Wunde verheilt in 14 Jahren
Niederlenz Bis 16. Dezember liegt das Baugesuch für den Kiesabbau Herrengasse auf. 700000 Kubikmeter Kies lassen sich abbauen. Die Wunde in der Landschaft soll 2033 geheilt sein.

In Niederlenz herrscht eine ungebremste Nachfrage nach Kies und gesucht werden Deponiemöglichkeiten für unverschmutztes Aushub- und Ausbruchmaterial. Statt rund 30000 Kubikmeter pro Jahr, wie einst berechnet, werden gegen 100000 Kubikmeter Kies abgebaut. Mit Folgen: Die Kiesreserven am Standort Niederlenz neigen sich dem Ende zu.
Vor zwei Jahren haben die Ortsbürger vorgesorgt und die an das Abbaugebiet Neumatte angrenzende Herrengasse der Kiesabbauzone zugeschlagen. Vorhanden ist eine Fläche von knapp drei Hektaren und rund 28 Meter Tiefe, wobei die Schutzschicht von fünf Meter zum Grundwasserstrom gewährleistet ist. Der Abbau der rund 700000 Kubikmeter erstreckt sich voraussichtlich von 2020 bis 2027. Ab Mitte 2020 soll mit dem Abbau begonnen werden.
Das Abbauvolumen entspricht dem Rauminhalt von 700 grossen Einfamilienhäusern samt Keller. Da überrascht nicht, dass der Eingriff in die Landschaft als eine tiefe Wunde empfunden wird. Die Baugesuchsunterlagen zeigen aber auf, wie die Grube aufgefüllt und rekultiviert wird. Die Wunde in der Landschaft soll 2033 geheilt sein und als Fruchtfolgefläche genutzt werden.
Fragen umweltverträglich lösen
Am Informationsabend wurden den Anwohnern und Interessierten das Vorhaben und das Baugesuch erläutert. Widerstand war keiner auszumachen. Die beiden Projektverfasser verstanden es darzulegen, wie die verschiedenen Fragen umweltverträglich gelöst werden. Die Herrengasse, die das aktuelle Kiesabbaugebiet vom geplanten trennt, kann nicht verlegt werden, da sich im Strassenkörper die Transportleitung mit einem Durchmesser von 25 Zentimeter vom Grundwasserpumpwerk Hard II nach Wohlen befindet. Die Sicherung oder die Verlegung wäre mit grossen Kosten verbunden. Um die Herrengasse sicher queren zu können, bleibt nur der Bau einer Unterführung, verbunden mit einem Abbauverlust.
Das neue Abbaugebiet Herrengasse wird über die bestehende Zufahrt zum Kieswerkareal in Wildegg erschlossen. Die Anwohner des benachbarten Wohnquartiers werden vor Sicht und Lärm mit einem Erddamm geschützt. Rücksicht genommen werden muss auch auf die beiden Hochspannungsfreileitungen mit den Fundamenten der Masten.
Der Kiesabbau als Eingriff in die Natur ist mit ökologischen Ausgleichsmassnahmen zu kompensieren oder zu minimieren. Vorgesehen sind während der Abbauphase mindestens 15 Tümpel für Amphibienarten wie Gelbbauchunke, Geburtshelferkröte und Zauneid- echsen. Zudem werden mit der Endgestaltung Dauerbiotope realisiert.