32 Sommer am See – Familie Nyffenegger verabschiedet sich vom Seehotel

Beinwil am See Im Jahr 1993 übernahmen Willy und Christine Nyffenegger das Seehotel in Beinwil am See. Am 21. Dezember wird es ein letztes Mal unter ihrer Leitung die Türen öffnen.

Willy Nyffenegger auf der Terrasse des Seehotels.Foto: Verena Schmidtke

Willy Nyffenegger auf der Terrasse des Seehotels.Foto: Verena Schmidtke

Idyllisch liegt das Seehotel direkt am Hallwilersee.Foto: Verena Schmidtke

Idyllisch liegt das Seehotel direkt am Hallwilersee.Foto: Verena Schmidtke

Ein sonniger Oktobernachmittag, die Terrasse des Seehotels in Beinwil ist gut besucht. Die Gäste erfreuen sich an der wunderbaren Seesicht und den Sonnenstrahlen. Geschickt balancieren Servicemitarbeitende Teller den Tischen entlang. Drinnen sind ebenfalls viele Sitzplätze belegt. Freundlich blickt Willy Nyffenegger an der Rezeption auf.

«Seit 32 Sommern führen meine Frau und ich das Haus», erzählt Nyffenegger lächelnd. Davor habe er in Rupperswil ein Restaurant geleitet: «Ich habe Koch gelernt, ich stehe immer noch in der Küche und bin auch gern Hobbykoch.» Im Jahr 1993 habe Rolf Kasper, der Besitzer des Seehotels, nach einem neuen Pächter gesucht und bei Willy Nyffenegger angefragt. «Wir haben uns dann im ‹Löwen› getroffen und nach einem guten Gespräch waren wir uns einig», erinnert sich der Gastronom und betont: «Diese gute Kollegialität besteht bis heute. Das ist wirklich etwas Besonderes, vielleicht sogar einmalig.»

Erlebnisreiche Jahre

Mit der Zeit erfolgten Renovation und Ausbau der Küche sowie eine Erweiterung der Terrasse: «Da haben wir heute 130 Plätze», führt der Seehotel-Betreiber aus. «Dazu kommt der Selbstbedienungsbereich mit gut 100 Plätzen sowie die Stübli im Haus zu je 30 Plätzen.» Hinzugekommen seien zudem Hotelräumlichkeiten in einem Annexbau. «Gelungen und ruhig gelegen», bekundet Willy Nyffenegger. Neben seiner Tätigkeit in der Küche sei er der Allrounder im Haus, schmunzelt er: «Sozusagen das Mädchen für alles. Meine Frau, jahrelang an der Front, zuständig für alle Serviceabläufe und Bankettplanungen, wurde in den letzten Jahren zudem zunehmend für das Büro zuständig.»

32 Sommer Seehotel – da blickt das Ehepaar Nyffenegger auf ein bewegtes Berufsleben zurück. Willy Nyffenegger erklärt, er arbeite nach wie vor gern in der Küche. «Da habe ich viele Freiheiten, Fisch hat hier bei uns einen grossen Anteil auf der Speisekarte.» Zudem gehe der Betrieb gern auf Anfragen und Wünsche der Kundinnen und Kunden ein. Spannend seien beispielsweise Grossanlässe in ganz unterschiedlichen Bereichen gewesen wie Hochzeiten im Bankettsaal und Bewirtungen auf Schifffahrten. «Die Idee zum Lunchschiff haben wir mitentwickelt», teilt er mit. Auch am Donnschtig-Jass, am Seenachtsfest im Jahr 2003 sowie an Dorf- und Jugendfesten sei das Seehotel beteiligt gewesen. Über eine Anekdote kann er heute noch lachen: «Unerwarteter Regen bei einer GV liess die Fische auf den Tellern ein zweites Mal schwimmen.»

Ohne einsatzbereite Mitarbeitende lässt sich so ein Unternehmen nicht führen. Darum unterstreicht Willy Nyffenegger im Gespräch immer wieder die Bedeutung seines Teams. «Gerade im Sommer sind wir auf viele Kräfte angewiesen», erläutert er. «Dann sind wir acht Personen in der Küche und zehn sozusagen an der Front, dazu vier im Hotel. Im Winter sind es weniger Leute.» Nicht wenige der Beschäftigten seien länger als zehn Jahre im Betrieb. Bis vor wenigen Jahren bildete Nyffenegger auch noch aus: «Gut 30 Lernende hatten wir in der Zeit.» Allerdings sei es durch den Saisonbetrieb schliesslich nicht mehr möglich gewesen, die Ausbildungsvorgaben zu erfüllen.

Im Wandel der Zeit

In 32 Sommern habe sich einiges verändert, so Nyffenegger. «Viele Vereine haben inzwischen wesentlich weniger Mitglieder. Die Sitzungen fallen mittlerweile kürzer aus. Und auch das Feierabendbier ist selten geworden.» Zudem gebe es weniger grosse Familienfeiern wie Konfirmationen und Taufen – der gesellschaftliche Wandel mit weniger Bezug zu Kirchen sei durchaus spürbar.

Ausserdem mache es die Bürokratie klassischen Betrieben mitunter schwer, stellt der Gastronom fest. Vieles dauere sehr lang, bis es umgesetzt werden könne. Dazu gebe es mehr und mehr Vorgaben, die schwierig zu erfüllen seien. Tiefgreifend sei die Corona-Pandemie gewesen, der zwischenmenschliche Umgang habe sich verändert.

Der Entschluss, die Führung des Seehotels und der Hallwilersee-Hotels abzugeben, falle ihm und seiner Frau nicht leicht, doch es sei vielleicht Zeit für frischen Wind. Während Aargau-Hotels die Hallwilersee-Hotels übernehmen werde, sei bisher noch nicht klar, wie es mit dem Seehotel weitergeht. Rückblickend merkt Nyffenegger an: «Uns war es immer wichtig, die Waage zwischen Mitarbeitenden und Gästen ausgewogen zu halten.» Wie es für ihn weitergehe, wisse er noch nicht. «Das lasse ich auf mich zukommen, ich muss ja nicht mehr – ich kann», sagt er mit einem Lächeln. «32 Sommer am See, es war eine coole Zeit.» Die Wehmut ist ihm anzuhören.

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