Das Korsett ist kein Folterinstrument
Seengen: Mit einer aufwendigen historischen Modenschau wurde der Textil-Oktober auf Schloss Hallwyl eröffnet.
Zwar mit Abstand, Präsenzliste und Gesichtsschutz, aber mit rotem Teppich und anschliessendem Apéro wurde im Schloss Hallwyl eine historische Modenschau gefeiert: Zum Auftakt des Textil-Oktobers mit vielen Spezialaktionen wurde unter dem Motto «Von Cotta bis Crinoline» ein Querschnitt durch die Kleiderordnung an den Schauplätzen von Museum Aargau in den letzten zwei Jahrtausenden gezeigt.
Den Auftakt machten die Römer in ihren Rüstungen. Später wurden die Kostüme weniger funktional und widerspiegelten jeweils den Zeitgeist. «Legen Sie ein besonderes Augenmerk auf die Silhouetten», riet Kommentatorin Sarah Caspers dem um den Laufsteg arrangiertem Publikum.
Gezeigt wurden die akkurat rekonstruierten historischen Gewänder von Models als historische Figuren, die vor Jahrhunderten auf den Schlössern Wildegg, Lenzburg und natürlich Hallwyl gelebt hatten. Im Mittelalter, so lernten die Besucher der doppelt durchgeführten Modenschau, wurden die Roben auf den Höfen körperbetonter, die Damen zeigten, was man hat: «Man trägt Weiberspeck.»
Im 18. Jahrhundert sorgten unter den neu aufgekommenen Indienne-Stoffen enge Korsetts für Passform. «Das waren aber beileibe keine Folterinstrumente, wie man heute oft meint», gab die Kommentatorin Entwarnung.