Aargauer Kunstpreis-Träger Ruedi ­Häusermann: «Ich sehe mich nicht mehr als Freak»

Kultur Eine neue Ehrung für den Lenzburger Künstler Ruedi Häusermann: Das «Multitalent mit internationaler Ausstrahlung» bekommt im September den Kunstpreis des Kantons Aargau und ist trotz dieser Affiche seiner Heimatstadt stark verbunden.

Verschmitzt: Ruedi Häusermann. Foto: zvg/RH

Verschmitzt: Ruedi Häusermann. Foto: zvg/RH

Vielseitiger Künstler: Der Lenzburger Ruedi Häusermann. Foto: zvg/RH

Vielseitiger Künstler: Der Lenzburger Ruedi Häusermann. Foto: zvg/RH

Koordinieren «Zwischenräume»: Ruedi Häusermann und Sabina Binggeli vor Häusermanns Galerie Randolph am Kronenplatz. Foto: Fritz Thut

Koordinieren «Zwischenräume»: Ruedi Häusermann und Sabina Binggeli vor Häusermanns Galerie Randolph am Kronenplatz. Foto: Fritz Thut

Seine Bühnen stehen in Europa, wie gegenwärtig an den Kammerspielen in München, wo er zusammen mit Gerhard Polt «A scheene Leich» inszeniert. Aber sein Herz schlägt in und für Lenzburg. Dies spürt man im Gespräch mit dem Theatermann und Musiker Ruedi Häusermann deutlich.

Der studierte Ökonom und Musiker hat gerade beim Theater «eine eigene künstlerische Handschrift entwickelt», wie das Aargauer Kuratorium ihn in seiner Medienmitteilung zur Verleihung des Aargauer Kunstpreises würdigt. «Eine tolle Ehrung», wertet Häusermann diese neueste Auszeichnung, die sich in eine lange Liste einreiht.

Leidenschaft fürs Theater

Für das Theater habe er «eine Leidenschaft entwickelt», sei aber auch privilegiert gewesen: «Ich hatte immer eine ‹carte blanche›.» Diese Freiheit hat er stets genützt. «Ich konnte meine Interessen ausleben und in eigene Welten abtauchen.» Zur Umsetzung – da macht der Theatermann keinen Hehl daraus – habe immer «viel Arbeit und Disziplin» gehört. «Ich sehe mich nicht mehr als Freak», betont der Preisträger. Was für Theaterbesucher locker, leicht, hintergründig daherkommt, braucht grossen Einsatz.

Dies konnten beispielsweise 2006 auch die Lenzburger erleben – viele als Zuschauer und einige auf der Bühne. Im Rahmen des Stadtjubiläums wurde das Stück «Ängelrain» erarbeitet und aufgeführt. Alle Beteiligten schwärmen noch heute von diesem Ereignis. Und Ruedi Häusermann? Er denkt zurück ans «Vertrauen, das man mir entgegenbrachte».

Typisch für die Theaterarbeit Häusermanns ist der Humor, der auch «Ängelrain» auszeichnete. Er fasziniere «mit seinem genauen Blick auf Details … und seinem feinen Schalk», schreibt das Kuratorium.

Vater des «Metschgplatsch»

Angst vor einem Absturz, einem Scheitern hatte er nie: «Dies weil ich den schmalen Pfad, auf dem ich mich auskenne, nie verliess.»

Dies heisst natürlich nicht, dass er vor Neuem zurückschreckte. Im Gegenteil: Gerade in Lenzburg schlug er neue Wege ein, etwa als er das Nach-Jugendfest-Vakuum mit einem nahezu unkommerziellen Open-Air-Happening füllte. Er gilt noch heute als Vater des «Metschg­platsch». «15 Jahre habe ich die Konzertreihe kuratiert», blickt er zurück und ist auch ein wenig stolz, dass heute sein Sohn Julian im OK mitwirkt.

Als Musiker und Komponist betritt er Neuland und ist noch lange nicht am Ziel.

 

Ruedi Häusermann will in Lenzburg «Zwischenräume» füllen

Neues Projekt Mit seinen bald 75 Jahren ist Kunstpreis-Träger Ruedi Häusermann nach wie vor umtriebig und plant aktuell in seiner Heimatstadt Lenzburg gerade eine Konzertreihe mit dem viel Interpretationsspielraum lassenden Titel «Zwischenräume».

Jeweils am letzten Donnerstag im Monat gibt es ein Konzert – oft an einem ungewöhnlichen Ort. Es ist die Fortsetzung der Donnerstagskonzerte im Stapferhaus, die inzwischen abgeschlossen sind: «Wir wollen dieses Projekt weiterpflanzen und als Konzertreise durch Lenzburg fortführen.»

Ein Trio als Kern

Die Kerngruppe der bei diesen Konzerten auftretenden Musiker ist das eingespielte Trio mit Ruedi Häusermann (Flöten, Klarinetten, Örgeli), Marco Käppeli (Schlagzeug, Glockenspiel) und Claude Meier (Kontrabass, akustische Bassgitarre). «Wir spielen seit bald fünf Jahren zusammen und entwickeln meine Kompositionen in einem improvisatorischen Kontext weiter», so Ruedi Häusermann.

Dieses Fundament soll jeweils ergänzt werden – mit Gastmusikern oder mit Vertretern anderer Kunstrichtungen. Denkbar ist laut Ruedi Häusermann und Sabina Binggeli, die ihn bei der Organisation unterstützt, etwa Literatur, bildende Kunst oder theatralische Elemente. Aktuell haben für die Veranstaltung vom 27. Juli Pedro Lenz und Guy Krneta zugesagt.

Für das erste Jahr der «Zwischenräume» sind nur wenige Konzerte schon fixiert. Zudem bestehen viele grobe Ideen und etliche der Donnerstagsdaten sind noch blank. «Für uns geht es nun darum, neben dem Stapferhaus ausgefallene und überraschende Orte zu finden», so Häusermann und Binggeli. Dabei ist man offen für Tipps und Hinweise aus der Bevölkerung.

«Wir machen mit der Reihe ein kulturelles Angebot an die Stadt und garantieren für die Qualität der Veranstaltungen», halten die Organisatoren fest. Die patroniert die Reihe.(tf)

Zwischenräume. 1. Konzert. Donnerstag, 25. Mai, 20 Uhr, in der Alten Bleiche mit dem Trio Häusermann-Käppeli-Meier und dem Turntablist Joke Lanz aus Berlin.

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