«Bei privaten Liegenschaftsbesitzern besteht immer noch Zurückhaltung»
Lenzburg Die Stadt ist stolz auf ihre historischen Bauten. Diese sollen gepflegt werden. Seit 2004 besteht die Stiftung Dr. Hans Dietschi; sie leistet Beiträge an fachgerechte Sanierungen und Renovationen. Präsident des Stiftungsrates ist Alt-Stadtrat Jakob Salm. Er macht vor allem bei privaten Eigentümern eine Zurückhaltung aus, Beitragsgesuche zu stellen: «Es besteht kein Grund zu Berührungsangst.»
Der Arzt Hans Dietschi hatte sich in den Jahren 1998 und 99 engagiert bei der Sanierung des Chlausbrunnens auf dem Metzgplatz, unweit dem Ort, wo er aufgewachsenen ist. Er tat dies auch finanziell.
Dietschi lag die historische Bausubstanz seiner Heimatstadt Lenzburg sehr am Herzen. Als er im Oktober 2003 78-jährig verstarb, hinterliess er einen Grossteil seines Vermögens, um mit einer Stiftung sein Anliegen auch nach seinem Tod zu pflegen. Die Stiftung Dr. Hans Dietschi wurde am 9. Juli 2004 gegründet und dient folgendem Zweck: «Erhaltung und Renovierung historischer Liegenschaften in Lenzburg.»
Seit Beginn dabei
Der damalige Stadtrat Jakob Salm ist seit Beginn im Stiftungsrat dabei. Der heutige Stiftungsratspräsident erinnert sich an den Start: 2005 wurde ein Stiftungsreglement beschlossen und ein Jahr danach die Arbeit aufgenommen.
Die genaue Definition, was der Wille des Stiftungsgebers war, war für die Behörde Stadtrat, der die Führung anvertraut wurde, nicht ganz einfach. «Hans Dietschi ist sicher vorgeschwebt, die Altstadthäuser aussen gut zu erhalten», so Salm. Man versuchte nachzuvollziehen, was genau die Absicht Dietschis war.
Nun, 18 Jahre nach der Stiftungsgründung, ist das Reglement die Richtschnur, nach der Beiträge hauptsächlich an Fassaden- und Aussensanierungen gesprochen werden. Salm zitiert den Passus: «Beitragsberechtigt sind Liegenschaften in der Altstadtzone A und in den weiteren Schutzzonen B bis H, welche im Wesentlichen vor 1850 errichtet wurden.»
Hinzu kommen Gebäude und Brunnen, welche vor 1918 errichtet wurden und dem eidgenössischen und kantonalen Denkmalschutz unterstehen oder in einschlägigen kantonalen oder kommunalen Inventaren aufgeführt sind.
Bisher 3 Millionen Franken bezahlt
Werden diese Kriterien erfüllt, kann ein Unterstützungsgesuch gestellt werden. Aus dem Stiftungskapital werden Beiträge an die Renovationskosten ausbezahlt. Bis zu 50 Prozent sind dies bei Gebäuden der Einwohner- und Ortsbürgergemeinde. Bei privaten Liegenschaften gibt es bis zu 35 Prozent der ausgewiesenen Mehrkosten oder bei Fassadenrenovationen bis zu 30 Prozent der ausgewiesenen Kosten, wobei es keine Kürzungen gibt, wenn schon die Denkmalpflege einen Beitrag leistet.
Gemäss Jakob Salm wurden bis zum letzten Jahr bei total 110 Beitragssprechungen 3 Millionen Franken ausgeschüttet. Diese teilen sich zu zwei Dritteln die öffentliche Hand und einem Drittel private Eigentümer.
Keine falsche Zurückhaltung
Gerade bei der zweiten Kategorie sieht der Stiftungsratspräsident Nachholbedarf: «Bei privaten Liegenschaftsbesitzern besteht immer noch eine gewisse Zurückhaltung», so Salm. Ob dies wegen befürchteten Auflagen sei, wisse er nicht. Doch die Stiftung selbst – so hält er fest – macht keine Auflagen.
«Es gibt keinen Grund für Berührungsangst», vor allem auch, weil man Gesuche «möglichst schlank und administrativ einfach» abwickeln wolle. Konkret richtet er einen Appell an private Hausbesitzer, im Zweifel doch eine Nachfrage bei der Stadtverwaltung zu deponieren. Mit einem Kriterienkatalog habe man ein gutes Instrument für schnelle Grundsatzentscheide.
Trotz den Ausschüttungen ist das Stiftungskapital dank dem glücklichen Händchen der Quästoren heute höher als die 6,2 Millionen Franken beim Start.
Bald folgt das Rathaus
Die Stadt profitierte schon mehrmals von Beiträgen, etwa beim Försterhaus am Kronenplatz. Und bald folgt ein weiterer grosser Brocken: Die Sanierung des Rathauses steht schon lange an. Dannzumal gibt es sicher einen schönen Batzen von der Stiftung Dr. Hans Dietschi.