Der älteste Tennisclub im Bezirk feiert einen runden Geburtstag

Lenzburg Schon früh schlugen sportliche Lenzburger Filzbälle übers Netz. 1921 wurde der Tennisclub gegründet. Zum 100-Jahr-Jubiläum ist eine Schrift erschienen, die auf 60 Seiten guten Lesestoff bietet.

100 Jahre Vereinsgeschichte auf 60 Seiten: Die Chronik-Autoren Fabio Baranzini und Jeanine Glarner mit ihrem Werk auf der Anlage des Tennisclubs Lenzburg. Foto: Fritz Thut

100 Jahre Vereinsgeschichte auf 60 Seiten: Die Chronik-Autoren Fabio Baranzini und Jeanine Glarner mit ihrem Werk auf der Anlage des Tennisclubs Lenzburg. Foto: Fritz Thut

Der Anfang: Protokoll der Gründungsversammlung des Tennisclubs Lenzburg. Foto: zvg

Der Anfang: Protokoll der Gründungsversammlung des Tennisclubs Lenzburg. Foto: zvg

Eine von zwei Varianten: Visualisierung des Klubhausneubaus. Foto: Martin Schröder

Eine von zwei Varianten: Visualisierung des Klubhausneubaus. Foto: Martin Schröder

Schon Ende des 19. Jahrhunderts wurde vorab in grösseren Städten oder Tourismusorten dem Tennissport gefrönt. Um 1920 wollten dann einige Lenzburger auch in ihrer Stadt den damals weissen Sport ausüben.

Am 20. Oktober 1921 erfolgte im Café Dietschi die Gründung des Tennisclubs Lenzburg. Neun Herren und sechs Damen waren laut dem Protokoll zugegen. Der spätere langjährige Stadtammann Arnold Hirt-Roth amtete als Gründungspräsident.

Nachdem der Stadtrat dem Wunsch nach einem Spielfeld nicht entsprochen und auf die notwendige Privatinitiative verwiesen hatte, war die Suche nach einem Areal für einen Tenniscourt die wichtigste Aufgabe des jungen Vereins.

Nachdem man mit der erstbesten Lösung nicht einverstanden war, suchte man via Inserat ein passendes Grundstück. Da die Resonanz ausblieb, musste man auf Plan A zurückkommen und richtete auf einem Platz im Dreieck zwischen Bahnhof-, Angelrainstrasse und dem «Seetaler»-Bahngleis ein Spielfeld ein und eröffnete dieses am 26. Juni 1922.

Kurzweilige Vereinschronik

Solche und viele weitere Details aus der Geschichte des 100-jährigen Vereins und zudem interessante Einblicke ins aktuelle Klubleben sind in der zum Jubiläum herausgegebenen Chronik «TC Lenzburg 100 Jahre» nachzulesen. Die beiden Autoren, die Vereinsmitglieder Jeanine Glarner und Fabio Baranzini, haben es verstanden, die Historie kurzweilig aufzubereiten.

Das Duo hat sich die Arbeit aufgeteilt: Die ausgebildete Historikerin Glarner kümmerte sich um die geschichtlichen Daten und grub in verschiedenen Archiven. Und stiess an Grenzen: «Es fand sich nirgends ein Baugesuch für den ersten Tennisplatz», musste sie feststellen. So lässt sich der Standort nicht genau definieren.

Baranzini, aktuell im Vorstand für Kommunikation und Sponsoring zuständig, steuerte verschiedene Porträts von Klubmitgliedern bei und lässt diese aus ihrer Zeit erzählen. Rolf Bachmann ist dem Verein vor genau 50 Jahren beigetreten und im Interview schildert der ehemalige Stadtammann das Verhältnis der Stadt zum Verein: «Der Club hat insgesamt ein gutes Image. Der Stadtrat wusste, dass im Tennisclub sorgfältig gearbeitet wird.»

