Pfahlbauhaus erinnert neu an die Bronzezeit

Seengen In den letzten Wochen haben Fachleute im Auftrag der Kantonsarchäologie in Handarbeit ein neues Pfahlbauhaus beim Männerbad erstellt. Die originalgetreue Rekonstruktion verweist auf eine von zwei Unesco-Welterbestätten im Seetal.

Neuer Nachbau mit Aufrichtebaum: Pfahlbauhaus beim Seenger Männerbad. Foto: Fritz Thut

Neuer Nachbau mit Aufrichtebaum: Pfahlbauhaus beim Seenger Männerbad. Foto: Fritz Thut

Wurde ersetzt: Pfahlbauhaus-Nachbau aus dem Jahre 1988. Archivfoto: Fritz Thut

Wurde ersetzt: Pfahlbauhaus-Nachbau aus dem Jahre 1988. Archivfoto: Fritz Thut

Die Arbeiten am neuen Pfahlbauhaus schritten in den letzten Wochen weit voran. In Handarbeit nach Zimmermannsmanier hat ein Team von zwei bis drei Personen im Auftrag der Kantonsarchäologie den Rohbau erstellt und kürzlich das Dach mit Schindeln gedeckt.

Die ursprünglich geplante öffentliche Aufrichtefeier fiel den Coronaauflagen zum Opfer. Trotzdem entwickelte sich der Bau für zahlreiche Wanderer und Spaziergänger zum Ziel, wobei das herrschende Hochwasser teilweise zu nassen Socken führte.

Ersatz für eingesunkenes Haus

An der Stelle des Pfahlbauhauses, unweit des Männerbads am Seeweg in Seengen, stand bis im letzten Herbst ein nachgebautes Pfahlbauhaus aus dem Jahre 1988. Dieses ist im Laufe der Jahre über einen Meter in den Boden eingesunken. Mehrmals stand das Pfahlbauhaus im Hochwasser. Die Bausubstanz war so weit angegriffen, dass das Haus nicht mehr zu retten war.

Deshalb beschloss die Kantonsarchäologie, in Kooperation mit der Gemeinde Seengen, dem Museum Burghalde Lenzburg und den Rotary-Clubs Lenzburg und Lenzburg-Seetal, an derselben Stelle einen Ersatzbau zu errichten. Das Projekt wird unterstützt durch Swisslos Kanton Aargau und das Bundesamt für Kultur.

Das neue Pfahlbauhaus orientiert sich an den archäologischen Funden der Pfahlbaufundstelle auf der Halbinsel Risle (im Örtlichen «Risi» genannt), die in Sichtweite in den Hallwilersee hineinragt. Im Jahr 1923 hat die Historische Vereinigung Seengen unter Reinhold Bosch einen kleinen Ausschnitt der Fundstelle untersucht und brachte hervorragend erhaltene Holzkonstruktionen von Pfahlbauten zutage.

Bronzezeit statt Jungsteinzeit

In der Schichtabfolge liessen sich drei Siedlungsphasen feststellen. Diese stammen aus der späten Bronzezeit und datieren in die Zeit von 1050 bis 850 vor unserer Zeitrechnung.

Das neue Pfahlbauhaus hat demnach ein bronzezeitliches Aussehen, im Gegensatz zum alten Pfahlbauhaus, das sich an jungsteinzeitlichen Vorbildern orientierte. Augenfälligster Unterschied ist das Dach, welches jetzt mit Holzschindeln gedeckt ist.

Das Haus ist zudem leicht vom Boden abgehoben und besitzt einen Unterbau in Blockbauweise. Dies entspricht den archäologischen Funden und schützt das Haus auch bei Hochwasser. Nach der Aufrichte erhielt das Haus Flechtwände, die, sobald es die Temperaturen zulassen, mit Lehm verstrichen werden.

Unsichtbares sichtbar machen

Das neue Pfahlbauhaus steht sinnbildlich für die Pfahlbaufundstelle Seengen-Risi, die zusammen mit der Pfahlbaufundstelle Ägelmoos in Beinwil am See zum seriellen Unesco-Welterbe «Pfahlbauten rund um die Alpen» gehört. Es handelt sich um die einzigen Unesco-Welterbestätten im Kanton Aargau.

Die beiden Pfahlbaufundstellen sind ein weltweit bedeutendes Erbe der Menschheit und gehören der Allgemeinheit – das heisst uns allen. Doch beide Welterbestätten sind nicht sichtbar, da sie unter Wasser oder im Boden verborgen liegen.

Das neue Pfahlbauhaus weist auf dieses wertvolle Erbe hin. Der Neubau des Pfahlbauhauses fällt 2021 mit dem 10-Jahr-Jubiläum des Unesco-Welterbes Pfahlbauten zusammen. Weitere digitale Vermittlungselemente werden derzeit erarbeitet.

Voraussichtlich im Sommer soll das neue Seenger Pfahlbauhaus offiziell eingeweiht werden.(lba/pd/bks)

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