Eskimorolle auf dem Hallwilersee
Meisterschwanden Am 1. September 1991 fand in der Reformierten Kirchgemeinde Meisterschwanden-Fahrwangen die Amtseinsetzung von Philipp Nanz statt. In wenigen Wochen wird er pensioniert. Momentaufnahmen aus dem Leben eines Pfarrers.
Es begann mit einem Anruf. «Nein, eigentlich schon früher», korrigiert Philipp Nanz. «Und etwas kompliziert. Während des Studiums arbeitete ich als Teilzeitassistent von Professor Johannes Heinrich Schmid.»
Dieser sei als Honorarprofessor durch einen Kreis von Spendern getragen gewesen. «Dafür hat er seinerseits Vorträge oder Schulungen für die Vereinsmitglieder gehalten.» Und sein Vorgänger habe in diesem Rahmen Kontakt zu Schmid gehabt.
«Ich bin also eigentlich zweimal empfohlen worden. Und mit dem Anruf bin ich zum Gespräch mit der Kirchenpflege eingeladen worden.» Man habe sich im alten Holzpavillon getroffen. «Und nach nur einer Stunde stand fest, dass sie mich als Pfarrer vorschlagen.»
Philipp Nanz hält einen Moment inne, bevor er weiterspricht. «Ihr Argument war – sie hätten mein Herz für die Aufgabe gespürt. Ein solches Vorgehen ist heute kaum noch denkbar. Ich bin tief dankbar für das Vertrauen, das mir in diesem und vielen folgenden Momenten entgegengebracht worden ist.»
«Als Pfarrer auch Motivator»
Wie würde er heute, mit 30 Jahren Berufserfahrung, die Aufgabe eines Pfarrers beschreiben? «Er hat das Herz bei Jesus Christus und bei den Menschen.» Früher habe die Ausbildung auf den drei Säulen Verkündigung, Unterricht und Seelsorge basiert. Mit den Jahren sei die Gemeindeleitung hinzugekommen. «Heute spielt Animation eine grosse Rolle. Als Pfarrer bin ich auch Motivator einer Gemeinde. Aber egal, was sich ändert, wenn das Herz seinen Platz hat, das Gottvertrauen die Grundlage ist, wird sich immer eine Lösung finden.»
Genau dieses Vertrauen wünscht sich Philipp Nanz für die Reformierte Kirchgemeinde Meisterschwanden-Fahrwangen im kommenden Jahr. «Mit Frédéric Légeret ist mein Nachfolger gewählt.» Für die Position von Nica Spreng laufen die Gespräche. «Es ist eine Zeit der Veränderungen, die ihre Chance braucht. Wer sich dabei getragen fühlt, wird auch die Weisheit finden, das Wirken Gottes zu erkennen.»
Im Seetal bleiben
Welche Visionen hat er selbst für die Zeit nach seiner Pension Ende April? Philipp Nanz lacht, bevor er antwortet: «Ich bin nicht wirklich Visionär.» Da sei der Umzug nach Seengen. «Wir wollten im Seetal bleiben, die Nähe zu den Kindern, der Tochter in Leutwil und dem Sohn in Tennwil, geniessen.» Durch einen klaren Unterbruch, eine wirkliche Pause, wolle er Distanz gewinnen. «Wohin Gott mich dann führt, wird sich zeigen.»
Über die Reformierte Kirchgemeinde Meisterschwanden-Fahrwangen wird wegen ihrer verschiedenen Projekte regelmässig geschrieben. Aber welches Wissen über Philipp Nanz hat noch kein Journalist publiziert?
Er lacht und denkt nach. «Kajakfahrer werden den Begriff der Eskimorolle kennen.» Zuerst bringe man das Kajak per Paddel und Gewichtsverlagerung temporär zum Kentern. Dann hebe man per Paddel den Schwerpunkt der Hüfte an, um das Kajak wieder in die ursprüngliche Lage zu bringen. Philipp Nanz verrät: «Ich habe mehr als eine Eskimorolle im Hallwilersee gedreht. Das könnte man doch noch schreiben.»