Wenn Kühe online gekauft werden
Brunegg Als während des Lockdowns Anfang 2020 in der Vianco-Arena keine Viehauktionen vor Ort mehr möglich waren, suchte die Vianco AG nach einer Lösung. Sie fand diese schliesslich in einem Online-Tool, das auch jetzt noch rege genutzt wird.
Die Pandemie und die damit einhergehenden Einschränkungen erforderten bei vielen Unternehmen und Organisationen kreative Ideen. So auch bei der Viehhandelsorganisation Vianco AG, die seit 2003 neben anderen Standorten auch eine Auktionsarena in Brunegg hat. Da während des Lockdowns keine Viehauktionen mehr stattfinden konnten, wurde nach neuen Lösungen gesucht.
Zuerst musste die Vianco AG komplett auf Auktionen verzichten, in dieser Zeit setzte sie auf den direkten Handel. Interessenten fanden die Dokumentationen mit Fotos und Informationen über das Vieh auf der Webseite des Unternehmens.
Die optimale Lösung war dies jedoch nicht. «Bei der Auktion sind der Käufer und der Verkäufer für den Preis verantwortlich. Die Preisfindung ist viel transparenter als bei der Direktvermittlung», erklärt Urs Jaquemet, Direktor der Vianco AG.
Der zweite Versuch war erfolgreich
Gemeinsam mit dem Verein Mutterkuh Schweiz fand die Vianco AG einen Anbieter, der bereit war, ein geeignetes Tool für eine Online-Auktion zu erstellen. Im Januar 2021 erfolgte ein erster Versuch mit dem neuen Tool, aber da zu viele Leute online waren, brach das System zusammen und das Tool musste neu konzipiert werden. Der zweite Versuch klappte dann. Die Besitzer fotografierten und filmten ihre Tiere selbst. Mit diesem Material wurde ein Livestream geschnitten, zu welchem Urs Jaquemet die Tiere kommentierte und live online versteigerte. Auch nach weiteren Ideen wurde intensiv gesucht. So wurde etwa überlegt, eine Auktion vor Ort durchzuführen und diese parallel über die sozialen Netzwerke zu streamen, sodass Interessierte auch per Telefon mitbieten könnten. Weil es dabei jedoch einen Zeitverlust von einigen Sekunden gab, wurde diese Variante wieder verworfen.
Gemeinsam mit Mutterkuh Schweiz investierte die Vianco AG weiter in die Entwicklung neuer Online-Möglichkeiten, und dies mit Erfolg. Heute besitzen die beiden Organisationen zusammen ein Tool, mit dem eine Hybrid-Auktion möglich ist und funktioniert, zumindest, solange das Netz mitmacht. Pro Auktion sind ungefähr 100 bis 250 Personen eingeloggt, die Hälfte davon sind Bietende, der Rest sind Interessierte sowie Lieferanten.
Ein grosser Vorteil ist, dass solche Hybrid-Auktionen auch überregional potenzielle Käufer anziehen, schliesslich fällt die für manche lange Anreise weg. Sogar aus dem Tessin und der Westschweiz werde jetzt gekauft, freut sich Urs Jaquemet.
Kein Ersatz für eine Auktion vor Ort
Die Hybrid-Veranstaltungen funktionieren so gut, dass sie weiterhin beibehalten werden. Diesbezüglich drängt sich die Frage auf, ob Online-Auktionen in Zukunft die Auktionen vor Ort ersetzen könnten. Dies kann Urs Jaquemet klar verneinen. «Eine reine Online-Auktion ist nicht die Idee und nur für den Notfall gedacht, falls es wieder einen Lockdown geben sollte.»