Junge Drachenforscher präsentieren ihre Studien
Seetal Tourismus Die Gewinner des Drachenschreibwettbewerbs von Seetal Tourismus sind erkoren. Sie wurden ins Müllerhaus Lenzburg geladen, wo sie ihre Geschichten den Gästen vortragen durften.
Carolin Frei
Auch wenn coronabedingt nur zwei Dutzend Gäste den spannenden Studien der jungen Drachenforscher lauschen durften – dem Zauber rund um die Drachenwesen tat dies keinen Abbruch. Zumal Dan Wiener in der Gestalt des Professors Ambrosius Ferdinand Sigismund Maria von und zu Drachenfels mit seinem Erscheinungsbild zum Ambiente beitrug. Der Professor ist Gründer und Rektor der Hochschule für Drakologie und stammt aus einer alten Familie von Drachenforschern.
Schon früh fühlte er sich seinen Namensgebern verpflichtet und spürte, dass Drachen mehr als nur Fabelwesen sind. Seine Neugier trieb ihn an. Von vielen als Spinner verschrien, liess er sich dennoch nicht von seinem Vorhaben abbringen, nach Drachen im Seetal zu suchen und ihre Lebensweise, Morphologie und Familienzugehörigkeit zu erforschen. Umso mehr freut es ihn natürlich, junge Drachenforscher gefunden zu haben, die seine Leidenschaft teilen und sich an den Studien beteiligen.
Am Drachenschreibwettbewerb haben 33 Kinder vom Kindergärtler bis zum Primarschüler mitgemacht. «Allesamt ganz tolle Geschichten. Das hat der Jury die Auswahl nicht leicht gemacht», sagt Moderatorin Marianne Naunheim. Schlussendlich schafften es sechs Drachengeschichten in die engere Auswahl. In der Kategorie Unterstufe waren es die Storys von Levi, Lian und Nael sowie
Gian-Luca. Bei der Mittelstufe durften Sean, Roniya und Carla ihre Studien vortragen. Ganz zuoberst aufs Podest kamen die Beiträge von Gian-Luca und Carla.
Selbstverständlich wurden alle sechs Drachenforscher vom Professor und von Jurymitglied Jaël Lohri für ihre Arbeit gelobt und mit einem Drachenblutsirup belohnt. Bereits im Vorfeld bekamen die Gewinner Post vom Professor – mit einem Diplom und einem Präsent. Das dürfte sie für weitere Forschungen motivieren.
Die Drachen im Seetal sind nicht normal
Carla, 6. Klasse
Prolog
Es ist zwei Uhr nachts. Ein grosser Mann mit einer Armbrust bewaffnet schleicht zum Baldeggersee. Er schiesst einen Pfeil in den See. Alles bleibt still. Doch plötzlich schiesst eine riesige Kreatur aus dem Wasser. Der Mann hebt instinktiv die Armbrust zielt und … Wie aus dem Erdboden geschossen steht eine Frau vor ihm. Ihr Haar ist voller Algen, ihre Augen sind so pink wie das Stück Stoff, das sie um den Körper gewickelt und mit Gräsern befestigt hat. Der Mann lässt die Armbrust fallen und rennt davon.
40 Jahre später
Gling Glong! An Elenias Tür klingelts. Sie öffnet die Tür und blickt entsetzt und angsterfüllt und auf den zweiten Blick auch ein wenig entzückt zu einem Babydrachen hinunter. «Ich … wollte Sie nicht einschüchtern, Miss», sagt die leise, piepsige Stimme des Drachen. «Ich dachte, Sie können mir vielleicht helfen.» «Bei was?», fragt Elenia skeptisch. Der Drache sagt: «Es ist wegen ihrer Mutter.» Elenia stockt der Atem. Der Drache piepst weiter: «Sie wurde entführt!» Kaum hat der Babydrache den Satz zu Ende gesprochen, hören sie die Türe aufgehen und Elenias Vater ins Wohnzimmer treten. «Versteck dich», flüstert sie dem Drachen zu. «Wo?», sagt der Babydrache verzweifelt. Elenia packt den Drachen, hievt ihn in den Schrank und schlägt die Schranktür zu. Gerade noch rechtzeitig – ihr Vater steht schon in der Tür. «Wo ist Mama? Ich mach Essen.» Weg ist er. Elenia reisst die Schranktür auf, doch der Drache ist weg. Sie beugt sich ganz tief in den Schrank ... Und plötzlich fühlt sie sich sehr komisch! Sie war nicht mehr im