Ein neues Zuhause für hiesige Pflanzen und Tiere
Biodiversität Acht Naturmodule wurden im Graben Lenzburg offiziell eingeweiht. Diese Umsetzungsbeispiele sollen die Natur in die Stadt bringen und das Wohlergehen der Menschen mit Natur und Umwelt vereinen. Die neuen Lebensräume bieten Passanten die Möglichkeit, Tiere zu beobachten und sich inspirieren zu lassen.

Stadtammann Daniel Mosimann nannte bei der Begrüssung verschiedene Gründe für die Umsetzung dieses Projektes. Es gehe darum, auf die klimatischen Anforderungen zu reagieren, mit kleinen Elementen der Natur etwas Gutes zu tun und ein angenehmes Umfeld zu schaffen, welches zur Nachahmung anregt. Max Chopard, Leiter der Fachstelle Umwelt Lenzburg, wurde von der Stadt mit der Klimastrategie beauftragt. Die acht Module bedeuten gemäss Chopard «Biodiversitätsförderung zum Nachahmen» im Rahmen der Klimaanpassungsstrategie. Trittsteine für Artenvielfalt, als Vernetzung zwischen Siedlungsraum und offenen Flächen – das sei die Idee hinter den Naturmodulen.
Vor jedem Naturmodul befindet sich ein grünes Schild mit der Modulbezeichnung und einigen Informationen dazu. Darunter steht ein QR-Code zum Scannen, welcher auf die Seite Naturmodule.ch verweist. Kurztexte über den Nutzen, Merkblätter mit Vertiefungsebenen und Beispiele für die konkrete Umsetzung sind dort zu finden. Denn umsetzen könne man solche Lebensräume auch im eigenen Garten. Mit gegenseitiger Toleranz und Sensibilisierung – welche gemäss Chopard auch Teil dieses Projektes seien – hätten Tier und Mensch Freude daran.
Unterschlupf für Flugtiere, Käfer, Igel und Co.
Die ersten zwei Anschauungsbeispiele stellte der Natur- und Vogelschutzverein Lenzburg zur Verfügung. Mit einem Nistplatz für Höhlenbrüter soll den fehlenden Nischen an Gebäuden – aufgrund von energetischen Sanierungen – entgegengewirkt werden. Auch unter Druck im städtischen Raum seien Zwergfledermäuse, weshalb am Baum nebenan ein Fledermauskasten als Naturmodul montiert wurde. Der Nistkasten sei bereits von Blaumeisen inspiziert worden. Über den Fledermauskasten sagt Chopard: «Ich bin gespannt, ob er angenommen wird.»
Eine aufwendige Angelegenheit sei das Modul Nummer drei gewesen. Auf einer kleinen Grünfläche habe der Werkhof den bestehenden Rasen vertikutiert, Blumenrasen gesät und mit neun Rasenziegeln bestückt. Der Blumenrasen kann so als Fläche weiterhin genutzt werden und dient gleichzeitig als Insektenweide. Das vierte und das fünfte Modul stehen schon seit Ende letzten Jahres. Das Steinreich für Eidechsen und die Altholzhecke waren die ersten Module, welche auf die Entstehung der weiteren hinwiesen. In den fünf Monaten ist die Hecke bereits um einiges an Schnittgut gewachsen. Neu dazu kam auch ein zwei Tonnen schwerer Wurzelstock von der Berufsschule. Die «wilde Ecke mit wenig Pflegeaufwand» setzt die Idee der Vernetzung im Siedlungsraum um: Das Tier findet Unterschlupf und in unmittelbarer Nähe Nahrung.
«Mut zur Nische»
Das Modul Nummer sechs ist ein bestehendes Element. Die Trockensteinmauer im Graben verfügt an den Stellen, die nicht vermörtelt sind, über Schlupfmöglichkeiten für Kleinlebewesen. Der Werkhof kümmert sich darum, dass dieser Bereich nicht mit dem spätblühenden Efeu zuwächst. Chopard fordert zum Nachahmen auf: «Mut zur Nische.» Dieser Teil steht in direktem Gegensatz zum Modul Nummer acht. Dort dient die natürliche Wandbegrünung an der Trockensteinmauer als Schutz und Unterschlupf. Beim siebten Naturmodul kommt der Klimaaspekt zum Zuge. Die neu gepflanzte Mischhecke mit artenreichen und einheimischen Wildsträuchern wie Holunder und Felsenbirne kommt nicht nur den Insekten zugute. Die Hecke wirkt kühlend und fördert die Verdunstung, was sich positiv auf das Mikroklima im städtischen Raum auswirkt.
Weitere Naturmodule erwünscht
Die Naturmodule scheinen bereits etwas in der Nachbarschaft ausgelöst zu haben. Unbekannte Personen haben sich zur Nachahmung so sehr motiviert gefühlt, dass sie kurzerhand eine eigene Altholzinsel beim Gehweg im Graben erbaut haben. «Normalerweise gilt: im eigenen Garten und nicht im öffentlichen Raum. Aber in diesem Fall sind wir tolerant», so Chopard. Der stellvertretende Leiter Werkhof Thomas Kieser weist darauf hin, dass Naturmodule zwar schön sind, aber auch unterhalten werden müssen. Den Aufwand des Unterhaltes dürfe man nicht übersehen – die Arbeitsstunden summieren sich schnell. «Es sind nicht nur ein paar hundert Franken», sagt Chopard über die Kosten des Unterhalts. Weil weitgehend Materialien vor Ort verwendet werden konnten, waren diese nahezu kostenneutral. «Man kann mit viel Arbeitseinsatz und wenig Bargeld einiges erreichen», ermutigt Chopard.
Weitere Gestaltungen neuer Flächen seien geplant. Chopard kläre noch ein weiteres Projekt ab, wobei die Finanzierung noch nicht gesichert sei. Ein Projekt in unmittelbarer Nähe zu den Naturmodulen sei bereits freigegeben worden. Er versichert: «Wir haben Ideen.»