Viele wollen beim Ende des Dornröschenschlafs von Schloss Brestenberg mitreden
Seengen An einem «Schlossforum» genannten Anlass wurde über die Reaktivierung seit rund 35 Jahren verwaisten Brestenbergs informiert und diskutiert. Erstmals seit Jahrzehnten zeigte sich die Besitzerin der lokalen Bevölkerung.
In Seengen hat man schon zahlreiche Versuche erlebt, den um 1625 von Hans Rudolf von Hallwyl als Winterschloss erstellten «Brestenberg» aus seinem Dornröschenschlaf zu befreien. Immer wieder entpuppten sich die Pläne für Fünf-Sterne-Hotels, Ausstellungs- oder Seminarräume und Ähnliches als Hirngespinste.
Dass es diesmal mit der Wiederbelebung des früheren Adel-Landsitzes, einer ehemaligen Kaltwasserheilanstalt und eines renommierten Schlosshotels klappen könnte, liegt in der Tatsache begründet, dass diesmal die Besitzerin am Tisch sitzt.
Orientierung im Zelt
Bettina Stefanini, Stiftungsratspräsidentin der 1980 von ihrem Vater Bruno Stefanini gegründeten Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte (SKKG), stellte sich und ihre Intentionen mit dem «Brestenberg» in einem Zelt im Schlossgarten der interessierten Bevölkerung vor.
Rund 90 Personen – die meisten von ihnen hatten schon im Sommer an einer Onlineumfrage ihre eigenen Ideen zur aktuellen Ruine kundgetan – liessen es sich nicht nehmen, Neuigkeiten aus erster Hand erfahren.
Trotz Online-Abstimmungen während der Veranstaltung blieb die Zukunft vage; zu viele vermeintlich Beteiligte wollen mitreden. Da treffen Bedenken von Verbänden, Vorbehalte von Vereinsorganisationen und Partikularinteressen von Einzelnen teilweise diametral aufeinander.
Harte Vorgaben
Laut Stefanini habe man in der SKKG den Grundsatz gefasst, den «Brestenberg» zu behalten – anders als die Schlösser Luxburg und Salenstein am Bodensee, die verkauft wurden oder werden. Man sei bereit, hier jene Erlöse zu investieren, um einen selbsttragenden Betrieb zu ermöglichen. «Mit einem partizipativen Verfahren sucht die Stiftung innovative Ideen für ein mehrheitsfähiges und wirtschaftliches Konzept», so Stefanini.
Diese ohnehin schon schwierig zu erfüllende Vorgabe wird durch spezielle örtliche Rahmenbedingungen noch erschwert, wie bei der Podiumsdiskussion herauszuspüren war. Der Seenger Gemeindeammann Jörg Bruder wies auf die planungsrechtliche Situation hin, die in der «Spezialzone Brestenberg» wenige Nutzungen zulässt; ohne lange dauernde Anpassungen ist kaum etwas zu machen.
Obwohl unisono betont wurde, wie froh man doch sei, dass «endlich etwas geht», wollen auch die Vertreter von Heimat-, Landschafts- und Denkmalschutz ein Wörtchen mitreden.
Gastronomie erwünscht
Obwohl bei der vor Ort elektronisch durchgeführten Umfrage der Wunsch nach einer gastronomischen Nutzung obenaus schwang, wird man auf das erste Cüpli im «Brestenberg» noch warten müssen. Im nächsten Frühsommer will Bettina Stefanini über konkretere Pläne der Stiftung informieren.