Der grosse Papierkrieg vor dem ersten Hosenlupf

Lenzburg Am Sonntag findet auf der Schützenmatt das 114. Aargauer Kantonalschwingfest statt. Es ist der erste Grossanlass im Kanton im Coronazeitalter; es gelten entsprechend harte Auflagen. Sportlich ist es das erste Kranzfest seit dem «Eidgenössischen» in Zug im August 2019. Der König von damals, Christian Stucki, ist auch in Lenzburg gemeldet.

Mit vielen Papieren eingedeckt: Erich Renfer, OK-Präsident des Aargauer Kantonalschwingfestes in Lenzburg, am letzten Samstag auf dem «Schützi»-Festareal.  Foto: Fritz Thut

Mit vielen Papieren eingedeckt: Erich Renfer, OK-Präsident des Aargauer Kantonalschwingfestes in Lenzburg, am letzten Samstag auf dem «Schützi»-Festareal. Foto: Fritz Thut

So wars vor fünf Jahren: Kantonalschwingfest 2016 in Lenzburg mit Tribünen und vielen Zuschauern trotz durchzogenem Wetter. Foto: Chris Iseli

So wars vor fünf Jahren: Kantonalschwingfest 2016 in Lenzburg mit Tribünen und vielen Zuschauern trotz durchzogenem Wetter. Foto: Chris Iseli

Im Regen gelassen: OK-Präsident Erich Renfer 2016 am «Aargauer» in Lenzburg. Foto: Chris Iseli

Im Regen gelassen: OK-Präsident Erich Renfer 2016 am «Aargauer» in Lenzburg. Foto: Chris Iseli

Erst heute vor einer Woche kam das grüne Licht: «Um 19.07 Uhr erhielt ich die Verordnung mit dem Okay», blickt Erich Renfer zurück. Renfer ist vieles: Unternehmer im Unruhestand, Präsident des Gewerbevereins Lenzburg und Umgebung, ehemaliger Einwohnerrat und vieles mehr. Aktuell ist er aber vor allem OK-Präsident des Aargauer Kantonalschwingfests.

Hier ist er zusätzlich noch Optimist. Als niemand, wirklich niemand daran glaubte, dass am ersten Juni-Wochenende des Jahres 2021 ein Schwingfest stattfinden kann – und erst noch mit Zuschauern –, verfolgte er beharrlich und erfolgreich seinen Weg und so wurde «sein» Schwingfest zur Pilotveranstaltung, zum ersten Aargauer Grossanlass während der Coronapandemie.

«Noch nie so viele Papiere»

Doch der Weg zu dieser Premiere war steinig und mit vielen Hindernissen versehen. «Ich habe in meinem Leben noch nie so viele Papiere gesehen, gelesen, geschrieben und unterzeichnet», sagte Renfer am letzten Samstag nach einer weiteren Sitzung des Organisationskomitees auf dem Schwingplatz auf der Lenzburger «Schützi».

Erich Renfer weiss, wie Kantonalschwingfest geht. Vor fünf Jahren war das «Aargauer» schon in Lenzburg und er schon damals OK-Präsident. 2016 umsäumten grosse Tribünen die Sägemehlringe, wo sich die Schwinger duellierten.

Diesmal ist alles kleiner: Holzbänke im Rasen, auf denen einige handverlesene Zuschauer – mehrheitlich Angehörige der teilnehmenden Schwinger und Sponsorenvertreter – sitzen. Dem OK-Präsidenten blutet has Herz: «Ich hatte bereits 5000 Tickets verkauft gehabt.»

Rigide Auflagen für alle Personen

Doch die Pandemie machte die meisten Vorkehrungen des OK, das mit diesem Anlass das 100-Jahr-Jubiläum des organisierenden Schwingklubs Lenzburg krönen wollte, zunichte. Nun gilt ein «Covid-19-Schutzkonzept», das alle Bereiche bis ins Letzte regelt. Wichtigste Vorgabe: Alle Personen auf dem Areal werden mit ihren Daten registriert und müssen sich vor Ort ausweisen können: «Es werden alle kontrolliert, auch wenn sie den Helfern bekannt sind», so Renfer.

Die Zuschauer werden auf dem Areal von den Schwingern, Funktionären und Helfern getrennt. Und alle müssen, damit sie überhaupt Zugang erhalten, einen Impfnachweis, ein Genesenen-Attest oder einen aktuellen negativen Covidtest vorlegen.

Wer keines dieser drei Kriterien erfüllt, kann sich vor Ort unter Aufsicht einem Schnelltest unterziehen und muss mit den entsprechenden Wartezeiten rechnen.

Zur besseren Rückverfolgung bekommen die Zuschauer einen nummerierten Platz. Auf dem ganzen Festareal gilt grundsätzlich Maskenpflicht. Als Ausnahme akzeptiert ist die Zeit «während der Einnahme von Essen und Getränken am zugewiesenen Sitzplatz». Eine Festwirtschaft im traditionellen Schwingfest-Stil wird nicht eingerichtet. Aber laut Erich Renfer gibt es «Verkaufsstände für Würste und Schnitzelbrot».

Sechs «Eidgenossen» gemeldet

Schwinger und Funktionäre verpflegen sich in der Mehrzweckhalle in einem abgesperrten Bereich mit maximal vier Personen am Tisch und Registrierung der Präsenzzeit.

Die Fachleute sind gespannt, wie die Aktiven die mehrheitlich trainingslose Coronazeit überstanden haben. Auf der Meldeliste standen am Montag fast 100 Namen, darunter jene von sechs eidgenössischen Kranzschwingern. Die Augen der Schwingerfreunde (die auch per Direktübertragung auf dem Fernsehsender Tele M1 dabei sein können) richten sich vor allem auf Lokalmatador Nick Alpiger aus Staufen und den Schwingerkönig Christian Stucki aus Lyss.

Es wäre nicht überraschend, wenn diese beiden «Bösen» bereits im Anschwingen, das am Sonntag um 8.30 Uhr beginnt, zusammengreifen würden. Das Schwingfest beginnt eine Viertelstunde vorher mit dem Appell der Schwinger und der Nationalhymne. Auf 15 Uhr ist der von Jungtambouren umrahmte Festakt mit einer Ansprache von Grossratspräsident Pascal Furer aus Staufen angesetzt. Der Schluss soll um 16.40 Uhr stattfinden.

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