Am Lehrplan 21 wird viel Kritik geübt
Das Schulwesen ist immer mehr Belastungen wie Sparübungen und Reformen ausgesetzt. Und die Einführung des Lehrplans21 beruhigt die Stimmung nicht nachhaltig, wie an einem Podium in Lenzburg offenbar wurde.
Am 2. Juni 2016 ist die Initiative «Ja zu einer guten Bildung – Nein zum Lehrplan 21» bei der Staatskanzlei eingereicht worden. Und am 12. Februar 2017 wird das Aargauer Volk darüber abstimmen. Dabei wird mit einem Ja nicht über den Lehrplan 21 abgestimmt – die Initiative will den heute geltenden Paragrafen 13 im Schulgesetz des Kantons Aargau vollständig ersetzen durch einen im Wortlaut vorliegenden neuen Gesetzestext.
Harmonisierung mit Freiheiten
Welches ist der richtige Weg für einen neuen Aargauer Lehrplan? An einer Podiumsdiskussion in der Aula des Oberstufenzentrums Lenzhard in Lenzburg diskutierten Befürworter und Gegner unter der Leitung von Jürgen Sahli, Redaktor beim Radio Argovia, über den Lehrplan21.
Victor Brun, Sektionsleiter Abteilung Volksschule, informierte vorab über die inhaltlichen Neuigkeiten im Lehrplan 21. Für Brun ist der Inhalt gut, «weil er eine Basis bildet für 21 Kantone, denn er harmonisiert, wo nötig, und er gibt Freiheiten, auch wo nötig».
Jahrgangs- statt Zyklusziele
Ariane Roth vom Initiativkomitee, ehemalige Lehrperson an der Kantonsschule, erläuterte die Initiative. Der Kindergarten ist eine eigenständige Stufe und soll einen eigenen Rahmenlehrplan bekommen. Für Primarstufe und Oberstufe wird im Gesetz der Fächerkanon definiert. «Es soll damit verhindert werden, dass es zu Sammelfächern kommt», begründete Ariane Roth diese Aussage, «und somit jedes Fach sein Gewicht behält.» Zudem verlangen die Initianten Jahrgangsziele anstelle von Zykluszielen.
Schule oft zu schlecht dargestellt
In der Podiumsdiskussion äusserten sich nebst Ariane Roth vom Initiativkomitee auch Realschullehrerin Susanne Kieser und Schulleiter Edgar Kohler vom Gegenkomitee sowie Markus Jägle, Sekretär Gewerbeverein Lenzburg und Umgebung, zum Thema «Bildungsbremse Nein».
Auf die Frage von Jürgen Sahli nach mehr Ruhe in der Schule durch weniger Reformen antwortete Edgar Kohler: «Die Initianten zeigen eher ein rückwärts gerichtetes Bild der Aargauer Volksschule auf, sie trauern irgendwelchen alten Zeiten nach.» «Nein, keine Trauer, viele Entwicklungen waren gut, andere aber auch weniger», konterte Ariane Roth.
Auch Susanne Kieser bestätigte, dass die Schule schlechter dargestellt wird, als sie wirklich ist. Für Markus Jägle vom Gewerbeverband als «Abnehmer» von austretenden Schülern ist Harmonisierung durch alle Kantone wichtig: «Zeugnisse zählen heute leider nicht mehr viel, der Lehrplan 21 setzt jetzt andere Massstäbe – und das gefällt uns.»
Weitere Streitpunkte waren die fix definierten Fächer im Gesetz wie auch die Forderung nach Jahrgangszielen, weil dies bereits im heutigen Lehrplan nicht so ist und die zukünftige Unterrichtsgestaltung erschweren würde. Ebenso uneinig war man sich ob der Konsequenzen einer Insellösung im Kanton Aargau.
Wenigstens intensive Diskussion
Die Schlussfrage von Jürgen Sahli, dass der Kanton Aargau der letzte Kanton ist, der Lehrplan21 einführt, beantwortete Roth mit der Feststellung, dass in diversen Kantonen bereits Initiativen für Änderungen und Anpassungen laufen.
Und die Frage, was passiere nach einer Ablehnung der Initiative, antwortete Ariane Roth ganz cool: «Dann sind wir trotzdem zufrieden, weil für einmal in der Öffentlichkeit intensiv über unser Schulsystem geredet wurde.»