100-jährig und voller Tatendrang
Lenzburg: Die Naturfreunde Lenzburg feiern in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen. Der Verein lebt und ist intakt, ebenso das Naturfreundehaus an der Gislifluh. Da sind Freude und Stolz berechtigt.
Wer seit 100 Jahren ein aktives Vereinsleben in der Natur und für die Natur führt, Mitgliedern, Wandernden und Sportlern jeden Sonntag ein romantisches Plätzchen für Begegnungen und Verpflegung bietet, darf füglich anerkennende Worte und Gratulationen entgegennehmen.
Solche sind in der 50-seitigen Festschrift «100 Jahre Naturfreunde Lenzburg» zu finden. Urs Wüthrich, Präsident der Naturfreunde Schweiz, kennt die Gründe der Lenzburger Erfolgsgeschichte: Engagierte Mitglieder, die bereit sind, ehrenamtliche Aufgaben und Verantwortung zu übernehmen.
Freude am gemeinsamen Erlebnis
SP-Regierungsrat Urs Hofmann betont den unschätzbaren Beitrag der Naturfreunde für die Gesellschaft, indem Menschen der Natur nähergebracht und das Bewusstsein für die Umwelt geschärft wird.
Recht ähnlich drückt sich Luzia Suda, die neue Kantonalpräsidentin, aus. Sie unterstreicht den schonenden Umgang mit der Natur und die körperliche Bewegung, die sich positiv auf die Gesundheit auswirkt. «Im Vordergrund steht nicht die Spitzenleistung, sondern der Spass, die Freude und das gemeinsame Erlebnis», findet Suda.
Teehütte wurde Naturfreundehaus
Sieben Jahre nach der Gründung des Vereins kam 1927 erstmals der Wunsch auf, eine eigene Verpflegungshütte zu erwerben oder zu bauen. Am 6. November 1935 beschlossen die Vereinsmitglieder den Bau einer Teehütte.
Erwähnenswert ist die Story, die sich an einem Samstag im Herbst 1936 zugetragen hat. Während die Bezirksleitung in der Schafmatt tagte, bauten die Naturfreunde Lenzburg klammheimlich die Teehütte im Tellmätteli auf. Das strikte Nein der Bezirksleitung aus finanziellen Überlegungen konnte jedoch dem Bau nichts mehr anhaben. Bereits im Februar 1937 wurde Einweihung gefeiert.
Eine Hüttenkommission übernahm den Betrieb und den Unterhalt der Teehütte und entlastete den Vorstand. Ihr ging die Arbeit nicht aus. Ab 1948 war die Hütte regelmässig auch sonntags offen.
Mit Grundstückeigentümer Ernst Käser, Oberflachs, konnte erfolgreich verhandelt werden: Statt einen Pachtzins zu zahlen, sind die Naturfreunde nun Eigentümer des 16 Aren grossen Stück Wiesland am Nordhang der Gislifluh. 1964 gelang es, eine Wasserfassung zu realisieren.
Das Jubiläum 50 Jahre Naturfreunde Lenzburg ging fast vergessen. Im Vordergrund stand der Baubeginn des neuen Naturfreundehauses. Der Bau wird laufend gepflegt und unterhalten. «Das Naturfreundehaus Gislifluh bildet das Herzstück der Sektion Lenzburg», erklärt Präsident Peter Heimgartner, Dintikon, in der von Kurt Badertscher und Walter Baldinger, beide Lenzburg, sorgfältig gestalteten Festschrift.
Eine Idee aus Österreich
Die Geschichte der Naturfreunde begann 1895 in Wien. In den Fabriken herrschten teilweise unmenschliche Arbeitsbedingungen. Da fielen die Möglichkeiten, sich in der knappen Freizeit kostengünstig zu bewegen und Unterkünfte zu nutzen, auf gute Resonanz. Die Idee der Naturfreunde begann, sich auszubreiten.
Am 20. November 1920 versammelten sich 15 Männer im Restaurant Sternen in Lenzburg. Diese Gründungsmitglieder kannten sich aus gewerkschaftlicher Arbeit und aus der Sozialdemokratischen Partei.
In der Folge wechselten sich Hochs und Tiefs. Sorgen bereitet dem Vorstand aktuell die Überalterung: «Der Nachwuchs steht nicht unmittelbar vor der Türe», so Präsident Peter Heimgartner. Die geplante Jubiläumsfeier auf dem Bächlihof in Oberflachs vom Sonntag, 23. August, fiel coronabedingt ins Wasser.
Die Vereinspräsidenten der letzten 50 Jahre
1968–1970 Hans Joggi
1971–1972 Theodor Maibohm
1972–1973 Arthur Hunziker
1974–1978 Max Werder sen.
1979–1980 Max Brotschi
1981–1984 Roland Berner
1985–1995 Alois Gehrig
1996–2004 Robert Käser
2005–2006 Peter Füglistaler
2007–2009 Rosmarie Wernli
2010–2017 Peter Heimgartner
2018–2019 Walter Baldinger
2019– Peter Heimgartner