Recyclingcenter laufen auf Hochtouren

Region Die Schweiz hat die Nase vorn im Recyceln von Abfällen. Abfallprodukte werden intensiv gesammelt und deren Ausgangsmaterialien werden zu Sekundärrohstoffen. Die Nutzung dieser Stoffe schont natürliche Ressourcen und leistet einen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung.

Alles unter einem Dach: Übersichtliche Verkehrsführung im Recycling Paradies Hunzenschwil. Foto: Peter Winkelmann

Alles unter einem Dach: Übersichtliche Verkehrsführung im Recycling Paradies Hunzenschwil. Foto: Peter Winkelmann

Vielfältige Entsorgungsmöglichkeiten: Marcel Amsler und Betriebsleiter Sascha Amrein vor der Kartonballenpresse. Foto: Peter Winkelmann

Vielfältige Entsorgungsmöglichkeiten: Marcel Amsler und Betriebsleiter Sascha Amrein vor der Kartonballenpresse. Foto: Peter Winkelmann

Korrekt entsorgen leicht gemacht: Im Gratisbereich der Recycling-Oase in Niederlenz kann der Kunde ganz nah an die Container fahren. Foto: Peter Winkelmann

Korrekt entsorgen leicht gemacht: Im Gratisbereich der Recycling-Oase in Niederlenz kann der Kunde ganz nah an die Container fahren. Foto: Peter Winkelmann

Führt vier Recyclingcenter: Karin Bertschi ist zufrieden mit dem Geschäftsgang 2020. Foto: Peter Winkelmann

Führt vier Recyclingcenter: Karin Bertschi ist zufrieden mit dem Geschäftsgang 2020. Foto: Peter Winkelmann

In der Region gibt es zwei grosse Sammelstationen: Das Recycling-Paradies in Hunzenschwil und die Bausort-Recycling-Oase in Niederlenz. Dazu bieten viele Gemeinden über ihren Werkhof die Möglichkeit, zu bestimmten Zeiten kleinere Mengen Altmaterial gratis oder zu einem bescheidenen Unkostenbeitrag zu entsorgen.

Während des ersten Lockdowns im Frühling gab es im Recycling-Paradies einen spürbaren Besucherrückgang. Karin Bertschi, Geschäftsinhaberin des Recycling-Paradieses in Hunzenschwil und Sammelstellen in Muri, Spreitenbach und Reinach, konnte danach aber eine stete Zunahme verzeichnen: «Jetzt, im zweiten Lockdown, wurden offensichtlich langfristige Bauten in Angriff genommen, denn es wurden vermehrt Badezimmerplättli, Gartenplatten und ähnliche Materialien entsorgt. Es scheint, als wolle man sich langfristig zu Hause heimelig einrichten», sagt die Geschäftsinhaberin.

Schutzmassnahmen angepasst

Marcel Amsler, Geschäftsführer der Recycling-Oase, stellte hingegen einen grösseren Zulauf fest, was auch einen Mehraufwand in Bezug auf Schutzmassnahmen mit sich brachte. «Im Gratisbereich verzeichneten wir eine Zunahme. Aber im für uns ebenso wichtigen Geschäfts- und Industriebereich wurde deutlich weniger angeliefert», betont er. Die Firma Bausort AG ist seit 1990 auf dem Markt, 2019 zog die Firma von Hunzenschwil weg in den Oase-Neubau an der Industriestrasse 7 in Niederlenz.

Aus der Not – selber kochen ist «in»

Viel mehr Verpackungsmaterial kommt laut Bertschi seit Wochen aus dem Haushalt. Die Zunahme etwa von Raviolibüchsen oder Energydrinks, aber auch Plastikverpackungen von Gemüse und Fleisch sowie Altglas betrug im Recycling-Paradies rund 20 Prozent. Karin Bertschi: «Es wird auch mehr gelesen. In unserer Tauschbibliothek wechseln aktuell viele Bücher den Besitzer. Und – Papier aus der Homeoffice-Tätigkeit sowie Heftli und Zeitungen füllen die Altpapiercontainer viel schneller.»

Auch in der Recycling-Oase in Niederlenz ist aktuell im Gratisbereich viel los: «Die Container sind schneller voll und müssen rasch ausgetauscht werden. Nur unter der Woche ist es ruhiger. Uns fehlen die spontanen Kontakte mit der Kundschaft», sagt Amsler.

