Zurück zu den Wurzeln – Operettenstar Judith Lüpold in Möriken
Möriken-Wildegg Mit der Operette «Der Graf von Luxemburg» feiert die Mezzosopranistin Judith Lüpold ihre Bühnenpremiere im Heimatort ihrer Familie. Was das für die aus dem Berner Oberland stammende Sängerin bedeutet, warum sie Stammbaumforschung betreibt und wieso sie ihre Rolle als Gräfin Chollemüüs als Operettenfigur par excellence bezeichnet – darüber spricht sie im Interview.

Der Name verrät ihre Herkunft Möriken. Aufgewachsen ist Judith Lüpold jedoch im Berner Oberland. Der Grossvater stammt aus der Gemeinde und ist als Zimmermann nach Bern «ausgewandert». Lüpold hat bereits in zahlreichen Opern und Operetten mitgewirkt. In der Operette «Der Graf von Luxemburg» steht sie erstmals im Heimatort ihrer Familie auf der Bühne. Sie erzählt, was das für sie bedeutet.
Bühnenpremiere im Heimatort Möriken: Ist das pures Lampenfieber, grosse Vorfreude oder einfach ein schönes Stück Heimatgefühl?
Ich habe eine grosse Vorfreude. Es bedeutet etwas Besonderes für mich, weil ein Teil meiner Verwandtschaft aus diesem Ort stammt und ich mich für Geschichte sehr interessiere. Einmal habe ich der Gemeinde geschrieben, weil ich einen Stammbaum erstellen und ihn meinem Vater schenken wollte. Das ist mir dann auch gelungen. Ich kenne praktisch das ganze Solistinnen- und Solistenteam und freue mich auf eine tolle Probezeit. Regisseur Simon Burkhalter und ich arbeiten schon lange zusammen, und wir wissen, dass das sehr gut funktionieren wird – das Lampenfieber ist dann an der Premiere da.
Wie sind Ihre Verbindungen zur Gemeinde Möriken heute?
Ich bin sehr interessiert und freue mich, neue Menschen rund um die Operettenfamilie kennenzulernen. Und vielleicht stosse ich am Ort auf Verwandte. Das wäre spannend.
In der neuen Produktion «Der Graf von Luxemburg» der Operette Möriken geben Sie die Gräfin Chollemüüs. Können Sie etwas zu Ihrer Rolle sagen?
Nicht alles, aber einiges. Sie funktioniert als «Deus ex Machina», das heisst, sie gibt dem Stück eine Wende und führt es unerwartet zum Schluss. Kann man so umschreiben. Sie ist anders als die anderen, lustig, schräg, mondän, authentisch, selbstbewusst, vielleicht ertappt sich so mancher oder manche bei gewissen Aussprüchen und ist überrascht. Sie ist eine richtige Operettenfigur. Mehr darf ich nicht sagen.
Welches ist Ihre Lieblingsoperette?
Schwierig zu beantworten. Mir gefällt zum Beispiel «Im weissen Rössl» sehr. Ich mag das ganze Dirndlgedöns und den nicht ganz ernst gemeinten Alpenkitsch. Die Dialoge sind witzig, die Musik richtig gut und lustig. Ich mag auch sehr gerne Operetten von Offenbach. Es hat mehr Rollen für die Mezzo- und Altstimmen in der französischen Operette – die Musik ist super.
Wie sind Sie zum klassischen Gesang gekommen? Gibt es einen speziellen Moment, der diesen Berufswunsch ausgelöst hat?
Im Lehrerinnenseminar waren wir mit der Klasse in Luzern am Theater. Mein Musiklehrer war «Stimmenarzt» und hatte dort ehemalige Patienten. Also kamen wir in den Genuss, in eine Probe vom «Maskenball» zu sitzen, und ein Tenor sang für uns eine Arie. Da realisierte ich, dass mir das schon sehr gefällt.
Sind Sie in einer musikalischen Familie aufgewachsen?
Ich denke schon. Gesungen wurde immer, auch Musik gehört. Aber nicht, dass man zusammen Kammermusik spielte. Ich habe von klein auf gesungen und verschiedene Instrumente gespielt. Mehrere Jahre klassische Gitarre, zehn Jahre Querflöte – ich habe in einem Blockflötenensemble Barockmusik gespielt und war in einem Kinderchor
Haben Sie im Laufe Ihrer Karriere einen besonders prägenden Rat bekommen, der Ihnen heute noch wichtig ist?
Du bist eine Spielernatur: Spiele!
Was machen Sie zum Ausgleich, wenn Sie einmal nicht auf der Bühne stehen oder proben?
Ich muss mich bewegen, brauche zum Ausgleich Sport. Gerne auch draussen. Auch gehe ich immer noch gerne ins Tanztraining. Ich liebe das Lesen, pflege meine Familie und treffe Freunde.
Gibt es ein Lebensmotto, das Sie begleitet oder inspiriert – im Alltag oder vor dem Auftritt?
Ich lebe nicht gerne nach einem Motto, weil sich das Leben laufend verändert, wir uns hoffentlich auch. Wenn ich auftrete, singe und spiele ich von Herzen. Versuche, die guten Momente zu geniessen, pflege ein intensives Leben. Ich denke auch, dass ein freundlicher Umgangston mit den Mitmenschen immens wichtig ist.
Die Operette «Der Graf von Luxemburg» findet vom 18. Oktober bis 28. November im Gemeindesaal Möriken statt. Tickets: www.operette.ch.