«Wir hoffen auf erste Schwingfeste im August»

Hendschiken: Stefan Strebel wurde vor drei Wochen zum höchsten Schweizer Schwinger gewählt. Allerdings ist noch eine Einsprache gegen die briefliche Wahl des 43-jährigen ehemaligen Spitzenschwingers hängig.
Er gehe damit gelassen um und habe Besseres zu tun, als sich um solche Spitzfindigkeiten zu kümmern. Nämlich, die Wiederaufnahme des Schwingsports aufzugleisen.
Zum Interviewtermin erscheint Stefan Strebel keine Sekunde zu früh. Der COO (Chief Operating Officer) der Lenzburger Traitafina AG hat auch in der Coronakrise im Betrieb alle Hände voll zu tun. «Es sind intensive Zeiten», sagt Strebel, «wir haben für unsere 250 Mitarbeitenden Kurzarbeit beantragen müssen.» Das Unternehmen, das unter anderem Wurst- und Fleischwaren sowie Salatsaucen und Fertiggerichte produziert, erwirtschaftet in normalen Zeiten rund 80 Prozent des jährlichen 100-Millionen-Franken-Umsatzes über die Lieferung an Gastronomiebetriebe. «Doch Restaurants und Hotels haben bekanntlich seit März geschlossen. Was das für unseren Geschäftsgang bedeutet, kann man sich leicht ausrechnen», so Strebel.
213 von 241 Stimmen bekommen
Dann wechselt der knapp 190 cm grosse und 110 kg schwere Hüne das Thema und leitet über zum Schweizer Nationalsport. Seine Wahl zum technischen Leiter des Eidgenössischen Schwingerverbands vor rund drei Wochen war zwar eine klare Sache gewesen. Strebel stellte sich als einziger Kandidat zur Wahl und erhielt bei 241 Wahlzetteln 213 Ja-Stimmen.
Ganz über die Bühne ist die Sache doch noch nicht. Grund: Weil wegen der bundesrätlichen Massnahmen aufgrund der Coronakrise keine Abgeordnetenversammlung hatte stattfinden können, musste brieflich gewählt werden. Und da ist die Krux. Strebel: «Eine briefliche Wahl ist in den Statuten des Verbandes nicht vorgesehen.»
Ein 80-jähriges Innerschweizer Ehrenmitglied des Verbandes legte deswegen Einspruch gegen Strebels Ernennung ein. «Er wollte, dass man die Versammlung im März hätte durchführen müssen. Mitten in Corona, ein 80-jähriger Mann! Das muss man sich mal vorstellen», enerviert sich Strebel. Zudem einer, der seit fünf Jahren an keiner Versammlung mehr gesehen wurde.
Wie weiter? Strebel: «Bis zum 22. Mai wissen wir, in welche Richtung es geht.» Klage vor Gericht, Neuansetzung einer Versammlung oder den Fall zu den Akten legen – man wird sehen. So oder so, Stefan Strebel schaut vorwärts. Auf die Frage, wann er die Wiederaufnahme des Trainings- und Festbetriebs im Schwingsport erwartet, meint er: «Ich gehe davon aus, dass wir ab 1. Juli in die Schwingkeller können. Zudem hoffe ich, dass die ersten Feste im August stattfinden.»
Der Sohn tschuttet lieber
Strebel stammt aus dem Freiamt, seine Eltern wuchsen im Wohler Oberdorf auf, wo sie einen Bauernhof führten. Vor elf Jahren zog Strebel mit seiner Familie von Villmergen nach Hendschiken und wohnt dort in einem Einfamilienhaus. «Es gefällt uns wunderbar», sagt er.
Interessanterweise zeigen seine Kinder, Tochter Larissa und Sohn Mario, wenig Begeisterung für den Schwingsport. Der 12-jährige Mario spielt Fussball und geht für GC auf Torejagd. «Jetzt ist ja nicht viel los», so Stefan Strebel, «aber wenn dann das Leben wieder normal funktioniert, wird die Logistik mit Schule, Training und Spielen eine grosse Herausforderung für meine Frau Fabienne und mich sein.»
Auf den stolzen Papa wartet ebenfalls eine neue berufliche Herausforderung. Stefan Strebel wird per 1. Juli bei der Traitafina AG die Nachfolge von CEO Markus Zimmermann antreten.