10 000 Franken für Familie+: Damit auch Kinder mit Behinderung eine Spielgruppe haben
Inklusion Der Familienverein Familie+ erhielt von der Stiftung Soliday 10000 Franken, um das Pilotprojekt «Inklusion in der Spielgruppe» starten zu können.
Es ist ein Fakt, den man nicht gerne akzeptiert: Im Frühkindbereich existiert gesamtschweizerisch eine grosse Versorgungslücke. Auch Lenzburg ist keine Ausnahme. Zwischen Kleinkindalter und Kindergarteneinstieg entwickelt sich vieles beim Nachwuchs. Und der Schritt vom geschützten Zuhause in den Chindsgi ist ein grosser. Spielgruppen sind daher für die Entwicklung eines Kindes wertvoll. Besonders, weil diese im Vergleich zu anderen Angeboten zu Teilen von Gemeinden bezahlt werden und unter dem Strich günstiger sind als andere Dienstleister. Die Stadt Lenzburg übernimmt sechs Monate der Kosten für ihre Familien. Doch das reicht nicht, um allen Kindern und Familien gerecht zu werden. Alle – das heisst auch Menschen mit Behinderung. Hierfür lanciert der Familienverein ein Pilotprojekt zur Inklusion ebendieser Menschen. Die für Ausbildung und Personal benötigte Startfinanzierung von 10000 Franken kommt von der Stiftung Soliday. Am Mittwoch überreichte Ständerätin Marianne Binder, die die Stiftung vertritt, den Check im Familienzentrum.
Die Herausforderungen wachsen
Lenzburg wächst, die Kinder werden mehr. Rund 40 Prozent beträgt der Anteil Kinder mit fremdsprachlichem Hintergrund an der Lenzburger Primarschule. Die Herausforderungen wachsen, die Ressourcen stagnieren. «Das spüren wir täglich», meint Claudia Casanova vom Familienzentrum. Das bringt den Verein in die Bredouille. Denn zum einen wollen Vorstand und Team den Familien gerecht werden, zum anderen fehlen langfristig die Mittel. Damit Kinder mit Behinderung die Spielgruppe besuchen und die massgebende Betreuung erfahren können, war ein weiterer finanzieller Beitrag nötig. Soliday sprang in die Bresche. Mit dem Geld kann das Projekt seit April noch bis Ende Jahr sichergestellt werden. Kinder mit neurodiversen, sprachlichen oder körperlichen Herausforderungen werden so während zweier Stunden pro Woche von einer Fachperson unterstützt. Die Betreuung vom anderen Personal findet immer statt.
Geld geht an Schulungen und Betreuerin
Der Betrag findet Verwendung in einem neuen Arbeitsverhältnis mit Claudia Buntschu. Die erfahrene Kita-Leiterin bringt viel Wissen um das Thema mit. Ebenfalls werden die bestehenden Leiterinnen nachhaltig für die neuen Herausforderungen geschult. Damit das Maximum aus dem Pilotprojekt herausgeholt werden könne, sei der Betrag aber zu klein, erklärt Casanova. «Optimal wäre der dreifache Betrag. Aber dieses Geld zu finden, ist unheimlich schwer.» Von der Stadt sei nicht mehr als der Halbjahresbeitrag für die Familien zu erwarten. Es besteht kein gesetzlicher Auftrag des Kantons an die Gemeinden zur Inklusion. Das ist Fakt. Die Argumentation dahinter zeigt aber vielleicht auch etwas die Haltung von Kanton und Gemeinden. Mit der bisherigen Leistungsvereinbarung ist finanziell nicht mehr möglich für den Familienverein. Diese Vereinbarung soll neu ausgehandelt werden. Es geht dem Verein dabei nicht nur um Inklusion von Menschen mit Behinderung, sondern generell um die Unterstützung der Familien – auch im Frühkindbereich. Ebendiese Unterstützung hat der Stadtrat in den Legislaturzielen 2022–2025 festgehalten: «Die Stadt Lenzburg füllt Lücken mit bedarfsgerechten Angeboten, insbesondere in den Bereichen frühe Kindheit, Jugendarbeit, schulergänzende Kinderbetreuung, Familien, Alter und Gesundheit und koordiniert diese.» Es ist ja noch Zeit.