Kunst in Quarantäne, in produktiver Einsamkeit

Beinwil am See Künstlerin Mira Tschäni wurde vom Aargauer Kuratorium ausgezeichnet und arbeitet aktuell in einem Atelier in London.

Das Aargauer Kuratorium dotiert die Arbeit der Seetaler Künstlerin Mira Tschäni mit einem grosszügigen Atelierbeitrag von 18000 Franken. Seit Anfang Januar lebt und arbeitet die Performance-Künstlerin aus Beinwil am See in ihrem Atelier im Osten Londons in produktiver Einsamkeit – zwischen Lockdown, Quarantäne und Ausgangssperre.

«Grosse Vögel fliegen alleine», hielt einst der Philosoph Friedrich Nietzsche fest und frönte damit einem zu seiner Zeit populären künstlerischen Pathos der Distanziertheit, das vor dem heutigen Hintergrund pandemischer Zwangsisolation unromantisch, wenn nicht gar zynisch anmuten mag.

Das «Alleine-Sein» als Triebfeder

Und dennoch: Das «Alleine-Sein» ist dem Künstler eine vertraute, wenn nicht gar notwendige Triebfeder der Schaffenskraft, die ihn nicht selten dazu reizt, sich im kreativen Prozess zeitweise freiwillig in einen Zustand einsiedlerischer Selbstisolation zu begeben.

Am 5. Januar landete Mira Tschäni in London, um ihren sechsmonatigen Atelieraufenthalt in einem im Osten gelegenen Quartier anzutreten. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich die britische Kapitale bereits im Ausnahmezustand eines harten Lockdowns.

Kein London-Feeling

«Es gelten strenge Ausgangssperren, die Geschäfte sind geschlossen und ich musste mich sofort nach meiner Ankunft im Atelier in Quarantäne begeben. London ist wie ausgestorben. Sich ins Zentrum zu begeben, ist untersagt. Das Gefühl von London fehlt. Was bleibt, ist der Blick aus meinem Fenster ins Quartier. Das ist schon alles sehr speziell», schmunzelt Tschäni vom Bildschirm während des Interviews im Videocall.

Doch um Trübsal zu blasen, sieht Tschäni keinen Grund. Im Gegenteil: So löst der Zustand des «Auf-sich-zurück-geworfen-Seins» gar einen kreativen Schaffensschub aus. Zurzeit arbeitet die Künstlerin an einer Sammlung von Tonaufnahmen. Dabei möchte Tschäni Filmmaterial und Aufnahmen im Wasser am Hallwilersee vertonen. Ihr Schlafzimmer habe sie in ein Tonstudio umgewandelt, die dicke englische Matratze diene als Schalldämpfer. Auch ein Cello habe sie gemietet. «Ich fühle mich frei, habe Zeit und kann hier ohne Ablenkung des Alltags fokussiert arbeiten und experimentieren.» Alles sei anders als erwartet, doch den Atelieraufenthalt nicht anzutreten, kam für Tschäni nicht in Frage.

Ein buntes Universum

Mira Tschänis künstlerisches Universum ist eigenwillig, bunt und märchenhaft. In atmosphärischen Installationen vereint sie selbst hergestellte Kostüme, Requisiten, Ess- und Trinkbares sowie selbst gebaute Musikinstrumente, die sich als Teil ihrer künstlerischen Autorenschaft miteinander vereinen.

Der Aufenthalt in London bietet der Künstlerin, neue Klangquellen und Bewegungen durch Worte und Alltagsgeräusche zu entwickeln und dadurch ihre eigene performative Arbeit zu erweitern.

Weitere Informationen zu Mira Tschäni: Internet: www.husmanntschaeni.com; Instagram: @husmanntschaeni.

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