Ein Jugendfest wie aus dem Bilderbuch
Jugendfest Als hätte man nicht vier, sondern 400 Jahre darauf gewartet: Die Stadt feierte ein «grosses» Jugendfest wie aus dem Bilderbuch.
Der Nachholbedarf nach abgesagten und reduzierten Jugendfesten schien grenzenlos. Schon bei der Vorbereitung waren Einsatz und Vorfreude riesig. Als dann in Aarau der Maienzug verregnet wurde, war man in Lenzburg sicher, dass das «grosse», weil mit dem Freischarenmanöver garnierte, Jugendfest bei besten Bedingungen über die zahlreichen Bühnen gehen wird.
Die Farben Blau und Weiss dominierten. Noch selten hatten sich die Ladenbesitzer derart ins Zeug gelegt, um ihre Schaufenster jugendfestmässig zu schmücken. Diesen Eifer spürte man während der ganzen Woche auf allen Ebenen.
Zu Ehren der Schule und der Jugend generell lieferten Tausende einen Sondereffort. Es ist für Aussenstehende immer wieder erstaunlich, wie hier unzählige Rädchen ineinandergreifen, um Dutzende von Subanlässen wie etwa Serenade, Fischessen, Ad-hoc-Beizli am Zapfenstreich auf die Beine zu stellen.
Und das Festvolk honorierte die Anstrengungen auch diesmal. Der Kampf gegen Wegwerfbecher und -geschirr wird hier weitgehend stillschweigend akzeptiert. Mit positiven Auswirkungen auf die omnipräsenten Heinzelmännchen aus dem Werkhof, die in der Nacht vor dem eigentlichen Festtag so wenig Müll wegräumen mussten wie selten.
Manövertanz statt brennende Burg
Die Einschränkungen der Pandemie hinter sich lassend, präsentierte sich das Programm wie immer – mit dem Krieg im Osten geschuldeten Modifikationen. Die hier einquartierten Flüchtlinge aus der Ukraine wurden über den erratischen Block des Lenzburger Brauchtums ausgiebig informiert und am Morgenumzug sah man sogar eine eigene Klasse mit gelb-blauen Bändeln mitlaufen.
Für das grosse nachmittägliche Landschaftstheater namens Freischarenmanöver hatte die organisierende Commission ebenfalls kleinere Anpassungen vorgekehrt. Die wilden Horden hielten sich diszipliniert ans Wappenverbot, brachten dafür aber nicht mehr genug Ordnung in ihr Kampfgebaren, um die bestens organisierten Kadetten in die Knie zu zwingen.
Immerhin konnte General Stephano del Narratore al Tribunale kurz vor der Kapitulation eine vierte Bedingung anbringen. Nebst freiem Abzug, Wurst und Bier und Freischarentanz wurde ein Manövertanz gefordert. Die Jugend zeigte sich grosszügig, gewährte dies und brannte die Burg für einmal nicht ab.
Das grosse Publikum auf der Schützenmatt hätte sich da zwar mehr Informationen gewünscht, doch schon am 12. Juli 2024 kann die Regie des Theaters ihre Überlegungen besser rüberbringen.