Wie Staufen wieder zum Rebbaudorf wurde

Staufen Seit 30 Jahren wachsen am Kirchhügel wieder Weintrauben, gehegt und gepflegt von der Rebbaugenossenschaft und einigen Privaten. Am 13. Mai 2010 wurde Staufen als «Aargauer Rebbaudorf» anerkannt.

Rebflächen am Staufberg auf Leinwand gebannt: Ein Werk der Malerin Trudi Zuber. Foto: zvg
Rebflächen am Staufberg auf Leinwand gebannt: Ein Werk der Malerin Trudi Zuber. Foto: zvg

Der Ertrag liege dieses Jahr mit 1900 Kilos unter, die Qualität mit 85 Öchslegrad jedoch durchaus im Durchschnitt, sagt Niklaus Rüttimann etwas bedrückt. Vor allem der Mehltau hat die Bemühungen der Winzer schwer beeinträchtigt. Der ehemalige Rebmeister in der Justizvollzugsanstalt Lenzburg ist der Pionier der heutigen Traubenkultur am Staufberg.

Als Erster legte er anno 1990 am Südhang unterhalb der Kirchenmauer einen vier Aren grossen «Wingert» an. Nach einer längeren Probezeit konnte er 1994 den ersten «Staufberger» kredenzen. Auch vier Hobby-Rebbauern wagten erfolgreich den Versuch: Pascal Furer, Marcel Renold, Emanuel Soldati und Markus Zuckschwerdt. Als grösster Weinbaubetrieb am Staufberg installierte sich ab 1999 dann die Rebbaugenossenschaft.

Renaissance am Staufner Rebberg

Staufen war schon im Mittelalter ein Rebbaudorf. 1688 stellte der Amtmann auf Schloss Lenzburg an die Gnädigen Herren zu Bern das Gesuch, am Staufberg Reben zu pflanzen. Um 1800 befanden sich im Dorf 11 Eigengewächswirtschaften. Mit ihrer Initiative beendeten die Staufner nun eine 85-jährige Durststrecke, was den einheimischen Rebensaft betrifft. Denn 1910 wurde am Staufberg bei «Armenpflegers» die letzte Weinlese durchgeführt und darnach gerodet. Auslöser waren die Reblaus und wirtschaftliche Gründe: Die Hero zahlte für Johannisbeeren und Quitten mehr als für den Erlös aus dem Weinbau. Der Sonnenhang verwilderte zusehends zum Biotop, was indes dem Naturschutz zugute kam.

Im Einklang mit der Natur

«Die Rebbaugenossenschaft bezweckt die Bewirtschaftung des Rebgeländes am Südosthang des Staufberges nach den Grundsätzen der integrierten Produktion mit dem Ziel des biologischen Anbaus. Dies entspricht dem Reglement über die Nutzung und den Unterhalt der Schutzzonen sowie der Natur- und Kulturobjekte der Gemeinde Staufen. Die Genossenschaft produziert qualitativ gute Weine und weitere Rebbauprodukte.» An der Gründung wirkten 92 Genossenschafter mit, heute sind es rund 180, welche 223 Anteilscheine besitzen. Im ersten Vorstand wirkten Emanuele Soldati (Präsident), Markus Zuckschwerdt (Vizepräsident), Alfred Sandmeier (Sekretär), Peter Stutz (Kassier) und Niklaus Rüttimann (Berater) mit. Heute sind es René Sandmeier (Präsident), Samuel Hartmann, Jacqueline Zuckschwerdt, Felix Voser, Ruedi Sandmeier und Hanspeter Friederich.

Neue Sorten

Der Neustart ermöglichte den Anbau von neuen Sorten, welche gegen die vielfältigen Krankheiten gewappnet sind. Rüttimann entschied sich für den roten Regent. Sein Sohn Philipp, auch ein Fachmann, der die Genossenschafter beriet, analysierte den guten Tropfen von 2001 so: «Mittelsatte Farbe, der von Bordeauxrot bis in leicht dunkelrotbraune Reflexe neigt; Viskosität (Herunterfliessen am Weinglas) vorhanden, sehr schön; in der Nase zeigt er feine, fruchtige Komponenten, sie erinnern an Obst, zu erkennen sind reife Pflaumen und Kirschen, leichte Gewürzaromen, die an Cacao, schwarze Schokolade und Nelken erinnern; im Gaumen ist der Weichteil ausgesprochen lang; im Ganzen ein komplexer Wein. Eine resistente, interspezifische Hybride.» Weitere Arten sind der Bianca aus Ungarn, Maréchal Foch, Léon Millot, Seyval blanc und Baco noir. Na denn, Prost.

Degustation der Weine, Traubenjus und Spirituosen am Freitag, 12. November, 15 bis 20 Uhr und am Samstag, 13. November, 11 bis 18 Uhr im authentischen Caveau am Fusse des Staufbergs. www.ruettimann-weinbau.ch.

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