Der dritte Standort

Nach dem ersten Standort westlich des Aabachs installierte sich der Tennisclub zwischen 1933 und 1972 in Altstadtnähe; an der Bachstrasse auf dem heutigen Müli-Märt-Areal. Hier wurden zwei Plätze und ein kleines Klubhaus gebaut. Im Winter wurden die Tennisplätze nicht selten der Stadt zum Aufbereiten eines Eisfeldes zur Verfügung gestellt.

Der zentrumsnahe Platz war nicht zu halten. In den späten 1960er-Jahren musste wieder Ausschau nach einem neuen Platz gehalten werden. Im Gebiet Wilmatten, unmittelbar neben den Leichtathletik- und Fussballanlagen, wurde man fündig, hatte aber vereinsintern und auf politischem Parkett manchen Kampf zu fechten, bis die fünf Plätze mit Schlossblick in Betrieb genommen werden konnten.

Eine der letzten Einwohnergemeindeversammlungen der Stadt Lenzburg gab 1971 grünes Licht für einen Beitrag von 220000 Franken. 1995 wurde der Baurechtsvertrag für das Areal bis ins Jahr 2045 verlängert, was dem Verein eine gewisse Planungssicherheit gab.

Neben solchen Eckdaten enthält die Chronik viele wunderbare Anekdoten aus der Vereinsgeschichte: von rauschenden Ballabenden im Schloss Brestenberg, vom 75-Jahr-Jubiläum, das mit neunjähriger Verspätung gefeiert wurde, vom holländischen Weltklasse-Trainer Eric van Harpen, der 1975 als Jungspund eine Saison hier wirkte, und – vielleicht als Folge davon – von der Fed-Cup-Spielerin Monica Simmen, die 1977 die Klubmeisterschaft gewann – bei den Männern.

Klubhaussanierung als aktuell grösste Herausforderung

TC Lenzburg 1973 hat der heuer 100 Jahre alt werdende Tennisclub Lenzburg seine neue Anlage an der Wilstrasse bezogen. Fünf Plätze, in der kalten Jahreszeit inzwischen teilweise überdacht und deshalb Ganzjahressport anbietend, stehen den rund 450 Mitgliedern zur Verfügung.

Mit der Entwicklung nicht Schritt gehalten hat das Klubhaus: «Es ist für die Winternutzung nicht geeignet; die Isolation ist ungenügend und die Heizung ist auch nicht ideal», sagt Vorstandsmitglied Fabio Baranzini. Mit einer Umfrage bei den Mitgliedern eruierte die Vereinsleitung die Bedürfnisse. Dabei kam heraus, dass der grösste Bedarf bei den sanitären Anlagen besteht. Aktuell gibt es beispielsweise nur je zwei Duschkabinen für Frauen und Männer.

Sanierung oder Neubau

Zur Diskussion stehen zwei Varianten: eine Sanierung des bestehenden Klubhauses oder ein kompletter Neubau. Bei der Mitgliederbefragung zeichnete sich keine klare Tendenz ab. «Eine Mehrheit würde es sogar befürworten, nur das Nötigste zu sanieren», steht in der neuesten Ausgabe des Vereinsmagazin. Die günstigste Sanierungsvariante, die man von einem Architekturbüro rechnen liess, kommt immer noch auf Kosten von rund 750000 Franken.

Ein Neubau, der näher an der Wilstrasse realisiert werden und so die Anlage um ein sechstes Spielfelds erweitern könnte, kostet rund eine Million Franken. So oder so wird die Finanzierungsfrage zentral. Der Tennisclub ist wie andere Lenzburg Sportvereine auf die Unterstützung der Stadt angewiesen; Gespräche mit dem Stadtrat laufen und sollen fortgeführt werden. Der Verein, der sich mit dem Projekt Klubhaus für die Zukunft fit machen will, wird sich verschulden müssen. Welche Richtung – Sanierung oder Neubau – weiterverfolgt werden soll, will man an einem Informationsabend eruieren, sobald es die Coronabedingungen zulassen. (tf)

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