Erinnerungen sammeln
Lokalhistorie Wer erinnert sich nicht gerne an früher, als Oma und Opa aus ihren Fotoalben von Anno dazumal erzählten? Um das Geschichte(n)sammeln dreht sich auch das Forschungsprojekt «Notizbuch der Erinnerungen» des Museums Burghalde.
Fotografien, Objekte und Schriften sind wertvolle Erinnerungs-stücke. Denn Anekdoten und Erzählungen hauchen den Archivalien Leben ein und geben ihnen eine Bedeutung. Was sind aber all die Fundstücke in Archiven, Museen und Sammlungen ohne ihre eigene(n) Geschichte(n)? Wie erweckt man vergessene Persönlichkeiten zu neuem Leben? Und was macht ihren Wert aus?
Mit diesen und mehr Fragen setzen sich die Museumsverantwortlichen stetig auseinander. Schliesslich stellt die museale Sammlung den ideellen und materiellen Kern der Institution dar. Sie bildet das kollektive Gedächtnis Lenzburgs. Einem Hirn gleich wollen Erinnerungen wachgehalten, Vergessenes wiederentdeckt, verknüpft und ausgewertet werden. «Manchmal lässt sich die eine oder andere erstaunliche Entdeckung machen. Ein Blick in die Vergangenheit ermöglicht Neukombinationen mit gegenwärtigen Ereignissen», meint Museumsdirektor Marc Philip Seidel. So gingen den Jubiläen zu Sophie Haemmerli-Marti (1868–1942) im 2018 oder zu Werner Büchly (1871–1941) im 2021 Zufallsfunde voraus, gefolgt von akribischer Forschungstätigkeit. Das immense Werk des Künstlers Hans Walty (1868–1948) wird nach mehreren Forschungsjahren bald als Buch erscheinen. Das Jahresprogramm des Museums verrät zudem: Einen ergiebigen Schwerpunkt der Erinnerungskultur setzt die im Oktober öffnende Ausstellung zu engagierten Frauen der letzten 200 Jahre. Man darf gespannt sein ob der erstaunlichen Vielzahl an Pionierinnen, Künstlerinnen und Denkerinnen mit Lenzburger Bezug; etwa an Lina Kunz (1919–1996) und Mathilde Merz (1899–1987) dürfte sich die eine oder der andere noch erinnern.
Teilhabe und Kulturerbe
Mit dem partizipativen Projekt «Notizbuch der Erinnerungen» macht sich das Museum auf die Suche nach verloren geglaubtem Wissen. Durch Präsentationen in Alterszentren und Vorträgen für Gruppen gelange man an das interessierte Publikum. «Historische Bilder, Momente und Personen rufen beim Publikum alte Erinnerungen wach», erklärt die Sammlungsverantwortliche Samira Tanner. In einem eigens gedruckten Notizheft, das kostenlos abgegeben und wieder eingesammelt wird, sowie über eine Online-Plattform lassen sich die eigenen Memoiren zu ausgewählten Aufnahmen, Gegenständen, Persönlichkeiten festhalten. Das durch DigiCulture, ein junges Fördergefäss des Kantons Aargau, unterstützte Projekt setzt auf kulturelle Teilhabe. Alle sind eingeladen, einen Beitrag zu leisten und Wissen, aber auch Bücher, Tonträger und weitere Erinnerungsstücke mit Lenzburger Bezug dem Museum zu übergeben. Die genannte Web-Applikation soll dabei anderen Kulturinstitutionen zur Verfügung gestellt werden.
Kontinuierliche Recherche
Eine zentrale Aufgabe des Museums Burghalde, verantwortet von der gleichnamigen Stiftung, ist das Selbstverständnis als Lenzburgs Gedankenspeicher. Dazu gehört die kontinuierliche Suche nach historischen Bildern, Handschriften, Publikationen und Archivalien. Dies solle bewusst auch Erinnerungen von Personen beinhalten, die sich hinter den Kulissen sozial engagierten oder im Stillen schöpferisch tätig waren. «Das Hegen und Pflegen beinhaltet nicht bloss den respektvollen Blick zurück. Geschichte ist lebendig und ein wesentlicher Faktor für das Begreifen unserer Gegenwart», fügt Stiftungspräsident Urs F. Meier an.(AJF)
Das Team freut sich auf Erinnerungen, auf Bücher, Briefe, Fotos und Karten aus Lenzburg von anno dazumal. Auf diese Weise gelangen die Erinnerungen ans Museum: Über eine Kontaktperson, bei einem persönlichen Gespräch bei den Einsendern oder im Museum. Treffen vereinbaren: 062 891 66 70, museum.burghalde@lenzburg.ch, über die Online-Plattform: notizbuch-der-erinnerungen.ch.