Schrank, sondern im Meer? Vielleicht ist es auch der Baldeggersee? Jedenfalls ist überall nur Wasser. Und da ist eine Höhle. Als sie hineinschwimmt und erkennt, was drin ist, schreit sie auf. Denn da ist eine ganze Drachenfamilie, die nicht gerade böse dreinschaut, sondern eher erfreut. «Hab keine Angst», sagt die wundervolle Stimme der Drachenmutter. Die tiefe Vaterdrachenstimme sagt: «Deine Mutter ist unsere Freundin. Sie ist in Gefahr! Steig auf meinen Rücken», sagt ein Drache. Elenia klettert auf das grosse Tier. Der Drache fliegt ohne Mühe los, obwohl sie immer noch im Wasser sind. Erst jetzt bemerkt Elenia, dass sie ohne Mühe atmen und reden kann. «Sag uns, wo wir hinmüssen!», ruft der Drachenvater. «Woher …» «Konzentrier dich! Du weisst es!», unterbricht er Elenia. Sie strengt sich ganz fest an und plötzlich sieht sie ein klares Bild vor sich. «Wir müssen zu dem Riesenkraken, er hält meine Mutter gefangen!» Die Drachen beschleunigen und Elenia ruft immer wieder Anweisungen. Bald sind sie am richtigen Ort. Elenia rutscht vom Drachenrücken und sucht nach ihrer Mutter. Wie aus dem Nichts steht der Riesenkrake vor ihr. Mit ihrer Mutter in einem der langen Tentakel. Er packt auch Elenia. Plötzlich schiesst ein gelber Lichtblitz aus Elenias Hand und trifft den Kraken mitten ins Gesicht! Er kippt um und lässt los. «Ist er t-tot?», stammelt Elenia. «Ich denke nicht, aber seine Erinnerungen werden gerade gelöscht. Er wird uns sicher nichts mehr tun», sagt der Babydrache. Als Elenia das hört, ist sie sehr erleichtert und umarmt endlich ihre Mutter. «Ich habe noch so viele Fragen und du siehst irgendwie anders aus», ruft Elenia. Die Augen ihrer Mutter leuchten pink, als sie zu Elenia spricht: «Alles kann ich dir auf dem Nachhauseweg erzählen. Aber eins sag ich dir jetzt schon: Wir sind nicht normal!»
Hypopoppa im Strudel der Zeit
Gian-Luca, 9 Jahre
Der Hypopoppa schwimmt vergnügt im Hallwilersee. Plötzlich wird er von einem Strudel hinuntergezogen. Er landet in einer Wolke. Da sieht der Hypopoppa ein Schloss und sagt begeistert: «Uh, ein Schloss! Da muss ich hin.» Als der Hypopoppa beim Schloss ankommt, fällt der Ritter Knickennase vor Staunen vom Pferd! Der Hypopoppa lacht den Ritter Knickennase so laut aus, dass er Bauchschmerzen vor lauter Lachen bekommt. Da ist Knickennase gar nicht mehr erstaunt, sondern wütend. Der Hypopoppa nuschelt leise: «Ich glaub, es ist besser, wenn ich gehe». Zum Glück ist der Hypopoppa schon weg, bevor Knickennase richtig böse wird. Der Hypopoppa will jetzt zurück zum Hallwilersee und sucht die Wolke, auf der er gelandet ist. Er merkt, dass er im Mittelalter ist und wieder zurück will. Der Hypopoppa sucht und sucht. Endlich hat er die Wolke gefunden. Der Hypopoppa fliegt Vollgas in die Wolke und schreit: «Seetal, ich komme! Juhu!» Der Hypopoppa hat schon seine Badehose an, um in den See zu springen. Doch er fällt auf einen Zug, der ganz weiss ist. Alles ist weiss, abgesehen von den Fenstern in den Häusern. Er ist in der Zukunft gelandet und fragt sich: «War ich so, so lange weg?» Bevor er weiter nachdenken kann, steht schon ein kleiner Junge vor seiner Nase. Er fragt den Hypopoppa: «Was bist denn du? Ein zu gross geratener Hund?» Hypopoppa weiss, dass er nicht in der richtigen Zeit ist. Er läuft umher und hat nicht mal ein Schwimmbad gefunden. Dafür hat der Hypopoppa eine Zeitreisemaschine gefunden. Er geht in den Laden und kauft die Maschine. Dann geht der Hypopoppa in die Zeitmaschine rein und wählt das Jahr 2020. Endlich kann er nach seinem Abenteuer im Mittelalter und in der Zukunft wieder auf dem Hallwilersee schwimmen und den Kindern seine Märchen erzählen.