsenkeller mit Industriekultur-Präsident Martin Stücheli. Foto: Fritz Thut

In Lenzburg gab es schon im späten 16. und 17. Jahrhundert sogenannte Biersüder. Doch das Gesöff war oft – vor allem in der warmen Jahreszeit – ungeniessbar, weshalb in den Chroniken danach bis ins 19. Jahrhundert keine entsprechenden Aktivitäten ausgewiesen werden.

In seiner Funktion als Präsident des Vereins Industriekultur am Aabach hat Stadtrat Martin Stücheli eine Dokumentation über das Brauereiwesen in der Stadt zusammengestellt. Nachdem 1841 auch ein Spross der grossen Kaufmannsdynastie Hünerwadel als Bierbrauer vereidigt (!) wurde, «setzte ab etwa 1860 ein eigentliches Bierbrauer-Gründungsfieber ein», so Stücheli.

Keller, um Eis zu lagern

Zu diesen Pionieren gehörte Jakob Eduard Kunkler Hünerwadel, der auf dem Areal der heutigen Verzinkerei Gradwohl ein grosses Brauereigebäude errichtete.  1865 liess er hinter dem Haus ein ganzes Höhlensystem errichten und benannte seinen Betrieb danach «Brauerei Felsenkeller». Das Baujahr dieser Kavernensammlung steht heute noch eingemeisselt über dem Zugangstor.

Im Felsenkeller wurden grosse, in den Weihern um Lenzburg gewonnene  Eisblöcke gelagert. Mit ihnen konnte das Bier hier und später bei den Wirten länger gekühlt und somit geniessbar gehalten werden. Eine Goldgrube war die Brauerei, die bis zu 20 Arbeiter beschäftigte, indessen nicht. Davon zeugen etliche Handänderungen. Seetalbahn-Baumeister Theodor Bertschinger und Schloss- Lenzburg-Besitzer Augustus Edward Jessup und schliesslich die Grossbrauerei Feldschlösschen gehörten zu den Eigentümern.

Im Besitz der Stadt

Feldschlösschen setzte – um einen Konkurrenten ausser Gefecht zu setzen – durch, dass dort nicht mehr Bier gebraut werden durfte. 1965, exakt 100 Jahre nach dem Bau, kaufte die Stadt den Felsenkeller, doch die angedachte Verwendung als Schutzkeller war illusorisch.

«Der Verein Industriekultur am Aabach will die Anlagen erhalten und sie periodisch der Bevölkerung zugänglich machen», so Stücheli. Der Gesamtstadtrat gab dazu nach einem Augenschein grünes Licht. Und so kann man sich für den 24. Oktober für eine erste Besichtigungstour einschreiben (siehe Artikel unten).

 

Der Ablauf der Besichtigung des Felsenkellers

Der Verein Industriekultur am Aabach bietet die einmalige Möglichkeit, einen Einblick in ein ganz besonderes Kapitel der Industriegeschichte von Lenzburg zu erhalten.

Am Samstag, 24. Oktober, von 9 bis 15 Uhr, jeweils zur vollen Stunde, finden Führungen zum Thema «Die Bierbrauer von Lenzburg» statt. Nebst der Geschichte um die Bierbrauereien in Lenzburg ist es erstmals möglich, die eindrücklichen grossen Kelleranlagen zu besichtigen. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, es werden jeweils Gruppen zu 15 Personen gebildet. Interessenten sind gebeten, sich telefonisch beim Netzwerk Müllerhaus (Telefon 062 888 01 00) anzumelden. 

Es wird gutes Schuhwerk und der Kellertemperatur entsprechende Kleidung empfohlen. Vor Ort werden die Besucher mit der nötigen zusätzlichen Sicherheitsausrüstung ausgestattet. Es wird empfohlen, eine Coronaschutzmaske mitzubringen. (vika)

Besammlung: Verzinkerei Lenzburg AG, Felsenkeller 4. – Führungsbeginn: jeweils zur vollen Stunde. – Parkierungsmöglichkeiten: Parkhaus Berufsschule Lenzburg.

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