Ausgegraben: Eine Prise gefällig?

Im Museum Burghalde zu sehen: Schnupftabakdose in Form eines Schuhs. Foto: zvg
Im Museum Burghalde zu sehen: Schnupftabakdose in Form eines Schuhs. Foto: zvg

Beim Besuch eines Museums tauchen manchmal ziemlich skurrile Objekte auf. Viele der alten Gegenstände haben heute keine Funktion mehr. Folglich ist es schwierig zu erkennen, wofür sie einst verwendet wurden.

Es finden sich aber auch Gegenstände, denen man ihre Funktion vermutlich gar nie angesehen hat. Es sind Objekte, die schon kurios waren, als sie noch beim Krämer im Laden standen. Ein wunderbares Beispiel ist etwa die Schuh-Tabatière, eine Schnupftabakdose in Form eines kleinen Schuhs.

Tabak war ab dem 17. Jahrhundert en vogue. So auch in Lenzburg. Und das, obwohl oder vielleicht gerade weil der Tabakkonsum im bernischen Herrschaftsgebiet bis ins frühe 18. Jahrhundert verboten und sogar strafbar war. In der Stadt Basel sah man es mit dem Tabakgenuss nicht ganz so streng und erfreute sich am florierenden Handel mit dem Gewächs aus Übersee.

Tabak vom Baumwollverleger

Die Lenzburger Baumwollverleger, die hauptsächlich in Basel verkauften, belieferten seit den 1750er-Jahren die Lenzburger Tabakliebhaber. Zwischen 1759 und 1769 erhöhte sich der Tabakimport massiv.

Doch mit dem Konkurs der Baumwollverleger in den 1780er-Jahren schied Lenzburg als Handelsort für Rauchtabak aus. Nicht so aber aus dem Geschäft mit dem Schnupftabak. Dieses ging dann erst richtig los. Bald galt das Schnupfen als die feinste Form des Tabakgenusses und auch die Damen gönnten sich gerne eine Prise. Der «Lenzburger», wie der gute Schnupftabak genannt wurde, wurde in der Stadt gegärt, zerkleinert und erfreute sich auch ausserhalb Lenzburgs grosser Beliebtheit.

Tabatière auf jedem Tisch

In den 1880er-Jahren stand fast in jeder Lenzburger Wirtschaft noch eine Tisch-Tabatière zur allgemeinen Bedienung. So eben auch Schnupfdosen in Schuhform. Angeblich stellt das kuriose Objekt einen Glücksschuh dar, mit dem man sich beim Schnupfen nicht nur Glück, sondern eben auch Gesundheit im wörtlichen Sinn reinziehen konnte. Na dann: À votre santé!

Die Schuh-Tabatière und andere köstliche Schnupfdosen lassen sich im Museum Burghalde begutachten.

«Ausgegraben». Hier schreiben Mitarbeiter des Lenzburger Museums Burghalde jeweils in der ersten Ausgabe des Monats über originelle Fundstücke.

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