Entsorgen leicht gemacht

Das Prinzip in der Recycling-Oase ist sehr kundenfreundlich. Mit kostenpflichtigem Material – Sperrgut, Holz, allgemeinem Abfall – kann der Kunde mit dem Auto bequem über die Einfahrtswaage zur Sortierplatte in der Halle fahren. Dort wird beim Ablad geholfen und über die Ausfahrtswaage Nord geht es danach zur Bezahlung.

Auch in Hunzenschwil kann kostenpflichtiges Sperrgut angeliefert und entsorgt werden. Kleinere Mengen können auf das Laufband gelegt werden, danach wird gewogen und das Material «verschwindet» im grossen Loch. «Für grössere Mengen bieten wir auch einen Abholdienst bei den Kunden zu Hause an», verweist Karin Bertschi auf einen weiteren Service.

Die Recycling-Oase in Niederlenz hat zudem die Funktion und den Betrieb der Bezirks-Kadaversammelstelle des Werkhofs Lenzburg übernommen. Somit können unter strengen hygienischen Vorgaben auch Tierkadaver vorbeigebracht werden.

Bewusst konsumieren, Abfall vermeiden

Beide Recyclingcenter laufen trotz dem Lockdown auf Hochtouren. Doch die einfachste, zeitsparendste und günstigste Entsorgung ist und bleibt die Abfallvermeidung. Ganz nach dem Motto: Bewusst konsumieren, sodass möglichst wenig Abfall entsteht.

Wie präsentiert sich die Entsorgungssituation in den Werkhöfen Seengen und Seon?

«Wir bekamen 2020 einen Drittel mehr Karton, der uns zum Entsorgen vorbeigebracht wurde», sagt Alex Siegrist vom Werkhof Seengen. Früher habe es drei Wochen gedauert, bis der Karton-Presscontainer voll war. Nun sei dies alle zwei Wochen der Fall. «Das sind gut fünf Tonnen, und dies allein für Seengen», betont der Werkhofleiter.

Im Frühjahr, beim ersten Lockdown, sei zudem eine deutliche Zunahme von Sperrgut feststellbar gewesen. «Dass da Keller und Estriche gröber ausgemistet wurden, war mehr als augenfällig», sagt Siegrist. Sperrgutabfälle seien auch im Herbst, beim zweiten Lockdown, wieder angestiegen, wenn auch nicht mehr so drastisch. «Dafür hat im Gegenzug die Flut an Altpapier abgenommen. Kein Wunder, werden doch die Zeitungen immer dünner und auch das Werbematerial wird nur noch sparsam gestreut», sagt Siegrist.

Abfall sei auch bedeutend mehr von den öffentlichen Abfallkörben zusammengekommen. «Weil man ja schon im Frühjahr/Sommer nicht mehr auswärts essen oder in den Ausgang gehen konnte, zog es viele Menschen an den Hallwilersee, in die öffentlichen Badis», sagt er. Dort wurde dann gepicknickt, gefeiert – mit entsprechendem Leergut. Dies wurde zwar meist fein säuberlich in den Abfallkübeln deponiert. «Aber es war halt viel mehr als normalerweise», betont Siegrist.

Ganz allgemein könne man den Menschen jedoch ein Kränzchen winden, sie würden den Abfall entsorgen, wie es sich gehört. Die berühmten Ausnahmen würden halt leider in einer Gesellschaft immer dazugehören.

Nicht ganz so überrannt mit Karton und Sperrgut wurde der Werkhof Seon. «Eigentlich war die Entsorgungssituation von der Menge her vergleichbar wie die Jahre zuvor», sagt Philip Stevens, Werkhofmitarbeiter. Ob mehr Dosen und Flaschen in den offenen Sammelstellen deponiert wurden, sei schwierig zu eruieren. Bei den Büchsen seien es jedoch sieben Prozent mehr als letztes Jahr. Man habe ebenfalls mitbekommen, dass der Lockdown genutzt wurde, um zu Hause auszumisten. «Uns kam immer wieder zu Ohren, dass dies und jenes genau aus diesem Grund bei uns lande», sagt Stevens. Auch in Seon halten sich die Menschen beim Entsorgen an die Regeln, mit den berühmten Ausnahmen.cfr

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