Landschaftsschützer wollen sich vermehrt in Ortsplanungen einmischen
Seetal: Der Landschaftsschutzverband Hallwilersee (LSVH) lud zur 54. Generalversammlung in ein Festzelt im Arbeiterstrandbad Tennwil ein. Zwei Referate ergänzten die Versammlung auf der Badiwiese.

Müssen denn Generalversammlungen immer in einem Saal stattfinden und oft trocken ablaufen? Wer sich für die Natur und die Landschaft einsetzt, darf sich für die Jahresversammlung passend im Freien in einem Festzelt treffen, wenn auch teilweise geschützt mit Wolldecken.
Die Natur zeigte sich von der höflichen Seite: Sie dankte quasi den Naturliebhabern mit einem eindrücklichen Abendrot.
Das Co-Präsidium Benno Affolter (Aesch LU) und Benno Stocker (Beinwil am See) sorgte für einen äusserst speditiven Ablauf, wobei der Humor nicht fehlte. «Gibt es Fragen zum bebilderten Jahresbericht oder wollt ihr uns einfach loben?» Benno Affolter hatte die Lacher auf seiner Seite, aber den Applaus für den Einsatz ebenfalls.
Die Jahresrechnung schliesst erfreulich mit einem Gewinn. Unverändert bleiben die 15 Hektaren Eigenland, denn im Jahre 2017 konnten keine Grundstücke zugekauft werden.
Die an der Generalversammlung 2017 neu gewählten Vorstandsmitglieder glänzten heuer bereits mit Auftritten. Arno Stöckli erläuterte die neu gesteckten Ziele des Verbands, der sich stärker dem Baugebiet widmen will. Es gelte sich vermehrt den Ortsplanungsrevisionen anzunehmen und sich an den Mitwirkungsverfahren zu beteiligen. Die Schattenseiten des Baubooms sollen in der Öffentlichkeit als Problem dargestellt und wahrgenommen werden.
Vorbereitet wird eine neue Website. Martina Schybli stellte Ausschnitte aus dem Entwurf vor und machte im Festzelt gwundrig. Mit viel Applaus wurde Eduard Schmid verabschiedet. Der begnadete Kommunikator diente 14 Jahre als Aktuar und betreute den Sommervogelpreis. Die Ehrenmitgliedschaft, ein goldener Sommervogel als Anstecknadel und obendrein ein Geschenkkorb, waren reichlich verdient.
Kernige Aussagen zum Bauboom
Architekt Daniel Huber aus Beinwil am See wusste um die schwierige Aufgabe, als er für das Referat angefragt wurde. Er wollte mit seinem Vortrag «Wie wohnen wir zukünftig im Seetal?» keineswegs die bauliche Entwicklung im Tal anprangern. Vielmehr wollte Huber sensibilisieren und zum Nachdenken anregen. Bauen fordert heraus, die Ansprüche sind mannigfaltig.
Der Referent wies beim Thema «Ressource Land» auf einen Satz eines Nigerianers hin: «In meiner Vorstellung ist das Land für den Gebrauch einer riesigen Familie bestimmt, von der viele tot sind, einige am leben und unzählige noch nicht geboren.» Da ist der Bogen gleich gespannt zum eigenen verantwortungsvollen Handeln.
Daniel Huber geizte nicht mit kernigen Aussagen. Es gelte sich engagiert an den Planungsprozessen zu beteiligen, Gemeinschaftsräume zu bilden, die Umweltbelastung durch Bau und Betrieb zu minimieren und die lokale Wirtschaft zu stärken.
Dies sei keineswegs ein Widerspruch: «Wo gebaut wird, soll sich die Qualität für die Natur erhöhen.» Huber ist mit seiner Frische um Ideen oder gar Visionen für ein künftiges Seetal nicht verlegen.