Blickpunkt: Eine rührende Geschichte

Unerwartete Unterstützung: Helferin beim Unkrautjäten. Foto: Mike Hunziker
Unerwartete Unterstützung: Helferin beim Unkrautjäten. Foto: Mike Hunziker

Aufsteller Die Redaktion erhielt am Montag dieser Woche unten stehendes Mail:

«Mein Name ist Mike Hunziker und ich arbeite auf dem Bauamt in Lenzburg. Heute Nachmittag jätete ich das Unkraut auf dem Pfad durch den Graben in der Nähe der Stadtbibliothek. Um etwa 15 Uhr kam eine ältere Frau gelaufen. Mühsam und gebückt schritt sie langsam näher und setzte sich beim Brunnen auf eine Steinbank. Ihre Kleider verrieten mir, dass sie nicht von hier stammte.

Sie beobachtete mich immer bei der Arbeit, wenn ich in ihre Richtung blickte. Als ich das zweite Mal an ihr vorbeischritt, um den Kübel auf mein Fahrzeug zu leeren und etwas Wasser zu trinken, verweilte ich kurz im Schatten.

Als ich mich umdrehte, war die Frau nicht mehr da. Erst beim zweiten Blick sah ich die gleiche Frau, die Unkraut auf dem Kiesweg ausriss. Ich ging zu ihr, um mich für die überraschende Hilfe zu bedanken, doch musste ich feststellen, dass diese Frau kein Deutsch oder Englisch sprach und mir vermutlich auf Ukrainisch antwortete. Was die Frau genau sagte, verstand ich nicht. Doch stand es ausser Frage, dass sie mir bei der Arbeit (in der Sonne bei 28 Grad) helfen wollte.

Die Frau riss ohne Unterlass Unkraut aus, legte keine Pause ein und selbst mein Versuch, ihr zu erklären, mehr Wasser zu trinken, scheiterte. Nach einer Weile ‹fragte› sie mich, was ich immer an der nahen Buchshecke abreisse. Ich ‹erklärte› ihr, dass ich Winden aus der Hecke zog, die diese überwucherten. Von neuem Interesse angespornt, half sie mir nun auch dabei.

Einmal drängte sie sich sogar an mir vorbei, um weiterarbeiten zu können. Als mein Feierabend näher rückte, musste ich sie überzeugen, aufzuhören, da ich nicht wollte, dass das alte Grossmütterchen alleine weiterarbeitete. Zu gross war meine Sorge, dass sie sich einen Sonnenstich holen und es niemand merken würde.

Zum Schluss ‹erzählte› sie mir etwas mit Tränen in den Augen. Ich verstand nicht direkt, vermutete aber, dass sie traurig war, so weit von zuhause in einem fremden Land zu sein. Ich denke, sie wollte etwas Gutes tun und von Nutzen für die Leute hier sein. Mit etwas Verständigungsschwierigkeiten gelang es mir, ein Bild von ihr zu machen.

Vielleicht ist die Geschichte nicht speziell genug, um abgedruckt zu werden, doch möchte ich es hiermit probieren. Diese kleine Geste bedeutet mir viel in Zeiten von Krisen und Krieg. Es gibt mir Mut und Hoffnung, dass doch auch noch Gutes passiert.»

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