Solarprojekt mit Vorbildcharakter

Staufen Die Wohnbaugenossenschaft Lenzburg und die Solar Staufen AG realisieren ein neuartiges Solarkraftwerk auf den Dächern der Fünflindenstrasse. Mit vertikal aufgestellten, bifazialen Modulen wird ein Pilotprojekt umgesetzt, das in der Region einzigartig ist – und nicht nur Strom liefert, sondern auch Lebensraum für Pflanzen und Insekten schafft.

Blick auf die bifaziale Photovoltaikanlage auf den beiden Mehrfamilienhäusern.Foto: zvg

Auf den Flachdächern der Mehrfamilienhäuser an der Fünflindenstrasse in Lenzburg entsteht derzeit ein ganz besonderes Solarprojekt. Statt wie üblich geneigte Photovoltaikmodule zu installieren, setzt die Solar Staufen AG auf eine vertikale Aufständerung mit sogenannten bifazialen Solarmodulen – Modulen, die auf beiden Seiten Strom produzieren können. «Die Vorteile dieser Bauweise kommen auf den 900 Quadratmetern Dachfläche voll zum Tragen», erklärt Andreas Strebel, Verwaltungsrat Solar Staufen AG. Die Anlage ist nicht nur wegen der Bauweise ein Novum in der Region. «Aktuell kennen wir in der Schweiz nur wenige vergleichbare Projekte, etwa eine Testanlage der ZHAW in Winterthur oder die Autobahnüberdachung in Zofingen», ergänzt Projektleiter Daniel Lüscher, ebenfalls Verwaltungsrat der Solar Staufen AG.

Die Solar Staufen AG sieht es als Pilotprojekt: «Unser Bestreben ist es, neue Möglichkeiten zu testen, die Bevölkerung zu motivieren und aufzuklären.» Ein besonderer Vorteil der vertikalen Installation: höhere Erträge im Winter. «Die tief stehende Wintersonne trifft mit einem flacheren Winkel optimal auf die senkrechten Module. Zudem bleibt kein Schnee liegen, der die Produktion blockieren könnte.»

Strom und Lebensraum auf dem Dach

Doch die Anlage produziert nicht nur Strom. Da die Module mit rund 40 Zentimetern Abstand zum Boden montiert werden, bleibt Platz für eine grosszügige Dachbegrünung. Geplant sind ökologisch wertvolle Elemente wie Sandinseln, ein kleiner Regenwasserteich und Totholz als Lebensraum für Insekten. «Diese Begrünung speichert Regenwasser und gibt es durch Verdunstung wieder ab – das kühlt im Sommer die darunterliegenden Wohnungen und wirkt im Winter wärmedämmend», so Lüscher Die Solaranlage mit einer Leistung von 117 Kilowatt-Peak soll künftig rund 96000 Kilowattstunden Strom pro Jahr produzieren. Der Strom wird im Rahmen eines virtuellen Zusammenschlusses zum Eigenverbrauch direkt an die Mieter weitergegeben. Wie viel tatsächlich vor Ort genutzt wird, hängt vom individuellen Verbrauchsverhalten ab – «einige Mieter haben bereits grosses Interesse gezeigt und sich über die Aussicht auf günstigeren Strom gefreut.»

Ein Schritt näher an die Klimaziele

Finanziell ist die Anlage so ausgelegt, dass sie sich innerhalb von 20 Jahren amortisiert. «Wir suchen immer die Balance zwischen Nachhaltigkeit, Innovation und Wirtschaftlichkeit», betont Lüscher. Auch die Behörden standen dem Projekt positiv gegenüber: Die Baubewilligung wurde ohne Einschränkungen erteilt. Die Bauarbeiten sollen im Mai abgeschlossen werden. Für die Solar Staufen AG ist es nicht das erste Projekt dieser Art mit der WGL – bereits 2018 realisierten die beiden Partner eines der ersten ZEV-Projekte im Esterli-Flöösch-Quartier. Und die Hoffnung für die Zukunft? «Wir wünschen uns, dass Solarenergie und andere nachhaltige Lösungen künftig noch stärker in Neubauten und Renovationen einbezogen werden – auch hier in der Region Lenzburg.»

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