Von Heimat und Sehnsucht

Schafisheim Die traditionelle Bundesfeier lockte rund 150 Besuchende – grosse und kleine, junge und alte – auf den Schulhausplatz. Die Festrede hielt Marc Philip Seidel, Direktor und Kurator vom Museum Burghalde Lenzburg.

Rechtzeitig zur offiziellen Festansprache konnten sich die Anwesenden mit schweizerischen und thailändischen Gerichten stärken. Für die Verpflegung waren die Mitglieder vom STV Schafisheim und eine Crew vom Restaurant Eat-Thai Seetal zuständig, für die musikalische Unterhaltung sorgte der Handharmonika-Club Schafisheim unter der Leitung von Bernadette Schlatter. Gemeinderätin Simonetta Cator stellte den Gast persönlich vor.

Marc Philip Seidel ist in Davos aufgewachsen, studierte in Zürich und Barcelona, er war in England und Italien zur Weiterbildung und promovierte in Bern. Seit acht Jahren wirkt er nun schon im Museum Burghalde für die Stadt und die Region Lenzburg. Den Bündner Dialekt hat Seidel aber nicht verloren. Gleich zu Beginn seiner Rede fragte er in die Runde: «Wo ist für Sie ‹Heimat›? Was macht ‹Heimat› aus? Ja, was löst bei Ihnen ‹Heimweh›, aus? Seidel beantwortete die Fragen mit einem kleinen Einblick in seine Tätigkeit im Museum Burghalde, dem früheren Heimatmuseum. Heute ist diese weitsichtige Initiative zum Mehrspartenhaus avanciert und konzentriert sich auf die Bereiche Archäologie, Stadt- und Regionalgeschichte, Industriekultur und Ikonen: «Wir dokumentieren, erforschen und vermitteln letztlich die Erzeugnisse des technischen Fortschritts und die gesellschaftlichen Voraussetzungen in unserer Heimat.»

Karussell und Lampionumzug

«Wo fühlen Sie sich wohl, wann lassen Sie Ihre Seele baumeln? Gelang Ihnen das früher besser?» Laut Seidel leben wir aktuell in einer fantastischen, aber sonderbaren Zeit, wo alles auf Knopfdruck in Fülle verfügbar ist. «Wie war das früher?», fragte er in die Runde, «damals, als wir auf dem Karussell mit Gampirössli auf und ab fröhlich im Kreis drehten, bis die erloschenen Lämpchen mit dem nächsten 50-Räppler wieder zu funkeln begannen wie unsere Augen? Da war doch die Welt noch in Ordnung.» Heute dreht sich unser Karussell schwindelerregend schnell und wird zur Zerreissprobe zwischen persönlichem Lebensentwurf und Weltenlauf. Laut Seidel brauchen wir heutzutage vor allem die Entschleunigung: «Lechzen wir nicht alle nach Raum und Zeit für Musse und das persönliche Sein fern des Treibens, um Gedanken zu wälzen, gedeihen zu lassen, um auszusprechen, was es wirklich wert ist, gesagt zu werden? Um sich Gehör zu verschaffen, weil sich vielleicht für einmal nicht alles um sich selbst dreht, sondern im Zentrum die gesunde, vielfältige und erstarkte Gemeinschaft steht.»

Seidel erwähnte den Kinderlampionumzug, der zum Schluss der Bundesfeier folgte, als Gelegenheit, um uns bewusst zu werden, dass wir unseren Kindern und anderen selbst als leuchtendes Vorbild erscheinen können. «Nehmen wir die funkelnden Vulkane und Raketen als Bild für das Feuerwerk in uns, das uns zu erfüllen vermag. Sehen wir das Augustfeuer als Symbol für Vertrauen und die gemeinsame Wahrheit. Gehen wir mutig voraus, nicht als graue, schwarze oder weisse Schafe, sondern als Teil eines Organismus und zu unserem gemeinsamen Wohl unter der Flagge der Solidarität», beendete er seine Festrede und erhielt dafür einen lang anhaltenden Applaus.

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