Das Sparschwein der Stadt kommt ins Korsett

Budget Noch immer muss Lenzburg ein enges Finanzkorsett tragen. Und eine Abkehr des Abwärtstrends ist nicht in Sicht. Doch es konnte den Medien und dem Parlament ein positives Ergebnis präsentiert werden.

Die Stadt präsentiert für 2026 ein knapp positives Budget mit einem Überschuss von 64000 Franken – trotz steigender Kosten von 2,8 Millionen Franken. Das ist erfreulich, da die erste Budgeteingabe mit einem Minus von 6,6 Mio. Franken abschloss. Der Steuerfuss bleibt unverändert bei 105 Prozent. Zwar werden die Ziele eines positiven Ergebnisses und einer Selbstfinanzierung von mindestens 5 Millionen Franken erreicht, dennoch zeichnet sich eine zunehmend angespannte finanzielle Lage ab.

Der finanzielle Spielraum nimmt ab

Ein zentraler Belastungsfaktor sind die gebundenen Ausgaben, die mittlerweile etwa 90 Prozent des Budgets ausmachen und damit den Handlungsspielraum stark einschränken. Es war ein leidiges Thema und es bleibt ein leidiges Thema: Besonders der Gesundheitsbereich treibt die Kosten in die Höhe. Steigende Restkosten für ambulante und stationäre Pflege, Pflegefinanzierung sowie Sonderschulung, Heime und Werkstätten belasten das Budget erheblich. Auch die Sozial- und Bildungsbereiche zeigen überdurchschnittliche Kostensteigerungen. «Hier sind wir noch am Beginn der Glocke», erläutert Vizeammann Andreas Schmid. Mit der «Glocke» meint er das Diagramm, das den demografischen Wandel der Gesellschaft zeigt. In Zukunft wird es viel mehr alte als junge Menschen geben. Die Kosten werden also weiter steigen, während der gesellschaftliche Ertrag stagnieren dürfte.

Mit einer wachsenden Stadt muss auch die Verwaltung mitwachsen – oder zumindest effizienter werden. Es ist daher ein moderater Stellenausbau in der Verwaltung aufgeführt, der zusätzliche Mittel bindet: 3,55 Vollzeitstellen. Hinzu kommen 20000 Franken für ein KI-Projekt, zu dem noch nicht viel gesagt werden kann. Zwar sorgen Einnahmen wie die Miete des Hünerwadelhauses mit 500000 Franken oder die Dividende der SWL Energie AG mit 1,5 Millionen Franken für Entlastung, doch reicht dies nicht, um die langfristigen Risiken abzufedern.

Die Verschuldung wird kommen

Die Investitionen für 2026 betragen zwischen 1,7 und 2,35 Millionen Franken und betreffen vor allem Infrastrukturprojekte wie die Sanierung der Brunnmattstrasse West sowie Ersatzbeschaffungen bei Feuerwehr- und Kommunalfahrzeugen. Obwohl 83 Prozent dieser Investitionen aus Eigenmitteln finanziert werden können, wird eine Verschuldung in den kommenden Jahren als unvermeidbar angesehen.

Ein Blick in die Zukunft zeigt auf den ersten Blick Düsteres. Doch es bleibt beim ersten Blick. Ab 2027 rechnet die Stadt mit Defiziten, ab 2030 mit zusätzlichen Belastungen von rund 1,2 Millionen Franken durch Grossprojekte. Gleichzeitig wächst die Bevölkerung, was mittelfristig zwar mehr Steuereinnahmen bringen könnte, kurzfristig jedoch die Infrastruktur- und Personalkosten erhöht.

Eine Pro-Kopf-Verschuldung von bis zu 2500 Franken wird im Aargau als unproblematisch angesehen. Und hinsichtlich der bevorstehenden Investitionen ist das prognostizierte Pro-Kopf-Vermögen Lenzburgs von plus 66 Franken im Jahr 2025 auf eine Verschuldung auf minus 2814 Franken bis ins Jahr 2030 wohl der faire Preis für das Wachstum. Solange dieses prognostiziert ist, können die Kommunalpolitiker auch damit umgehen.

Weniger Idealismus und mehr Realitätsbezug gefordert

Der Stadtrat betont aber die Notwendigkeit von Priorisierungen, Zurückhaltung beim Leistungsausbau und möglichen Sparmassnahmen. Ohne zusätzliche Einnahmen oder einschneidende Effizienzsteigerungen droht der Stadt in den kommenden Jahren ein strukturelles Finanzproblem.

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